39. Alleine im Büro

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»All Star Security Limited. Mein Name ist Paul Higgins«, stellte sich die männliche Stimme, am anderen Ende der Leitung, bei mir vor. »Harry hat dir bestimmt erzählt, dass ich mich heute bei dir melden werde, oder?«

Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich erinnerte mich: »Und wenn ihm gleich jemand den Kopf abreist, dann bin ich das.«

‚Klar... Harrys Kindermädchen.‛

»Ohhh, hi Paul. Ja hat er. Wie kann ich dir helfen.«

Er lachte sympathisch: »Du kannst mir helfen, indem du Harry davon überzeugst, dass er diese Woche besser noch nicht zu dir fliegt. Es fällt mir äußerst schwer den kleinen Nervtöter davon abzuhalten.«

Mein Herz fing plötzlich an zu pochen. Harry wollte zu mir. Dabei klang er immer so ruhig und abgeklärt, wenn es darum ging, wann wir uns wieder sehen werden. Ich musste schmunzeln und freute mich riesig, das auch noch aus einem anderen Mund zu hören, dass er scheinbar genau so viel Sehnsucht hatte wie ich, und dass er alles dran legte, mich möglichst schnell sehen zu können.

Paul wurde etwas ernster. »Aber alleine deswegen wollte ich eigentlich nicht mir dir sprechen.«

»Oh, weswegen dann?«, fragte ich neugierig und spürte einen Hauch von Panik in mir aufsteigen. Was, wenn er mir eine schlechte Nachricht zu überbringen hatte? Was, wenn ich Harry so schnell nicht sehen durfte?

»Angelina ich habe soweit alles geregelt, damit du in Deutschland sicher bist, sollte es nötig sein«, sagte er dann und ich atmete ein wenig auf. »Harry hat mir in den Arsch getreten, damit ich mich mit allem beeile. Und er ist noch unausstehlicher seitdem er weiß, dass eurem Glück im Prinzip nichts mehr im Weg steht. Er bringt mich fast um, weil ich ihm gesagt habe, dass ihr diese Woche bitte noch warten sollt. Ich kenne die Leute aus der Sicherheitsfirma in Deutschland nicht persönlich und würde deinen Ansprechpartner gerne noch kennen lernen und sehen wie er arbeitet, bevor ich den Kontakt zwischen euch herstelle. Aber das sollte nicht deine Sorge sein, da habe ich schon einen Plan. Ich fühle mich einfach wohler, wenn ich mir selbst von allem ein Bild machen kann. Das heißt, von dieser Firma und auch bei dir zu Hause, bevor Harry zu dir nach Deutschland kommt, oder ihr euch gegenseitig besucht und gemeinsam die Welt unsicher macht. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich dich Anfang nächster Woche gerne besuchen kommen, vorher schaffe ich es leider nicht. Aber dann können wir auch über alles Weitere mal plaudern, wenn das kein Problem für dich ist.«

»Klar, warum nicht. Ich hab damit kein Problem. Montag oder Dienstag könnte ich auch von zu Hause aus arbeiten.«

»Das ist absolut super!«, freute er sich. »Das passt perfekt. Halte dir bitte beide Tage frei, wenn du dadurch kein Stress bekommst. Dann sehen wir uns also am... ähm...« Er Stockte. »Anfang nächster Woche. Aber bis dahin bitte ich euch beide, keine blödsinnigen Aktionen zu starten. Harry ist sehr vernünftig. Naja, zumindest kann er das sein, wenn er nicht gerade bis über beide Ohren verliebt ist. Aber scheinbar befindet er sich gerade in einem Ausnahmezustand, bei dem auch ich keine Ahnung habe, was er anstellen könnte. Auf einen von den Jungs aufzupassen kann manchmal anstrengender sein wie eine Horde voller Kindergartenkinder.«

Ich schmunzelte über die Art wie Paul über Harry und seine Kollegen sprach. Aber meine Hände fingen an zu Zittern und mein Herz wurde immer nervöser und unruhiger bei dem Gespräch mit Paul. Es war alles so unwirklich für mich. Ich hatte keine Ahnung von Security und Stars. Irgendwie war es merkwürdig das ganze absegnen zu lassen. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, das bei seinen Eltern um Erlaubnis fragen musste, ob es alleine draußen spielen gehen durfte. Und so langsam bekam ich eine Ahnung davon, warum Paul sich als Kindermädchen vorgestellt hatte. Aber immerhin ging es darum, dass ich Harry wieder sehen konnte. Und als wir aufgelegt hatten, fragte ich mich, warum Paul eigentlich ganze zwei Tage benötigen würde, um sich "ein Bild" von allem zu machen, wo er doch angeblich schon alles geregelt hatte. Aber im Gegensatz zu mir, würde er schon wissen was er tat. Ich vertraute ihm irgendwie. Harry schien ihm blind zu vertrauen, also tat ich das auch.

Mit leicht erhöhtem Puls hielt ich immer noch das Telefon in der Hand und ließ das ganze Gespräch in meinem Kopf noch mal Revue passieren.

Geistesabwesend legte ich das Gerät auf den Tisch und drehte es, mit meinem Zeigefinger an einer Ecke angeschoben, mehrmals im Kreis herum. Auch innerlich versuchte ich etwas ruhiger zu werden und dachte nach. Dabei kam mir noch ein ganz banaler Gedanke...

‚Wenn Paul - anscheinend Harrys Aufpasser Nummer eins - nächste Woche bei mir ist... Wo ist dann Harry?? Und wer passt auf ihn auf?‛

Um mir Klarheit zu verschaffen, öffnete ich meinen Messenger und schrieb Harry an.

[In unserem Kalender hast du keine Ortsangaben gemacht. Wo bist du nächste Woche Harry?] ‚Nee, dann denkt er noch ich will ihn überwachen. Außerdem klingt es viel zu vorwurfsvoll. Pfeil zurück, alles wieder löschen.‛

Ich tippte erneut eine Nachricht. [Sehen wir uns nächste Woche?] ‚Viel zu direkt. Darauf hat er bisher auch nicht geantwortet, dann wird er es jetzt auch nicht tun. Schnell löschen, löschen, löschen.

Ich startete noch einen letzten Versuch und sendete diese Nachricht ab.

Angelina: [Hab eben mit deinem Kindermädchen telefoniert.]

Gleich darauf ohrfeigte ich mich in Gedanken selbst: ‚Oh man Angelina... Wer braucht hier eigentlich das Kindermädchen? Warum fragst du ihn nicht einfach?‛ Ich traute mich nicht.

Eine ganze Weile starrte ich auf das 'zuletzt online...', aber es blieb da stehen. Diesmal kam nichts zurück. Allerdings bemerkte ich irgendwann später, dass er seit unserer letzten Unterhaltung noch mal online gewesen sein musste. Ich überlegte mir, wem er wohl so geschrieben haben könnte und musste daran denken, als Harry bemerkt hatte, dass ich ständig online war als ich mit Jay geschrieben hatte. Auch bei mir machte sich nun etwas Eifersucht breit. Es war wirklich ein ungewohntes Gefühl für mich.

Tief durchatmend legte ich mein Smartphone wieder beiseite und kümmerte mich um die eine oder andere Kundenanfrage. Eigentlich versuchte ich damit auf andere Gedanken zu kommen, doch immer wieder prüfte ich, ob Harry zwischenzeitlich online war ohne mir zu schreiben, und das war er auch. Ich wurde immer unruhiger, dabei war ich gar nicht so der eifersüchtige Typ. Aber warum meldete er sich nicht, wenn er schon Zeit hatte anderen zu schreiben? Zum ersten Mal war ich tatsächlich eifersüchtig, aber das wollte ich ihn nicht merken lassen.

Ich versuchte das quälende Gefühl der Eifersucht weg zu atmen und bemühte mich, meine Gedanken auf die Arbeit zu konzentrieren. Meine Kollegin Moni war schon lange nach Hause gegangen, auch sonst war es recht ruhig hier geworden. Fast zu ruhig, war es, wenn man hier alleine war.

Bei dem Experiment, mich abzulenken, war ich gerade in eine Mail vertieft, da stolperte jemand zu mir ins Büro. Im Augenwinkel erkannte ich Lucas. Ich sah zu ihm auf. Er hatte seine Jacke an. Außerdem hatte er einen Aktenkoffer in der einen Hand, in der anderen baumelten seine klimpernden Autoschlüssel.

»Willst du nicht auch so langsam Feierabend machen?«, fragte er mich.

»Auf mich wartet doch zu Hause sowieso keiner«, sagte ich kopfschüttelnd. »Ich will das noch kurz fertig machen.«

»Wir sind die letzten hier. Schau mal auf die Uhr. Mach nicht mehr so lange Angelina«, verlangte er väterlich.

Ich musste ihm versprechen, dass ich nicht mehr allzu lange bleiben würde. Dann ging er und ich war hier, nicht das erste Mal, ganz alleine. Ich mochte die Ruhe abends eigentlich. Es gab keinen der einen unterbrach, das Telefon war weitestgehend auch still. Aber ich hatte meine Rechnung ohne Harry gemacht.

Mein Herz blieb fast stehen. Ich erschrak...



The Story Of Our Life - Fata Viam Invenient | Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt