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„Kilian, bist du wach?", flüsterte ich. Er stöhnte kurz und schlug dann die Augen auf.


„Was ist denn?", wollte er wissen und räkelte sich so gut es ging.


„Sie kommen wieder! Ich hab jemanden gehört", wisperte ich und schaute zur Tür. Ich hoffte inständig, dass ich mich irrte, denn ich war immer noch ganz geschafft von der letzten Folterung. Kilian ging es ähnlich, er wurde für etwas bestraft, wofür ich verantwortlich war, denn Acair hatte ihn geschickt, nur um mich zu suchen. Das schlechte Gewissen plagte mich, ich wollte nicht, dass andere dafür leiden mussten, was ich war.


„Das ...", sagte er, wurde jedoch vom Öffnen der Tür unterbrochen. James trat ein und blieb kurz stehen, als er sah, dass wir wach waren. Er wurde rot und schaute schnell zu Boden.


„Ich ...", stotterte er unsicher und atmete kurz ein, bevor er weitersprach:


„Ich bin gekommen, um euch zu sagen, dass es mir Leid tut. Hätte ich gewusst, was die Kultisten treiben, wäre ich nie bei ihnen eingestiegen", murmelte er. Seine Stimme überschlug sich, während er unsicher seinen Blick zwischen Kilian und mir schweifen ließ. Sein Atem war flach und sein Herz schlug viel zu schnell, so als hätte er Angst.


Ich wollte etwas erwidern, doch ich hatte kaum Kraft mich wachzuhalten. Mir fielen immer wieder die Augen zu.


„Das hättest du dir vorher überlegen müssen!", sagte Kilian kalt. Er ballte seine Haut zu Fäusten und James wich zurück, als er das sah. Er brauchte einen kurzen Moment, bis er sich gesammelt hatte, doch dann nickte James und kaute auf seiner Lippe, bevor er erwiderte:


„Ich weiß, deshalb mache ich euch ein Friedensangebot und werde euch freilassen." Forschend schaute ich ihn an, und wusste nicht so recht, ob ich ihm glauben konnte. James war wahrscheinlich nicht umsonst zu den Kultisten gegangen und wirklich Reue hatte er auch keine gezeigt, als er mich erstochen hatte.


Der junge Kultist befreite zuerst Kilian und dann mich aus den Fesseln. Kilian sprang sofort auf und ging in Kampfstellung, während mein Körper nicht genug Kraft hatte, sich aufrecht zu halten. Ich sackte sofort in mir zusammen und rutschte tiefer in meinen Stuhl.


Sofort sprang James auf mich zu und hatte Tränen in den Augen, als er sich vor mich kniete.


„Lillith, es tut mir leid, dass ich dir das angetan habe", er schniefte laut auf und drückte mich ein Stück nach oben, sodass ich wieder aufrecht im Stuhl saß. Kilian betrachtete ihn die ganze Zeit mit Argusaugen.


Ohne zu zögern, schob er seinen Ärmel nach oben und hielt mir seinen nackten Arm an den Mund. Mit der anderen Hand warf er Kilian einen Stoffbeutel zu, indem sich ebenfalls etwas Essbares befand.



„Trink, Lillith. Ich möchte es wieder gut machen", sagte er reumütig. Ich sammelte meine letzten verbliebenen Kräfte und biss in seinen Arm. Sofort strömte das köstliche, frische Blut in meinen Mund und ich spürte wie meine Kräfte langsam zurückkehrten.



Kurze Zeit später, zog James seinen Arm zurück: „Das reicht, Sonnenschein. Du bist stark genug. Ich werde euch nun den Weg zeigen."



Ich wollte protestieren, ich war noch lange nicht satt und wollte mehr. Doch im Augenwinkel sah ich, wie Kilian den Kopf schüttelte. Kurz schloss ich die Augen, um meine Blutlust zu vertreiben. Das konnte ich inzwischen gut, immerhin musste ich es mühsam während meiner Gefangenschaft erlernen.



James reichte Kilian eine Waffe und steckte mir ein Messer zu, bevor er sich umdrehte.



„Ich werde euch den Hinterausgang zeigen, dort werden kaum Wachen sein", erklärte er uns und öffnete vorsichtig die Tür. In meinem Kopf schwirrten die Gedanken. Konnte ich ihm glauben? Fragend blickte ich zu Kilian, doch dieser schaute genauso ratlos und zuckte nur mit den Achseln. Wachsam folgten wir James, der uns, so gut es ging an den Kameras vorbeiführte und uns zu einem Lüftungsschacht brachte.

Lillith (im Moment pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt