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Die ersten Tage nach dem Ritual wurde ich von allen sehr argwöhnisch behandelt. Sie misstrauten mir und verstanden es nicht, dass ich als Außenstehender einfach ausgewählt wurde, ohne etwas dafür tun zu müssen.



Jedoch hatte ich es inzwischen geschafft, die Kultisten so weit zu überzeugen, dass sie ein kleines bisschen zu mir aufschauten. Es war oft sogar schon so weit, dass mich die erfahrensten Jäger fragten, ob ich ihnen Übungseinheiten geben konnte. Training nannten sie es. Natürlich ehrte mich das, dennoch fragte ich mich, wie sie es die Jahre geschafft hatten zu überleben, in denen ich nicht da war. Nicht einmal die einfachsten Tricks gegen die Vampire kannten sie.



„Alasdair, kommst du?", fragte gerade einer, dessen Name ich nicht kannte. Sie wurden mir schon so oft gesagt, doch merken konnte ich es mir nie. Da die Sonne schon untergegangen war und ich endlich mal wieder aus den Räumen raus wollte, nickte ich nur.


Sie wollten jagen gehen und ich sollte ihnen am lebendigen, nun ja eher untoten Beispiel zeigen, wie sich eine erfolgreiche Jagd abspielte.



Ich schnappte mir einen Holzpfahl und befestigte ihn an meinem Gürtel, sodass ich ohne Probleme meinen Mantel darüber legen konnte und er nicht weiter auffallen würde. Die beiden Fläschchen mit dem Knoblauchwasser ließ ich vorsichtig in meiner Tasche verschwinden.



Bei Knoblauch musste selbst ich besonders vorsichtig sein, denn auch mich konnte es verletzen.



Nach einigen Minuten Fußmarsch - von den neumodischen Automobilen hielt ich nicht viel - waren wir in der Stadt angekommen. Die anderen Kultisten wussten genau wo sie hinwollten und wo sie Vampire finden würden. Ich lief ihnen schweigend hinterher.



Auf den ersten Blick sah das Gebäude ganz normal aus, eine normale Taverne, mit sterblichen Menschen. Doch auf beim zweiten Blick, konnte man sehen, dass es sich keineswegs um etwas Normales handeln konnte.



Die Taverne wurde von zwei muskelbepackten Männern bewacht und auch wenn ich ihren Herzschlag hören konnte, wusste ich, dass es keine normalen Menschen sein konnten.


Ihre Augen wirkten kalt, fast schon so, als hätten sie schon vor Jahren ihr Leben ausgehaucht. Sie standen einfach nur da, ohne sich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.


Mein Instinkt schlug Alarm. Wir mussten definitiv vorsichtig sein.



Schnell stellte ich mich vor die Anderen und breitete meine Arme aus, um ihnen zu zeigen, dass sie langsam machen sollten.


Mein Gespür hatte mich nicht betrogen, denn während wir immer noch in den Schatten versteckt waren, wurde eine junge Frau nach draußen gezerrt.



Die Frau wurde hart auf den Boden geworfen und eine der dunkel gekleideten Personen stellte einen Fuß auf ihr Gesicht.



„Hast du es dir so vorgestellt?", schrie er und drückte ein bisschen fester zu.



Die junge Frau wimmerte und wand sich unter ihm.


„Antworte!"



„N ... Nein", schluchzte sie laut auf. Ich wusste nicht, um was es bei der Unterhaltung ging, doch ich wusste, dass ich eingreifen musste und zwar schnell.



„Meinst du wirklich, dass du dir unbemerkt ein Serum schnappen und damit verschwinden kannst?" Wieder schüttelte die ängstliche Frau den Kopf und unwillkürlich fragte ich mich, was das Serum war.



Der Mann, der sie zu Boden gedrückt hatte, zog sie am Kragen nach oben und schaute ihr in die Augen, während er das Fläschchen öffnete und es in einem Zug leertrank.



Augenblicklich ließ er sie los und sein Körper begann zu zittern. Er wand sich und stöhnte laut auf. Sein ohnehin schon aufgepumpter Körper schien zu pulsieren und seine Muskeln wuchsen ein Stück mehr.



Seine Stimme klang unmenschlich und dunkel, als er wieder sprach:


„Bist du bereit zu sterben?"



Er gab ihr keine Chance zu antworten und stieß seine scharfen Zähne in die arme Frau.


Schnell gab ich den Kultisten ein Zeichen. Jetzt musste es schnell gehen, um die Frau zu schützen.



Wir stürmten los, alle zuerst auf den Mann, der die Frau angegriffen hatte. Doch viel zu schnell hatten die anderen Männer gemerkt, was los war.



„Knoblauch!", schrie ich den anderen außer Atem zu, in der Hoffnung, dass es auch bei den Aufgeputschten helfen würde.



Ich kramte aus meiner Tasche ein Fläschchen hervor und zog mit den Zähnen den Korken heraus, bevor ich es zu dem Monster warf.



Zum Glück konnte ich feststellen, dass es half. Innerhalb von Sekunden war sein Fleisch verbrannt und die Frau war frei. Sie lief in meine Arme und versteckte sich hinter mir.



Der Blutgeruch, der von ihr ausging, stieg mir in die Nase und sofort wollte ich ihr auch an die Kehle springen und sie leersaugen. Doch mein Wille war stärker. Er musste stärker sein.



„Verschwinde!", zischte ich und sie starrte mich mit großen Augen an. Sie hatte Angst vor mir, das sah ich ihr an. Meine Zähne waren wahrscheinlich hervorgetreten und meine Augen blitzten gefährlich auf. Sie schluckte kurz und rannte dann so schnell sie konnte weg.



Kurz blickte ich mich um, ob die anderen Jäger etwas gemerkt hatten, doch diese waren so vertieft in ihre eigenen Kämpfe, dass sie es nicht merken konnten.



Also wendete ich mich wieder dem Mann vor mir zu, der immer noch mit seinen Schmerzen kämpfte. Ich stellte mich hinter ihn.



„Gefällt dir das?", flüsterte ich ihm ins Ohr und unbewusst ließ ich meine Stimme so klingen wie seine vorhin bei dem Mädchen.


„Bastard!", schrie er und fuchtelte wild mit den Armen herum, denn er konnte nichts sehen. Ich hatte mit dem Knoblauchwasser seine Augen getroffen.



Ich lachte laut auf. Für einen Möchtegernvampir war er doch ziemlich lausig.



„Du willst ein Vampir sein?" Wieder stand ich hinter ihm und hatte inzwischen meinen Pfahl gezückt. „Dann stirb auch wie einer!"



Mit einem festen Stoß hatte ich den Pfahl in sein Herz gebohrt. Einen kurzen Moment wand er sich, bevor er seinen letzten Atemzug tat und sein Leben aushauchte.




Lillith (im Moment pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt