*41. Streichen

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James kam gerade vom Quidditchtraining und machte sich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum, als eine kleine Hand ihm am Handgelenk packte. Er fuhr erschrocken herum und sah in die braunen Augen seiner kleinen Schwester. Er schüttelte ihre Hand ab und sah sie genervt an. Ihr Gesicht hatte sich zu einem fiesen Grinsen verzogen, welches James beinahe dazu zwang, die Augen zu verdrehen. Warum konnte Lily denn nicht einmal die liebe, süße kleine Schwester sein?

„Ich hab Mum geschrieben", setzte sie an und James konnte anhand des teuflischen Glitzerns in ihren Augen erkennen, dass es ganz und gar nicht zu seinem Vorteil war.

„Wegen was hast du mich denn jetzt schon wieder verpetzt?", fragte er genervt, weswegen Lilys Grinsen noch etwas breiter wurde.

„Nun ja, sie war ziemlich erstaunt darüber, dass du ihr nichts davon gesagt hast, dass du und Julie zusammen wart. Und außerdem war sie nicht gerade begeistert, als ich ihr geschrieben habe, dass du dich wie ein Arschloch verhalten hast und sie hast gehen lassen", erwiderte Lily beiläufig. James spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Es war ihm peinlich, dass seine Mum scheinbar alles zu wissen schien, denn in seinen Augen gingen sie seine Beziehungen nichts an.

„Warum musst du eigentlich immer alles an Mum ausplaudern?", fragte James und ballte seine Hand zu Faust. Lily zuckte mit den Schultern.

„Irgendjemand muss ihr doch schreiben. Du und Albus seid so schreibfaul, dass man meinen könnte, ihr würdet gar nicht existieren", antwortete Lily. „Aber was noch viel wichtiger ist, dass du nichts dagegen gesagt hast, dass du ein Arschloch bist. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung, würde Mom jetzt sagen."

„Ich habe nichts dagegen gesagt, dass ich mich wie ein Arschloch verhalten habe, nicht aber, dass ich eins bin", konterte James und für eine Sekunde schien Lilys fieses Grinsen zu gefrieren.

„Wie dem auch sei, ich muss mit dir reden", meinte sie und lehnte sich gegen die steinerne Wand des Korridors.

„Du redest schon mit mir, also nur zu", erwiderte James. Er konnte es nicht lassen, noch einmal seine Augen zu verdrehen, als er sich ebenfalls an die Wand lehnte und Lilys Blick mied.

„Dann steht meiner Standpauke ja nichts im Weg", verkündete Lily euphorisch. „Also James, hast du eigentlich den Verstand verloren?" Ihre Stimme war während des letzten Satzes laut geworden und James zuckte zusammen, denn er hatte nicht erwartet, dass sie ihn anschreien würde. Ihr kichern wies ihn darauf hin, dass sie dieses Gespräch zu genießen schien.

„Kommt darauf an, in welcher Hinsicht", bemerkte James, doch Lily ignorierte ihn einfach.

„Da findest du einmal ein Mädchen, das einen Menschen aus dir macht und du lässt sie einfach fallen? Ich bin nicht blind, James, ich weiß, dass Julie wahrscheinlich das Beste war, dass dir in deinem Leben passiert ist, und entgegen aller anderen habe ich gesehen, wie gut ihr euch gegenseitig getan habt. Wie um alles in der Welt konntest du das zerstören?" James sah seine kleine Schwester sprachlos an. Zum ersten Mal wirkte sie nicht, als wolle sie ihm etwas Böses oder ihm gar das Leben schwer machen. Nein, in jenem Moment sah er, dass sie sich tatsächlich um ihn kümmerte und ihm wurde klar, Blut war tatsächlich dicker als Wasser.

„Ich weiß es auch nicht, Lily", erwiderte er leise und Traurigkeit schwang in seiner Stimme mit.

„Weißt du, James, als ich Mom früher von deinen Beziehungen erzählt habe, meinte sie zu mir, dass es nur eine gute Beziehung sei, wenn man sich gegenseitig dazu inspiriert, ein besserer Mensch zu werden. Ich habe es nie wirklich verstanden, bis ich dich mit Julie gesehen habe. Du musst mit ihr reden und das alles wieder gerade rücken!"

Warum ich James Sirius Potter hasse [HP NextGeneration]Where stories live. Discover now