162. Eine niemals endende Geschichte

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»War das ein "Ja"?«, fragte er vorsichtig und immer noch vor mir kniend. Skeptisch hatte er eine Augenbraue leicht nach oben gezogen, obwohl er ganz genau wusste, was meine Antwort auf diese Frage gewesen war. Dann fing er an zu grinsen, weil er mich mit dieser Frage so eiskalt erwischt hatte und ich einfach nur sprachlos vor ihm stand. Vermutlich freute er sich darüber im Moment sogar mehr, als über das - sowieso sichere - ja.

»Ja«, piepste ich, fast stimmlos. »Ja, das war ein "Ja".« Ich konnte das Wort nun nicht oft genug wiederholen, auch wenn es mehr ein Quietschen als ein Sprechen war, das aus mir heraus kam. »Gott, wie lange hast du das alles schon geplant?«, wollte ich von ihm wissen. Zu ihm auf den Boden sinkend, wanderten meine Hände durch seine Haare in seinen Nacken.

Verschmitzt hustete Harry in seine Hand hinein. »Nicht Gott, Engelchen... Du darfst mich weiterhin gerne Harry nennen.«

»Du bist so doof«, lachte ich und boxte ihn strafend gegen die Brust.

Harry nahm meine Hand. »An ein Leben mit blauen Flecken, werde ich mich wohl gewöhnen müssen.« Er zeigte ein fieses Grinsen, legte es aber auch ganz schnell wieder ab. »Aber das ist mir mindestens schon seit einem halben Jahr klar... Dass ich dich heiraten will, weiß ich eigentlich schon, seit wir uns hier begegnet sind... Was heißt wissen, es war mehr so ein Gefühl. Und es gab immer wieder Momente, in denen ich mich gefragt habe, worauf wir eigentlich warten. Aber seit dem Zugunglück, dem du, Oma Elisabeth sei Dank, entkommen bist, denke ich wirklich ernsthaft über eine Hochzeit nach.«

Ich konnte nicht aufhören, Harry bewundernd anzustarren. Vor mir... das war wirklich mein zukünftiger Ehemann. Alle Träume meiner Kindheit, hatten nun Gestalt angenommen. Wie oft hatte ich mich früher gefragt, wie mein Leben später einmal verlaufen würde und wie der Mann meiner Zukunft wohl aussehen wird. Nun kniete er vor mir. Anstatt ihm irgendetwas zu antworten, wollte ich ihn küssen.

»Warte!«, stoppte er mich.

Ich schaute zwischen uns nach unten, um ihn dabei zu beobachten, wie er aus seiner Hosentasche etwas hervorfummelte. Ein bordeauxrotes Säckchen aus Samt kam zum Vorschein. Harry lockerte die silbrige Kordel, die daran befestigt war, und kippte einen eleganten Ring auf seine Handfläche. Es war ein relativ schlichter Ring aus Weißgold, nahm ich an. Vielleicht war es auch Silber.

»Komm... Gib Pfötchen«, verlangte er von mir, als ich mich nicht rührte. So verheult wie ich war, konnte ich kaum lachen. Außerdem war ich jetzt diejenige, die nicht aufhören konnte zu zittern. Und als mir Harry den Ring an den Finger steckte, brach alles aus mir heraus. Ich heulte vor Rührung, vor Überwältigung, vor Freude und vor Glück, als ich erkannte, wofür der Ring tatsächlich stand.

Filigran schnörkelte sich an seiner Oberseite eine langgezogene, liegende Acht, die zu ihren Enden eher spitz als rund auslief. Es waren die beiden Nullen aus unserer schicksalhaften Rechnung und das Zeichen unserer grenzenlosen und niemals endenden Liebe zueinander.

»Gefällt er dir?«, fragte Harry. Meine Stimme war schon lange wieder in zahlreichen Tränen ertrunken. Harry hatte ganz genau gewusst, dass mir diese Tränen bevorstanden. Außer einem schluchzenden Nicken und einem Schniefen, konnte ich nichts auf seine Frage erwidern. Und ich erinnerte mich an seine Worte, nachdem er meiner Nichte Mia, einen Ring versprochen hatte. »Ich weiß... Eigentlich solltest DU die Frau sein, die irgendwann einen Ring von mir bekommt. Aber ich verspreche dir hoch und heilig: Es werden dann keine Bärchen drauf sein, und der Grund warum du ihn bekommst, wird weitaus romantischer sein.«

»Das ist das Unendlichkeitszeichen, das an meinem Armband fehlt«, wisperte ich mit andächtiger Stimme.

Der Verlobungsring war geziert von drei Edelsteinen. Von zwei größeren und einem kleineren. Alle in einer Reihe, sanft auslaufend von der Mitte zu einem Ende hin. Harry strahlte. »Ich habe dir doch versprochen, dass ich mir dafür noch etwas einfallen lassen werde. Und das hier...« Er tippte auf die beiden größeren Edelsteine. »...das sind wir beide.«

The Story Of Our Life - Fata Viam Invenient | Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt