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Nachdem ich mich übergeben hatte, war der Jäger einfach verschwunden und ich dachte viel darüber nach, was er wohl an sich hatte. Er kam mir so bekannt vor, dabei hatte ich ihn zuvor noch nie gesehen. Auch hatte ich das Gefühl, dass er mich küssen wollte. Aber was sollte ihn dazu bewegen? Er war ein Vampir, der sich auf die falsche Seite geschlagen hatte, und warum wollte er das Ganze von mir wissen? Ich konnte es doch selbst nicht richtig beantworten. Klar, inzwischen wusste ich, dass ich die Tochter von Lucifer war, aber das half mir auch nicht weiter.

Seufzend ließ ich meinen Kopf sinken. Der ganze Knoblauch war noch nicht aus meinem Blut verschwunden und es schmerzte immer noch sehr. Es fühlte sich an, als würde mein Körper bei jeder Bewegung unter Flammen stehen. Hatte sich Janine auch so gefühlt, als sie gestorben war? Janine ... fast fühlte ich mich etwas schuldig, dass ich die ganze Zeit mit keinem Wort an sie gedacht hatte. Plötzlich wurde mir schmerzhaft bewusst, dass ich meine beste Freundin wirklich verloren hatte, und das nur, weil sie mir helfen wollte. Sie war die einzige gewesen, die mir zugehört hatte, die für mich da war, wenn ich jemanden zum Reden gebraucht hatte. Zum zweiten Mal an diesem Tag stiegen mir Tränen in die Augen und ich schluchzte laut auf. Wieder hatte ich einen Menschen verloren, der mir so viel bedeutet hatte. Mein ganzer Körper begann zu zittern und wurde von Schluchzern geschüttelt. Wieso tat es nur so sehr weh?

Schnell kniff ich meine Augen zusammen. Ich durfte nicht schwach sein. Nicht hier. Krampfhaft versuchte ich meine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen und biss mir fest auf die Lippen, bis ich Blut schmeckte. Blut, das immer noch versetzt mit Knoblauch war.

„Verdammt!", zischte ich, als es auch auf meiner Zunge anfing zu brennen.

Selbst nach ein paar Tagen kam der Jäger nicht zurück, auch sonst ließ sich keiner von ihnen blicken. Was mich etwas stutzig machte. Wieso sollten sie mich gefangen nehmen und mich dann alleine in der Dunkelheit schmoren lassen? In der Dunkelheit, die mich fast verrückt werden ließ, denn in der letzten Zeit ertappte ich mich immer wieder dabei, wie ich Selbstgespräche führte und mit mir selbst diskutierte. Wahrscheinlich waren hier irgendwo Kameras versteckt und meine Zuschauer lachten sich halb tot darüber, wie ich mich benahm.

Aber das war ja noch nicht mal das schlimmste. Ich hatte so großen Hunger, dass mein Magen ganz langsam anfing sich selbst aufzuessen, zumindest hatte ich das Gefühl und meine Kräfte verließen mich immer mehr. Oftmals schlief ich einfach ohne ersichtlichen Grund ein, ohne dass ich etwas dagegen tun hätte können. Auch mein stundenlanges Schreien hatte nichts bewirkt.

Plötzlich, ich hatte gerade meine Gedanken zu Ende gedacht, ging das Licht an. Hatte ich etwa wieder laut geredet? Schnell kniff ich meine Augen zusammen, denn das Licht blendete mich ziemlich und meine Hände waren ja immer noch gefesselt.

Mit einem Quietschen ging die schwere Verliestür auf und zwei Männer traten ein. Ein dunkelhäutiger Mann und der Andere, der mich im Club erstochen hatte.

Der Dunkelhäutige blickte mich emotionslos von oben herab an, während der Andere wie ein verschrecktes Tier wirkte. Er hatte wohl Angst vor mir.

Ohne dass ich es gewollt hätte, legte sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen. Augenblicklich wurde der Gesichtsausdruck des Farbigen noch finsterer und er starrte mich aus zusammengekniffenen Augen an.

„Was gibt es zu grinsen, Schlampe?", schrie er und schlug mir mitten ins Gesicht. Heute musste ich definitiv aufpassen, wie ich reagierte und unwillkürlich wünschte ich mir den sanften Jäger vom letzten Mal zurück.

„Was wollt ihr von mir?", fragte ich und meine Stimme war rau und kratzig. Die beiden Männer verteilten sich, sodass einer links und der andere rechts von mir stand.

Lillith (im Moment pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt