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Frustriert ließ ich mich auf mein Bett sinken. Wieder war ich allein und auch die komischen Gefühle und Gedanken, die mich verfolgten, machten die ganze Situation nicht besser. Ich wusste beim besten Willen nicht, wieso ich diesen komischen Vampir in Ruhe gelassen hatte, es war nur so gewesen, dass etwas an ihm anders war. Etwas, das mich faszinierte und das ich nicht erklären konnte. Er spukte in meinen Gedanken herum und immer wieder sah ich Bilder vor mir, wie wir gemeinsam kämpften. Doch das war unmöglich, wir würden niemals gemeinsam auf der gleichen Seite stehen, dazu hasste er uns Vampire viel zu sehr. Man hatte es seinem Blick angesehen, wie allein der Gedanke an sie ihn angeekelt hatte. Irgendwie tat es mir weh, zu wissen, dass ich ihn ebenfalls anekeln musste, auch wenn ich nicht wusste, wieso.


Allgemein hatte ich mich auf unserer Flucht kaum wiedererkannt. Als ich die Frau vor mir gesehen hatte, war plötzlich etwas tief in meinem Innern passiert. Mein Hass, den ich auch vorher schon gespürt hatte, hatte sich verdoppelt und ich konnte mich nicht mehr halten, bis auch der letzte Bastard tot auf dem Boden lag. Diese Macht und dazu noch meine Blutgier, die immer noch nicht ganz gestillt war, veränderten mich und ich wusste noch nicht, ob ich es gut oder schlecht finden sollte.


Auch als ich Acair auf die Sachen angesprochen hatte, konnte oder wollte er mir keine Antwort geben. Gut, er war sauer gewesen, als er erfahren hatte, dass ich den geheimen Raum mit den Büchern gefunden hatte, aber er hatte sich dann recht schnell wieder gefangen und war dann eher erstaunt gewesen, dass es so schnell gegangen war. Doch als ich ihn gefragt hatte, was er denn meinte, gab er mir wiedermal nur ausweichende Antworten.


Es war einfach nur frustrierend und ich wusste inzwischen gar nicht mehr was ich denken sollte. Wenn ich doch nur jemanden hätte, mit dem ich reden konnte, doch das hatte ich nicht. Janine war tot und Kilian einfach verschwunden. Wiedermal war ich alleine, wie ich es in meinem verdammten Leben immer war. Ich wusste nicht, wieso ich nicht einfach ein normales Leben führen konnte, dabei wünschte ich mir nichts sehnlicher als normal zu sein, doch wahrscheinlich war mir das einfach nicht gegönnt. Mein Schicksal hatte andere Dinge mit mir geplant, vielleicht sollte ich einfach akzeptieren, dass ich eben so war, dass es nie normal werden würde.


Auch dieser Hunger, den ich seit unserer Flucht verspürte, ließ sich einfach nicht stillen. Klar, ich hatte viele Jäger ausgesaugt und trotzdem verlangte mein Körper immer noch nach mehr. Es war nicht das Verlangen nach Essen, wie Menschen es spürten, denn nicht nur mein Magen rebellierte, sondern auch jede einzelne Zelle meines Körpers. Es fühlte sich so an, als würde ich innerlich vertrocknen und das war kein gutes Gefühl. Ich wusste, dass ich dagegen ankämpfen musste, denn so viell wie ich eigentlich brauchte, konnte ich gar nicht trinken. Ich würde viel zu viel Aufmerksamkeit auf mich lenken und nochmal von den Jägern gefangengenommen zu werden, hatte ich keine Lust.


Doch je mehr ich mir über die Dinge den Kopf zerbrach, desto mehr Lust bekam ich, endlich wieder meine Zähne in einen menschlichen Körper zu schlagen. Meine Gedanken, mein ganzes Handeln drehten sich nur noch darum.


Ein paar Stunden später war es endlich soweit. Ich stand vor einem überfüllten Club und hatte mich, zugegeben, etwas übertrieben aufgestylt. Doch ich genoss die Aufmerksamkeit, die die Männer mir schenkten. Mein ganzer Körper kribbelte vor Vorfreude und Aufgeregtheit, als ich mich an die Bar setzte. Ich ließ meinen Blick über die tanzenden Menschen gleiten und suchte mein erstes Opfer aus. Schnell hatte ich ihn gefunden, denn er war einen Kopf größer als die meisten aus dem Club, er stach heraus und sah gar nicht mal so schlecht aus. Aber es nervte mich, dass er eine anhängliche Klette bei sich hatte. Sein Blick galt nur ihr und eigentlich würde ich meine Finger von diesem Typen lassen, denn ich hatte in meiner Vergangenheit schon genug zu tun gehabt mit eifersüchtigen Exfreundinnen, aber mein Jagdinstinkt war geweckt. Allein schon die Tatsache, dass er keine leichte Beute sein würde, erregte mich, machte mich jetzt schon süchtig nach seinem Blut, obwohl ich noch gar nicht davon gekostet hatte.


Ein fieses Grinsen legte sich auf meine Lippen, als ich mich durch die tanzende Menge schlängelte, meine Beute immer fest im Blick. Ich zog mein enges Kleid etwas nach unten, sodass meine Brust perfekt in Szene gesetzt wurde, bevor ich ihm auf die Schulter tippte. Der Unbekannte beugte sich gerade ein Stückchen nach unten, um seine kleinere Begleitung zu küssen, er lächelte sie entschuldigend an, bevor er sich zu mir umdrehte.


„Hast du Lust zu tanzen?", fragte ich ihn über die Musik hinweg und leckte mir leicht über die Lippen. Sein Mund stand weit geöffnet und seine Augen wanderten genüsslich über meinen Körper, bevor er sich wieder zu seiner protestierenden Partnerin wendete.


„Sorry, aber ich bin schon in Begleitung", erwiderte er und ich merkte an seinem Tonfall, dass er es bedauerte.


„Schade, da kann man nichts machen ...", gurrte ich ihm ins Ohr, während ich mit einem Finger sanft über seine Brust strich. Langsam und ohne ihn aus den Augen zu lassen, entfernte ich mich von ihm und begann dann meine Hüften zu kreisen. Ich bewegte mich im Rhythmus der Musik und fuhr mit einer Hand sanft über meinen Körper. Mir war bewusst, dass ich mich gerade wie eine Schlampe verhielt und trotzdem genoss ich die Aufmerksamkeit, die er mir schenkte. Er warf mir immer wieder verstohlene Blicke zu, zog mich mit ihnen fast schon aus, dennoch blieb er bei seiner Freundin.


Plötzlich wurde ich von hinten umarmt, heißer Atem prallte auf meine nackte Haut und ließ dort eine leichte Gänsehaut entstehen. Genüsslich schloss ich die Augen, als ich federleichte Küsse an meinem Hals spürte und mein Herz schlug augenblicklich schneller. Schmetterlinge tanzten vor Aufregung in meinem Bauch und ich war verwirrt über meine Gefühle. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich als Vampir so gut fühlen würde. Ich drehte mich nicht um, als seine Hände über meinen ganzen Körper wanderten, denn wer wusste, ob dann der ganze Zauber vorbei sein würde? Seufzend drängte ich mich enger an die fremde Person, spürte wie erregt diese war. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Erregung durchzuckte meinen Körper. Wieder ließ ich meine Hüften kreisen und drängte mich noch näher an den Mann hinter mir. Ohne mich umzudrehen legte ich meine Arme um den Hals des Unbekannten. Der andere Fremde war vergessen. Für mich zählte nur noch die Person, die hinter mir stand und mich schon mit kleinen Berührungen zum Schmelzen bringen konnte.


Zärtlich wurde ich an den Hüften gepackt und umgedreht, schon Sekunden später lagen seine Lippen auf den meinen. Mein ganzer Körper drohte zu explodieren und das bei einem fast keuschen Kuss. Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich ein Vampir war, oder daran, dass ich schon so lange keinen Sex mehr gehabt hatte. Doch eines wusste ich, ich wollte ihn ebenfalls zum Explodieren bringen, ihn reizen und mit ihm spielen. Ich wollt, dass er mir verfiel, so wie es im Moment mit mir passierte. Die Lust auf Blut war völlig vergessen.


Seine Hände wanderten unter meinen Rock und massierten sanft meinen Hintern. Ich stöhnte leise auf und drängte mich enger an ihn, auch er konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Seine rauchige, männliche Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken und hinterließ ein Prickeln zwischen meinen Beinen. Seine Zunge drängte sich in meinen Mund und ich hielt ängstlich meinen Atem an. Wenn er jetzt meine Vampirzähne spüren würde, würde er wohl abhauen und das wollte ich nicht. Er grinste jedoch nur leicht, als er meinen Mund erforschte und hatte keine Angst. Der Fremde lockte meine Zunge mit der seinen und schon nach einem kurzen Moment konnte ich ihm nicht mehr widerstehen. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher, jede Zelle meines Körpers war gespannt vor Erregung.


Plötzlich wurde ich von dem Fremden weggerissen, der Zauber war zerstört, als ich in das Gesicht meines ersten Opfers blickte. Genervt riss ich mich los, doch der Fremde war verschwunden. Er hatte mich zurückgelassen in meiner Erregung und auf einmal kam mir die Situation mehr als unwirklich vor. Hatte ich mir das Ganze nur eingebildet? War es wieder nur eine verdammte Vision gewesen? Aber wieso hatte sich das Ganze dann so verdammt richtig angefühlt?


Frustriert fuhr ich durch meine Haare, schnappte mir dann die Hand des anderen Unbekannten und zog ihn mit nach draußen.


Die Erregung war in Wut umgeschlagen und der Hunger war zurück. Stärker und unstillbarer als er je gewesen war ...



Bisschen eiliges Ende. Und spielt die „Vision" später noch eine Rolle?


Lillith (im Moment pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt