36- Wütend

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Lily schloss leise die Haustür auf und schlich die Treppen hoch, dann schnell in ihr Zimmer.

Vorsichtig machte sie ihre Tür zu und drehte sich um, dann legte sie den Kopf schräg.

In ihrem Bett schlief schon wer.

Isaac lag dort, in seinen riesigen schwarzen Pullovern, die Haare fielen ihm ins Gesicht, und er schlief.

Lächelnd hockte sie sich neben ihren Bruder und sah ihm ins Gesicht.

Ihr Lächeln wurde traurig.

Er sah so ruhig aus, so verletzlich.

Sanft strich sie ihm die hellen Haare aus dem Gesicht, und sie zuckte zurück.

Die Haut um sine Augen herum war gerötet, er hatte geweint, und seine Lippe war gesprungen, sein Wangenknochen grün und blau geschlagen.

"Dieser Wichser.", knurrte sie und stand schwankend auf.

Lily hatte zu viel getrunken um jetzt zu laufen, sie musste schnell nüchtern werden...

So leise wie möglich schlich sie sich ins Bad, öffnete die Kloschüssel, nahm die Zahnbürste, die schon lange vergessen im Schrank lag und hockte sich vor die Toilette.

Sie hatte das schon öfters gemacht.

Danach duschte sie kalt, und trank Wasser.

Sie brauchte eine halbe Stunde, dann saß sie schon wieder im Bus, das Kinn erhoben und die Augen wütend.

Lily war schon einmal bei Alex gewesen, sie kannte den Weg, und sie wusste wo der Ersatzschlüssel lag.

Sie ließ sich selbst in das riesige Haus und sah sich um.

Es war dunkel, und da sie wenn möglich seinen Vater zu treffen vermeiden wollte, benutzte sie ihr Handy und schlich ihren Weg durch die Zimmer.

Sie landete in der Küche, vor dem Kalender. Alex hatte erzählt, dass sein Vater oft mit seiner Freundin wegfuhr.

Und da stand es tatsächlich.

Vom 14.8.-17.8. mit J. in Wien

"Guter Schnösel.", murmelte sie leise, und schaltete das Licht in der Küche an.

Alex sollte da sein, und sonst wäre nur sein kleiner Bruder hier, und von seinen Geschichten hörte der sich eher an wie ein Lappen.

In diesem Moment hörte sie Glas zerbrechen.

Es war leise, und gedämpft, aber sie hatte gute Ohren.

Ihr Kopf drehte sich zu einer dunklen Holztür neben dem Kühlschrank.

Der Schlüssel steckte.

Das war vermutlich die Kellertür.

Vorsichtig schloss sie die Tür auf, und stockte dann.

"Oh Gott, ich öffne jetzt ernsthaft eine Kellertür, die verschlossen war, weil ich ein Geräusch daraus gehört habe. Das ist so Klischee.", stöhnte sie leise und riss die Tür auf.

Kalte Luft kam ihr entgegen und ihre Haare stellten sich auf.

Schnell schaltete sie das Licht ein, und sah misstrauisch die Treppe herunter.

"Wenn da jemand ist, soll er langsam gehen, sonst hole ich jedes Messer in dieser Küche und schaue wie gut ich werfen kann.", sagte sie drohend.

Jemand lachte, was nicht wirklich beruhigend war, dann taumelte Alex ins Licht.

Selbst aus dieser Entfernung aus konnte sie sehen, dass er nicht gut aussah.

In seinem Gesicht war Blut, und er war unnatürlich blass, seine Lippen blau, und er zitterte unkontrolliert.

"Hey Lily.",  sagte er rau.

We are all perfect, we are all going to dieWhere stories live. Discover now