Lillith (im Moment pausiert)

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Wiedermal beobachtete ich Lillith durch die Kamera. Sie war nach der letzten Folterung erschöpft eingeschlafen und ihr Körper war über und über mit Wunden übersät. Fast schon tat sie mir leid, ich wollte das alles gar nicht für sie. Wäre sie nur nicht so stur, sie müsste uns nur die Antworten geben, die wir brauchten, und ich würde dafür sorgen, dass sie frei kam. Aber andererseits bewunderte ich ihre Stärke und ihr Durchhaltevermögen, andere Vampire hätten schon längst nachgegeben und gesagt, was wir hören wollten.

„Alasdair, wir wären bereit für die nächsten Folterungen", sagte James wild entschlossen. Hatte er bei der ersten Folterung noch Skrupel, waren diese inzwischen völlig weg und er fand immer mehr gefallen daran. Seufzend nickte ich, am liebsten würde ich ihnen befehlen, dass sie ihr eine Verschnaufpause gaben, doch das lag nicht in meiner Macht.

„Habt ihr etwas Blut für sie?", fragte ich und James nickte zur Bestätigung. Es war nicht so viel Blut, sodass ihre Wunden heilen oder dass der Knoblauch aus ihrem Körper verschwinden würde, doch es war genug, dass sie etwas zu Kräften kam.

Nach wenigen Augenblicken sah ich auch James und Ed auf dem Bildschirm. Sie weckten den schlafenden Vampir, indem sie ihr etwas Blut in den Mund träufelten und sobald sie aufgewacht war, gingen die Folterungen für sie weiter. Lillith blickte gleichgültig zwischen den beiden hin und her. Ihr Blick war fast schon kalt. Sie kam mir so vor, als wäre sie innerlich schon gestorben und nicht mehr das süße Mädchen vom Friedhof. Dennoch hatte ich bei ihr immer noch das Gefühl, dass uns etwas verband, nur konnte ich nicht sagen, was es war. Ich musste dringend dahinter kommen, vorher konnte ich ihr einfach nicht zu nahe kommen. Schließlich hatte ich meine Gefühle selbst vor dem Bildschirm nicht richtig im Griff. Am liebsten wollte ich in das Verlies gehen und die beiden stoppen, Lillith vor allem Bösen beschützen, doch ich durfte es nicht. Sie war eine der Kreaturen, die ich so hasste. Deshalb verstand ich auch nicht, wieso ich solch einen Beschützerinstinkt ihr gegenüber hatte.

Ed legte ihr gerade Daumenschrauben an, diese Foltermethode kannte ich noch von früher und ich wusste, wie schmerzhaft es war, wenn die Daumen in den Klammern lagen. Bei jeder vermeintlichen Lüge, wurden diese ein Stück enger gedreht, sodass oftmals die Knochen brachen und schwere Quetschungen vorhanden waren. Klar war es bei Vampiren nicht so schlimm wie bei Menschen, da alles wieder verheilte, dennoch tat sie mir Leid. Deshalb drehte ich mich um und stellte den Ton aus, denn auch wenn sie sich nichts anmerken ließ, konnte Lillith die Schreie nicht unterdrücken.

Ich wendete meine Aufmerksamkeit auf die anderen Bildschirme, auf jedem waren weitere Gefangene zu sehen, doch die meisten waren bedeutungslos. Einfache Vampire, die uns so nicht weiterhelfen konnten. Sie gehörten alle zu bestimmten Clans. Von Lillith hatte keiner etwas gehört, oder wusste nicht, wer sie war. Bis auf einen, er war kein Vampir, er war ein Werwolf. Als wir ihn gefangen genommen hatten, war er gerade auf der Suche nach ihr gewesen. Doch auch er wollte uns nicht sagen, in welcher Verbindung die beiden zueinander standen. Auch ihn folterten wir stundenlang, doch wir bekamen nichts aus ihm heraus. Er konnte uns nur sagen, dass er von jemandem beauftragt wurde, sie zu finden. Frustriert fuhr ich mir durch meine Haare. Es konnte doch nicht so schwer sein, die Wahrheit herauszufinden.

„Foltert den Werwolf, ich will endlich die Wahrheit wissen!", schrie ich zwei andere Jäger an. Die beiden hatten auch schon einige Erfahrungen mit dem Thema und waren so skrupellos, dass auch ich sie mit Ehrfurcht betrachtete.

Kilian nahm seine Folterung nicht ganz so gelassen auf wie Lillith, er weinte und bat um Mitleid, doch natürlich bekam er das nicht. Auch er bekam die Klingen der Männer zu spüren. Schon bald lag er ebenfalls blutüberströmt in der Zelle.

Wut überkam mich, er hatte immer noch nicht geredet, war einfach in Ohnmacht gefallen und das schon nach seiner ersten Folterung.

Diese Ungewissheit machte mich rasend, sodass ich alles was auf dem Tisch stand packte und an der Wand zertrümmerte.

Nach einem kurzen Augenblick hatte ich mich wieder soweit unter Kontrolle, dass ich klarer denken konnte und plötzlich hatte ich auch eine Idee.

Schnell rief ich Ed und James, die immer noch vor der inzwischen wieder schlafenden Lillith standen.

„Was ist?", fragte Ed und blickte mich mit gerunzelter Stirn an.

„Mir ist da eine Idee gekommen. Packt Kilian und Lillith in eine Zelle! Vielleicht reden sie, wenn sie unbeobachtet sind", erläuterte ich ihnen und grinste siegessicher.

Ed und James waren sofort begeistert, trugen den leblosen Körper von Killian in Lilliths Zelle und ketteten ihn dort an der Wand an. Jetzt mussten wir nur noch warten, bis die Verletzten wieder aufwachten.

Stunden vergingen und keiner von ihnen rührte sich. Kilian wandte sich ab und an mal im Schlaf und auch Lillith stöhnte hin und wieder vor Schmerzen auf, doch nie so, dass sie aufwachten.

Ungeduldig saß ich auf meinem Stuhl und wippte mit dem Fuß. Eigentlich hätte ich schon längst schlafen gehen sollen, doch ich konnte mir im Moment keinen Schlaf erlauben, viel zu groß war die Angst, dass ich etwas verpasste.

Plötzlich rührte sich Lillith und auch Killian schien bald aufzuwachen. Sofort setzte ich mich kerzengerade auf und blickte gebannt auf den Bildschirm. Die Lautstärke stellte ich wieder auf hoch. Jetzt konnte es sich nur noch um Minuten handeln.

Und tatsächlich dauerte es nur wenige Minuten, bis die beiden aufwachten.

Zuerst schienen sie wirklich verwirrt zu sein, denn sie waren nicht wirklich darauf gefasst gewesen, dass plötzlich ein anderer im gleichen Raum war wie sie. Doch sie fingen sich schnell wieder und fingen bald an zu reden.

Doch auch aus ihrem Gespräch war zu hören, dass sie sich nicht kannten und Kilian nur von einem gewissen, bärtigen Mann, den Aufrag bekam sie zu finden.

Ich wollte schon fluchen, als mir eine neue Idee kam, die ich sofort mit den Kultisten besprechen musste ...

Wie versprochen, widme ich dir das Kapitel, da du schon von Anfang an dabei bist und immer fleißig Votest. Danke <3