81. Harry schaukelt das Kind

3.2K 187 99
                                    

»Mamaaaa!!!«, rief Mia, noch während sie auf uns zu gerannt kam. »Elli will wissen, ob es klappt, dass ihre kleine Schwester nächstes Wochenende bei uns übernachten kann... Bitte, bitte... Darf sie Mama?«, quengelte sie.

»Ja Schatz... Papa und ich haben das schon abgemacht. Hallo Elli«, erwiderte Ninna freundlich. »Gut dass du hier bis, ich wollte deiner Mutter sowieso noch Bescheid geben, dass das in Ordnung geht.«

‚Gut dass sie hier ist???‛ Meine Schwägerin hatte Nerven wie Drahtseile, Mia freute sich jubelnd, weil ihre Freundin hier übernachten durfte, und ich verzweifelte gerade innerlich.

Ellis kleine Schwester war nur ein knappes Jahr älter als Mia. Die beiden waren ganz gut befreundet. Es kam schon mal vor, dass die eine bei der anderen schlief, wenn die Eltern was vor hatten und planten, erst spät nachts wieder nach Hause zu kommen, so wie sie es wohl auch nächstes Wochenende vor hatten. Aber diese Absprachen interessierten mich gerade reichlich wenig. Meine Gedanken waren nur bei Harry, und ich betete, dass Elli ihn nicht entdecken würde, bevor sie wieder verschwand, denn sie stand gerade nicht mit dem Rücken zur Küche. Man konnte nicht die ganze Küche einsehen. Sie war eher halboffen. Optimistisch gesehen, war sie halb geschlossen, und ich versuchte Elli zusätzlich noch die Sicht zu versperren. Unerwartet lehnte sich das Mädchen an mir vorbei. Sie schaute etwas merkwürdig Richtung Küche. Dann nahm sie stirnrunzelnd ihre vorherige Position wieder ein. Man sah ihr an, dass sich ihr Unterbewusstsein gerade den Kopf schüttelte.

»Alles ok bei dir?«, fragte ich. Nicht, weil ich es wirklich wissen wollte, sondern mehr, um sie von Harry abzulenken. »Ist dir schlecht? Soll ich dich jemand nach Hause begleiten?«

»Nein...« Sie wirkte ganz weggetreten. Ein bisschen so, als hätte sie gerade einen Geist gesehen. »Nein, es ist alles ok. Ich dachte nur eben, ich hätte Harry Styles in der Küche gesehen.« Sie hatte wohl selbst gemerkt, wie absurd der Gedanke war.

»Wer ist Harry Styles?«, fragte ich so kühl wie möglich. In Gedanken perlte aber schon der Angstschweiß von meiner Stirn und ich drehte mich nun selbst um, weil Elli immer noch zur Küche starrte. Ich hörte nur ein Poltern aus dieser Richtung, und Schränke, die immer wieder auf und zugingen. Inständig hoffte ich, dass Harry irgendwo in seiner Ecke verschwunden blieb, die wir von hier aus nicht sehen konnten. Denn wenn Elli der Meinung war, gerade nur zu halluzinieren, dann brauchte ich mir wenigstens keine Sorgen um mich und Harry machen. Doch auf einmal erschien Sven in unserem Sichtfeld, der dort gerade eine riesige Schublade, dicht über dem Boden, aufzog und darin herumwühlte. Hinter ihm tauchte Harry auf, der Sven beim Stöbern zuschaute. In Gedanken versuchte ich ihn weg zu scheuchen, doch es brachte nichts. Unsere mentale Gedankenverbindung funktionierte wohl gerade nicht. Und ich hätte meinen Freund wirklich umbringen können, als er seinen Kopf auf einmal zu uns drehte und breit grinste, ohne seine Grübchen zu verstecken. Als wäre das alles nicht schon genug, winkte er uns auch noch munter zu und verschwand dann kurz darauf wieder aus unserer Sicht, weil sich Sven, so wie es sich anhörte, gerade eine andere Schublade vorknöpfte.

»Das ist wirklich Harry Styles von One Direction!«, staunte Elli und wollte zu ihm.

Ich versuchte sie davon abzuhalten. Sie sah aus wie ein Schlafwandler mit leicht ausgestreckten Armen, die magisch von ihm angezogen wurden. Sie selbst wirkte etwas benommen. »Wer ist One Direction?«, fragte ich leicht grimmig, und versuchte es weiterhin auf die 'ich-hab-keine-Ahnung-wen-du-meinst'-Tour. Elli drehte sich kurz zu mir um.

»Mamaaaa!!!«, schrie Sven in genau diesem Moment.

»Ich kümmer mich um ihn«, sagte ich hilfsbereit zu Ninna. »Elli und du habt sicher einiges wegen nächster Woche zu klären.« Daraufhin verschwand ich bei Harry in der Küche. Ich musste unbedingt mit ihm reden. Mit dem Rücken in den Raum gewandt, stand er gerade an der Spüle. Und es dauerte nicht lange, da kamen mir Ninna und Elli hinterhergedackelt, weil Sven natürlich immer noch plärrte.

The Story Of Our Life - Fata Viam Invenient | Harry StylesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt