Im Gemeinschaftsraum schliefen die Rumtreiber. Sirius und James saßen aneinander gelehnt auf einem Sofa, Peter lag auf einem Sessel. Bubble stürzte sich auf den schwarzhaarigen Frauenheld.
„Sirius, wach auf! Carolin und ich fahren jetzt. Du musst auf Wiedersehen sagen", mauzte der Minitiger. Sirius grummelte leise. Meine Katze sprang weiter auf dem Rumtreiber herum.
„Bubble, lass Sirius in Ruhe. Er hat die ganze Nacht nach mir gesucht. Jetzt lass ihn schlafen."
„Schlaf gut, Onkel Sirius." Die Katze leckte ihm über die Wange, dann kam sie wieder zu mir.
„Marlene, sag ihnen bitte ich schreibe ihnen heute Abend."
„Mach ich und hör auf, deine Kräfte zu nutzen." Wir kletterten aus dem Portraitloch.
„Einen Rucksack? Werde ich informiert?", rief uns die fette Dame nach. Wir ignorierten sie einfach.

Im Büro wurden wir schon erwartet. Die Professorin wartete dort mit Professor Dumbledore.
„Guten Morgen." Die beiden Professoren lächelten uns an.
„Sie werden mit einen Portschlüssel reisen, Miss Sanders", erklärte Professor Dumbledore. Ich seufzte leise. Magische Transportmittel hießen fast immer, dass mir am Ende Übel war. Mit dem Motorrad würde es zwar länger dauern, aber dafür wurde einem nicht schlecht. Also eins zu null für die Muggel.
„Haben sie schon einmal einen Portschlüssel genutzt?" Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte es auch nie bereut, dass mir die Erfahrung erspart geblieben ist. Ich mochte schon kein Seit an Seit apparieren, da konnte ein Portschlüssel nicht besser sein.
„Sie müssen den Portschlüssel berühren. Dieser bringt sie dann direkt nach Hause." Ich nickte. Der Professor nahm eine Feder.
„Portus."
„Wir sehen uns in 7 Tagen." Marlene nahm mich in den Arm.
„Ja, tun wir."
Ich ergriff den Portschlüssel. Bubble auf meinem Arm kuschelte sich eng an mich. Im nächsten Moment hatte ich das Gefühl, am Bauchnabel in die Luft gerissen zu werden. Ich verlor den Boden unter den Füßen und hatte das Gefühl durch die Luft gewirbelt zu werden. Mein Finger klebte an der Feder. Wütende Böen zerrten an Bubble und mir und man sah überall Farbspiralen. Meine Augen verbesserten sich, doch anstatt, dass ich scharf sah, wurde mir verdammt schlecht.
Ich kam unsanft auf dem Boden auf. Meine Beine drohten nachzugeben. Mit viel Mühe hielt ich das Gleichgewicht. Bubble befreite sich von meinem Klammergriff. Ich sah mich erstmal richtig um. Ich stand auf der Bühne unseres Zeltes. Nervös klammerte ich mich an meinem Rucksackträger fest, während mir die ganze Zeit nur ein Satz durch den Kopf ging. „Nicht kotzen."
Bubble stupste aufmunternd mein Bein an.
„Alle warten bestimmt schon", mauzte sie aufgeregt. Seufzend setzte ich mich in Bewegung, während ich mein Mantra im Kopf immer wieder wiederholte.

Der Platz, auf dem meine Familie momentan kampierte, sah aus wie schon tausend andere Plätze zuvor, wo wir für ein paar Wochen gewohnt hatten. Die Wohnwagen, das Zelt, die Koppel, doch das Gelächter meiner Verwandten fehlte. Die 4P kamen nicht aus dem Hinterhalt um mir von ihrer neuen, verrücktem Idee zu erzählen, Mathilda versuchte nicht, die kleine Elaina zu bändigen, es lagen nirgendwo Barbiepuppen herum und die Gewissheit, dass meine Grandma nicht plötzlich um die Ecke kommen würde, versetzte mir einen Stich.
Bubble lief zielsicher auf den Wohnwagen meiner Großeltern zu. Wir waren noch ein paar Meter entfernt, als die Tür aufgerissen wurde.
„Carolin!" Samuel umarmte mich. Dabei hob er mich hoch, sodass meine Füße in der Luft schwebten. Ich vergrub mein Gesicht an seinem Hals.
„Du bist wieder da."
„Ich habe dich vermisst, Großer." Ich schloss kurz die Augen um den vertrauten Geruch von Pferd, Katze und Samuels Shampoo einzusaugen. Zu Hause.
Ich wurde wieder auf den Boden gestellt.
„Die anderen sind auch drinnen." Er zeigte zur Tür. Ich nickte langsam. Gleich würde ich meine Familie wiedersehen, auch wenn sie jetzt um eine Person kleiner war.
Samuel nahm meine Hand und zog mich mit rein. Drinnen war die Stimmung noch bedrückter als draußen. Die Jüngeren weinten alle, genauso wie Grandpa Carl und mein Vater. Die anderen sahen so aus, als würden sie gleich wieder anfangen. Meine Kehle wurde wieder zugeschnürt. Die einzige Person, die nicht wirklich traurig war, war Elaina.
„Pscht. 'andma Marina schlafen." Dazu legte sie ihren Finger auf den Mund. Mir stiegen Tränen in die Augen. Sie würde nie wieder aufwachen.
Samuel bugsierte mich zu meinen Eltern auf den Boden. Das Wohnzimmer war nicht für die ganze Familie ausgelegt. Dad zog mich in eine feste Umarmung. Er machte keine Anstalt mich je wieder loszulassen. Ich kuschelte mich an ihn und ließ meinen Tränen freien Lauf.
„Nich' weinen!" Elaina löste sich von ihrer Mutter. Sie setzte sich auf meinen Schoß und versuchte meine Tränen wegzuwischen. Dabei summte sie ein Lied, das ich ihr immer vorsang, wenn sie weinte. Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Mein kleines liebes Mädchen.

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