54- Junkies

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Leiser diesmal kamen sie im zweitem Stockwerk an.

An den Wänden lagen alte Matratzen, Schlafsäcke und Decke, auf einigen davon saßen oder lagen Menschen, Männer und Frauen in fast jedem Alter, und sahen sie nervös an.

"Seid ihr Cops?", fragte eine Frau mitte vierzig verängstigt, doch eine jüngere Frau, kaum älter als sie, lachte auf.

"Sieh die dir doch an, Naomi. Die sehen aus wie gerade aus der Grundschule entlassen.", keifte sie und fixierte sie misstrauisch.

"Was wollt ihr?"

Max öffnete den Mund, doch kein Wort kam heraus.

"Keinen Ärger, auf jeden Fall. Und wir sind keine Bullen, ihr könnt euch beruhigen. Ist hier irgendwo ein Dealer? Ich- Bitte, ich halte das nicht mehr lange aus.", sagte Isaac, und Max starrte ihn überrascht an.

Seine ganze Körperhaltung hatte sich verändert, seine Stimme flehte, und er sah erbärmlich aus.

Ein Mann deutete in einen anderen Teil des Raumes, wo weitere Leute saßen, die jedoch nichts von ihnen mitbekommen zu haben schienen.

"Vi-Vielen Dank. Wirklich. Danke.", säuselte Isaac mit Hundeaugen und lächelte charmant.

Max verdrehte die Augen, doch er konnte seine Unzufriedenheit nicht allzu lange ausdrücken, denn er wurde am Ärmel mitgerissen.

Die anderen Menschen schienen hauptsächlich allezu schlafen, oder sie waren so zugedröhnt dass ihnen alles egal war.

"Stotterer, hast du je Drogen genommen? Oder gekauft?", fragte der Große mit einem leicht arrogantem Lächeln.

Max schüttelte den Kopf und sah sich die Junkies genauer an.

Er hatte wirklich noch nie welche genommen oder gekauft. Außer natürlich man zählte Alkohol und Nikotin dazu.

Von der Lagerhalle hatte er nur durch Zufall erfahren, als er einmal nicht nach Hause wollte und sich einen Ort zum übernachten suchte.

"Nun...Dann bin ich hier der erfahrendere. Ist das ein Wort? Egal. Ich denke, die werden uns ignorieren, solange wir uns ruhig verhalten.", meinte Isaac mit zusammen gekniffenden Augen.

Er hatte recht. Die meisten schliefen, oder starrten in Luft.

Manche lächelnden und unterhielten sich leise, versunken und träumend in ihrer eigenen kleinen Welt.

"Ich tippe auf Heroin.", flüsterte der Blonde, als Max versuchte unauffällig Bilder mit seinem Handy zu machen.

Nicht von den Menschen, sondern von den besprühten Wänden, rot, grün, blau und schwarz auf grau.

Leeren Flaschen, Erbrochenes, Spritzen und leere Tütchen.

Je länger sie da waren desto kälter und dunkler wurde es.

"Schon traurig, oder? Wie Menschen so enden können?", fragte ihn der Blonde leise, und Max nickte zustimmend.

Etwas erbärmlich, antwortete er mit dem Stift.

"Findest du? Ich finde es nur allzu menschlich. Die Flucht vor der Realität, das kann jeder nachvollziehen. Du nicht, Max?"

Zögernd schüttelte der Kleinere den Kopf.

"Wirklich nicht? Du wolltest noch nie weg und einfach vergessen wer du bist? Oder wo du bist? Du hast dich noch nie in etwas so vertieft dass du aufhörtest zu existieren für einen Moment?", wurde nachgehakt.

Und Max dachte an das Gefühl wenn er malte.

Der Rausch, wenn es dunkel war und seine Sinne so geschärft waren, dass er alles hörte.

Wie er vegaß was passieren würde, wenn sein Vater nach Hause kommen würde und er nicht da war.

Er sah weg, und der Junge hinter ihm lachte leise.

"Dachte ich es mir. In gewisser Weise sind wir alle Junkies, auf der Jagd zu vergessen.", murmelte er mehr zu sich selbst, und er hörte sich dabei unendlich traurig an.

We are all perfect, we are all going to dieWhere stories live. Discover now