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Das unbekannte Mädchen stellte sich ebenfalls als Vampir heraus. Sie war schon mehrere Jahre ein Vampir und empörte sich gerade darüber, dass mich mein Schöpfer einfach so im Stich gelassen hatte, nachdem er mich verwandelte. Jeder Versuch ihr zu erklären, dass ich, bevor ich zu einem Vampir wurde, nichts von unserer Art wusste, verlief sich im Sand. Sie war fest davon überzeugt, dass mich ein Vampir zweiten Ranges gebissen haben musste, denn man könnte sich nicht einfach so verwandeln. Aber warum wusste ich dann nichts von einem Biss? Wieso war es bei mir so, dass es einfach passiert war?



Plötzlich nahm Sie mein Handgelenk und analysierte es genauer. „Auch kein Clantattoo", murmelte sie leise, bevor sie sich verwirrt über die Stirn fuhr.


„Entweder muss dein Schöpfer ein absoluter Vollidiot sein oder er hatte keine Ahnung, was er da tut."


Ich sagte nichts mehr dazu, ich konnte sie ja doch nicht davon überzeugen, dass es ganz anders gewesen war.


„Hier", sagte sie und streckte mir ihr Handgelenk entgegen, „das ist mein Tattoo und es beweist, dass ich ein Vampir dritten Ranges bin. Ich bin nicht dazu befugt, andere Vampire zu verwandeln. Allerhöchstens, dürfte ich Anwerber in die Bräuche der Vampire einführen. Und wie der Name schon sagt, es zeigt meinen Clan an."


Das Tattoo war verschnörkelt und sah ziemlich abstrakt aus, niemals hätte ich die Bedeutung dessen erahnen können, hätte ich es nur mal kurz gesehen. Doch anscheinend schien sie es von mir zu erwarten.


„Wie heißt du überhaupt?", fragte sie mich nun.


„Ich bin Lillith", antwortete ich ihr und wollte sie fragen, wie sie denn hieße. Doch ihr erstaunter Gesichtsausdruck ließ mich verstummen.


„Lillith? Das kann nicht sein. Da muss ein Irrtum vorliegen", murmelte sie und ging aufgeregt auf und ab. „Das kann einfach nicht sein."



„Was ist denn los?", wollte ich neugierig von ihr wissen. Doch sie ignorierte mich nun völlig und schien angestrengt nachzudenken.



Plötzlich schüttelte sie den Kopf und sagte dann: „Ich bin Janine, freut mich dich kennen zu lernen."


Sie streckte mir ihre Hand entgegen, die ich zaghaft schüttelte.



„Wir müssen hier aufräumen, wir können keine solch verräterischen Spuren hinterlassen. Die Anderen würden uns köpfen", murmelte sie und unwillkürlich fragte ich mich, wen sie mit die Anderen meinte. Andere Vampire? Menschen? Oder gab es sogar noch mehr Wesen, die ich nicht kannte?



Janine wickelte ein Handtuch um ihre Hand und schnappte sich ein Messer von der Theke. Das Messer stach sie ein paar Mal in den Körper der toten Frau und ließ es zum Schluss in ihrem Hals stecken. Sie rüttelte ein paar Mal mit dem Messer in der Wunde, sodass meine Zahnspuren nicht mehr zu sehen waren. Zum Schluss öffnete sie die Bluse der Leiche und schob ihren Rock etwas nach oben, sodass es aussah, als wäre sie überfallen worden.



Janine machte den Anschein, als hätte sie so etwas schon öfters getan. Sie wirkte routiniert und schien sich wirklich keine Gedanken darüber zu machen, ob sie eine verräterische Spur an der Heimleitung hinterließ.



Auch als sie mich in das Büro von Madame Mathieu zog und dort scheinbar wahllos die Schränke durchforstete, wirkte sie ruhig und gelassen. Nichts deutete auf eine Nervosität hin. Meine Nerven hingegen waren zum Zerreißen gespannt. Ich hatte ständig das Gefühl beobachtet zu werden. Dass jeden Moment jemand um die Ecke kommen und uns überraschen würde.



Ich konnte mir keinen Diebstahl leisten und schon gar keinen Mord, denn ich war schon viel zu oft negativ aufgefallen und würde jetzt wahrscheinlich den Sprung direkt ins Gefängnis schaffen.



„Kommst du?", fragte Janine und ertappte mich dabei, wie ich nervös auf meinen Fingernägeln gekaut hatte. Kurz lächelte sie mich aufmunternd an und schob mich dann aus dem Zimmer.


„Geh und pack deine Sachen, wir verschwinden hier. Aber beeil dich es wird bald hell sein." Ich nickte nur und beeilte mich. Viel Eigentum hatte ich ohnehin nicht, sodass es nicht lange dauerte, bis ich alles zusammen gesucht hatte.



„Wieso bist du überhaupt hier im Heim?", fragte ich sie, während wir uns auf den Weg zu ihrem Auto machten.



„Ehrlich gesagt, weiß ich es selbst nicht so genau", erwiderte sie und runzelte dabei die Stirn.


„Es war einfach so ein Gefühl und immerhin hatte ich damit Recht."



Stumm nickte ich und ließ mich auf den Sitz fallen. Ich wusste nicht, wohin sie mich bringen wollte, doch irgendwie vertraute ich ihr. Sie war mir sofort sympathisch gewesen und hatte mich nicht verurteilt, als ich blutverschmiert vor ihr stand.



Während der Fahrt hing ich meinen Gedanken nach und fragte mich ständig, wie mir sowas passieren konnte. Wie konnte ich mich in einen Vampir verwandeln, ohne je gebissen worden zu sein?



Nachdem wir durch einen dunklen, tiefen Wald gefahren waren, wusste ich sofort, wo sie uns hinbrachte. Zu der Villa von meinem Traum.



Als ich aus dem Wagen stieg, verspürte ich ein leichtes Kribbeln in meiner Magengegend und ich hatte das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein. Klar in meinem Traum, aber nur durch einen Traum wusste ich doch nicht, wo ich hingehen musste?



„Wieso hast du mich hier hergebracht?", wollte ich von dem anderen Vampir wissen.


„Es erschien mir das Beste. Acair kennt sich mit Vampiren aus und da du kein Zuhause mehr hast ..."



Stumm nickte ich, sie hatte ja Recht und ich war selbst Schuld an meiner Situation.




Na, wie findet ihr Janine? Einige von euch werden sie noch kennen, immerhin sind das hier die Überarbeiteten Kapitel :)

Ich hoffe es gefällt euch.

Lillith (im Moment pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt