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Selbst Tage später wusste ich immer noch nicht, was mich geritten hatte, sie so zu berühren. Keine Frau in meinem Leben hatte es bisher geschafft, mich so fühlen zu lassen und doch wusste ich, dass ich ihr nicht noch einmal so nah kommen durfte. Sie war ein Vampir und stand nicht auf derselben Seite wie ich, mal abgesehen davon, dass sie wahrscheinlich gar nichts mit mir zu tun haben wollte, wenn sie wusste, dass ich es gewesen war. Aber es war immer noch so real, ich spürte ihren Körper immer noch an meinem, ihren heißen Atem, bevor sich unsere Lippen vereinigten. War es die Tatsache, dass ich es nicht gerne sah, wenn sie einem anderen Mann schöne Augen machte? War es, weil ich sie einfach nicht als das Monster sehen wollte, das sie eigentlich war?

Ich hatte sie die letzten Tage oft verfolgt, auch wenn ich ihr nicht wieder nähergekommen war, obwohl es so aussah, als wäre sie auf der Suche ... auf der Suche nach mir.

Seufzend beobachtete ich, wie sie wiedermal auf der Tanzfläche stand und ich wusste genau, dass sie sich nur ein weiteres Opfer aussuchen wollte, so wie sie es die letzten Tage immer getan hatte. Sie machte sie scharf und dann drängte sie sie in eine dunkle Ecke, wo sie ihnen ungestört das Blut aussaugen konnte. So oft wollte ich dazwischen gehen und Lillith dazu bringen, dass sie aufhörte, doch irgendetwas hinderte mich immer daran. Ob es die Angst vor ihrer Stärke war, oder die Angst vor den Gefühlen, die der junge Vampir in mir auslöste, wusste ich nicht. Von Liebe wollte ich nicht sprechen, allgemein wollte ich das Wort ganz weit verbannen, in den hintersten Teil meines Gehirns. Es gab keine Liebe und schon gar nicht gab es sie für Kreaturen wie mich, soviel stand fest.

Schnell drehte ich mich um, ich wollte nicht sehen, wie sie ihrem nächsten Opfer die Zähne in den Hals rammte, der Geruch von Blut reichte mir schon aus, um ebenfalls ein rasendes Ungeheuer zu werden.

Mein Atem wurde schneller, meine Gedanken kreisten nur noch um das Blut, doch ich schloss schnell die Augen und versuchte alles zu verdrängen. Mir war klar, dass ich bald wieder Blut trinken musste, doch im Moment war es viel zu gefährlich dem Drang nachzugeben. Es kam mir so vor, als wäre der Geruch überall, als würde er mich locken und nicht mehr loslassen.

Plötzlich jedoch, rannten Männer an mir vorbei, drängten mich zur Seite und gingen direkt auf Lillith zu. Ich wollte schreien, sie warnen, doch ich bekam kein Wort heraus.

Das Mädchen war so in ihrem Blutrausch, dass sie nicht bemerkte, wie die Männer hinter sie traten. Mit einem kräftigen Schlag auf den Hinterkopf ging sie zu Boden, ihr eigener Lebenssaft vermischte sich mit dem ihres Opfers und sickerte in den Boden.

Es waren keine Jäger, die hätte ich gekannt. Wahrscheinlich waren es ebenfalls Vampire, oder solche, die es werden wollten. Aber mich wunderte es, dass sie dann auf ihre eigene Art losgingen.

Was wollt ihr von ihr?", fragte ich die Männer, mit fester Stimme. Ich hatte keine Angst vor ihnen, auch wenn ich etwas nervös war und hoffte, dass sie nicht erkannten, dass ich eigentlich ein Jäger war.

Sie hat zu viel Aufsehen erregt. Wir müssen sie mitnehmen!", erklärte mir ein recht junger Vampir.

Er schaute mich kritisch an und ich war mir nicht sicher, ob er vielleicht doch erkennen konnte, dass ich nicht zu ihnen gehörte.

Ist was?", knurrte ich bedrohlich, doch er kniff nur die Augen zusammen und fragte dann:

Kennst du sie?" Ich nickte zögerlich und überlegte kurz, was ich preisgeben konnte:

Sie ist mir letzte Woche über den Weg gelaufen und sie ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe mich nicht getraut, sie nochmal anzusprechen, nachdem ich gesehen hatte, was sie anstellte."

Lillith (im Moment pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt