44- Ice

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Als sie ihn zum ersten Mal sah, dachte Selina, sie würde ihn sich einbilden.

Es war Sonntag, und an jedem Sonntag gab es eine Messe.

Er saß Auf einer der unbequemen Holzbänke, auf denen dein Arsch immer dazu verdammt war einzuschlafen, ganz hinten in der Kapelle.

Isaac.

Er sah anders aus.

Aber er war immer noch auffällig.

"Was starrst du den Neuen so an?", fragte das Mädchen neben ihr, Amelie. "Er ist ziemlich heiß, auf eine Emomäßige weise. Ihr würdet gut zusammenpassen, der Goth und der Emo."

"Er ist schwul.", sagte Selina abwesend.

"Das kannst du aus dieser Entfernung erkennen? Respekt."

"Nein du Idiot, ich kenne ihn.", seufzte Selina genervt.

Amelie konnte unglaublich nervig sein.

Während des ganzen Gottesdienstes starrte die den blonden Jungen an.

Als sie alle durch die große Tür ins freie strömten, war er einer der ersten draußen, und Selina drängelte sich zu ihm durch.

Isaac. Isaac der ihren Bruder abgelenkt hatte, Isaac der nicht zur Beerdigung kam, Isaac den sie nie wieder gesehen hatte.

"Hey, Ice!", rief sie ihm zu als sie hinter ihm stand, und als er sich umdrehte, rammte sie ihm ihre Faust ins Gesicht.

Er taumelte zurück, und sie trat ihm in den Schritt.

Der große Jungen keuchte und stolperte, doch sie war noch nicht fertig. Selina landete mehrere gute Schläge und Tritte, bis er es schaffte die Oberhand zu gewinnen.

Isaac kniete sich auf sie, ihre Arme auf den Boden gedrückt, und sah ihr in die Augen.

Sein ganzer Körper erstarrte, und er sah sie fassungslos an.

"Mason. Du hast seine Augen.", sagte er atemlos und sah ihr weiter ins Gesicht.

"Ich weiß, ich sehe sie jeden Tag im Spiegel. Es überrascht mich, das du seinen Namen noch kennst, ganz geschweige denn von seiner Augenfarbe.", feuerte sie ihm entgegen.

"Ich habe ihn nicht vergessen, ich habe nichts vergessen, Selli.", flüsterte er, und seine Augen waren so traurig wie die ihrer Eltern, kurz bevor sie sich umbrachten.

"Isaac, könntest du bitte von dem Mädchen runtergehen?", unterbrach sie eine alte Stimme, und der Junge gehorchte sofort.

"Es tut mir leid, Schwester Sonja.", entschuldigte er sich und sah seine Schuhe an.

"Das ist schon in Ordnung, mein Lieber. Du siehst mir so aus, als hättest du das meiste abbekommen. Selina, oder?", fragte sie an das Mädchen gewandt, das steinernd nickte und sich aufrappelte.

"Ich denke mal, ihr kennt euch. Glaubt ihr, ihr könnt dieses Wiedersehen feiern, ohne das jemand stirbt. Das würde mir sehr viel Papierkram ersparen.", fragte sie lächelnd, und Isaac nickte.

"Sollte klappen.", murmelte Selina, drehte sich um und ging.

Sie musste jetzt wirklich rauchen, morgen war Montag, und sie würde die Schule wechseln. Zum einen hasste sie es, die Neue zu sein, zum anderen konnte sie dort ganz neu anfangen, als jemand anderes.



We are all perfect, we are all going to dieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt