126. Tanzende Bärchen

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»Ohhh, hi Harry. Schön dich hier zu sehen«, begrüßte Lucas meinen Freund. Er erhob sich von seinem Arbeitsplatz, bewegte sich, um seinen Schreibtisch herum, auf uns zu und schüttelte ihm freundschaftlich die Hand. Dann sah er mich an. »Hattest du dir nicht frei genommen Lina? Ohne Arbeit hältst du es wohl nicht aus. Oder kommt ihr etwa für ein weiteres Squash-Match vorbei?«, lächelte er und hatte seine Hand an Harrys Ellbogen gelegt, während er mit seiner anderen Hand, wegweisend auf eine kleine Sitzecke für kurze Meetings deutete. »Setzt euch doch«, bat er uns und sprach die ganze Zeit über Englisch, damit es auch Harry verstand. »Ich bin gleich wieder bei euch.« Andeutend hielt er ein paar Unterlagen in die Luft. »Ich muss nur schnell ein wenig Arbeit verteilen.«

Bevor Harry zu der Sitzecke lief und Lucas aus seinem Büro verschwand, fand ich meine Stimme wieder. »Lucas warte! Wir wollten eigentlich gleich wieder gehen.« Mit zwei schnellen Schritten stand ich wieder neben ihm. »Bevor du unseren Abend verplanst... Ich bin nur hier, um mir den Kleinbus auszuleihen. Und um mir noch ein paar Tage länger frei zu nehmen.« Lucas und Harry sahen mich beide mit verschrumpelter Stirn an. Der eine von der einen Seite, der andere von der anderen Seite. Mich nicht ganz so behaglich in meiner Haut fühlend, zog ich unschuldig meine Schultern nach oben. »Also vorausgesetzt, Harry hat nichts dagegen, wenn ich mit ihm und der Crew nach Bern, Turin und nach Barcelona reise«, erklärte ich zaghaft, denn Harry wusste noch gar nichts davon und Lucas fand es sicherlich nicht so toll, dass ich schon wieder Urlaub haben wollte.

»Ach... und ich werde erst gar nicht gefragt, ob das in Ordnung geht?«, moserte Lucas prompt, aber nicht ernst gemeint.

»Nöö«, sagte ich schnell. »Es reicht, wenn du meinen Urlaubsantrag unterzeichnest. Dir bleibt sowieso nichts anderes übrig als "ja" zu sagen.«

Harry sah mich entgeistert an. »Du kommst mit auf Tour? Echt jetzt? Bist du dir sicher?«

Ganz gegen Harrys Erwartungen, hatte ich mich spontan dazu entschlossen, meine Arbeit einfach mal Arbeit sein zu lassen und mit ihm und der Band auf Tour zu gehen, wenn auch nur für ein paar Tage. Aber ich wollte einfach bei ihm sein. Erst Recht nach all dem, was wir heute erfahren hatten. Bezirzend malte ich kleine Kreise auf Harrys Brust und zupfte zwischendurch ein wenig an seinem Shirt herum, während ich mich einschleimend an ihn schmiegte. »Also wenn du dafür sorgst, dass ich da irgendwie mit euch hin komme, dann bin ich dabei«, lächelte ich mit der Absicht, ihn um den Finger zu wickeln. Wenn er schon angeboten hatte, alle Flüge zu zahlen, dann sollte er das jetzt auch machen.

Lucas wedelte, sich verabschiedend, mit der Dokumentenmappe in der Luft herum. »Ok, klärt das mal lieber unter euch bis ich wieder hier bin. Ich brauche nicht lange.«

Wir waren beide kurz durch Lucas abgelenkt, aber dann packte Harry meinen Kopf grob, zwischen beide Hände und drückte mir einen überglücklichen Schmatzer, direkt auf die Lippen. »Und wiiie ich dafür sorgen werde, dass du dorthin kommen wirst. Wir fliegen sowieso mit Privatjets, mach dir darüber also keinen Kopf.« Harry fing an spitzbübisch zu grinsen. »Und soll ich dir verraten, was wir beide da drin machen können, wenn uns langweilig wird?«

Plötzlich hörte ich ein lautes Räuspern hinter mir und drehte mich schleunigst um. Denn diese männliche Stimme kannte ich bestens und sie war alles andere als angenehm. »Ich hoffe doch, Sie zügeln ihre Lust, bis Sie im Flieger sitzen, Herr Styles«, erklang Smirkovs gehässige Stimme, dessen Besitzer wohl Angst hatte, Harry würde direkt hier über mich herfallen, was durchaus möglich gewesen wäre.

Harry wirkte ziemlich unbeeindruckt durch Smirkovs Erscheinung. »Also ich weiß nicht, was Sie mit wunderschönen Frauen in Flugzeugen machen Herr, wie war nochmal Ihr Name?«

»Roman Smirkov«, flüsterte ich Harry leise zu.

»Ach jaa, Herr Smirkov...«, dämmerte es Harry scheinbar wieder. »Ihren Namen wollte ich mir doch eigentlich im Gedächtnis behalten. Haben Sie bitte Nachsicht mit mir. Wissen Sie... Ich lerne sooo viele bedeutsame Menschen kennen.« Die Mundwinkel von Lucas' Erzfeind zuckten niederträchtig bei den Worten "bedeutsame Menschen", zu denen er für Harry offensichtlich nicht zählte. Es musste wie ein Schlag ins Gesicht für ihn gewesen sein. Ich hatte Mühe, nicht laut los zu lachen. Harry hatte den Namen von diesem Arsch sicherlich nicht vergessen und der Punkt ging eindeutig wieder an meinen Freund, genau wie der zweite, denn Harry war noch nicht fertig. »Und ich habe keinerlei Anhaltspunkte, welche... Lust Sie bei mir mutmaßen, Herr, ahm, Smirkov. Aber meine Lebensgefährtin hatte sich gewünscht, dass ich ihr jonglieren beibringe, nur hatten wir bislang leider keine Zeit dafür.« Das war zwar ein wenig gemunkelt, aber ich fand es unterhaltsam, wie sich Harrys Vokabular veränderte, wenn er mit diesem Kotzbrocken Smirkov sprach und ich war mehr als stolz auf ihn, weil er es ihm mal wieder gezeigt hatte.

The Story Of Our Life - Fata Viam Invenient | Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt