*32. Valentinstag

7.4K 453 151
                                    

James bereute es, an jenem Morgen überhaupt aufgestanden zu sein. Als er sich anzog und für den Schultag fertig machte, schien alles noch normal, doch er hätte es besser wissen sollen, denn als er in den Gemeinschaftsraum trat, war es als würde er gegen eine Wand voller Hormone laufen. Man fand Jungen mit Blumensträußen, Pralinenschachteln und Kuscheltieren da stehen und einige Paare, die den Morgen schon ausgenutzt hatten, um sich gegenseitig die Zunge in den Hals zu stecken. In solchen Momenten wurde James immer wieder klar, wie viele Pärchen es doch gab.

Er verdrehte die Augen und versuchte es zu ignorieren, während er durch das Portraitloch stieg und sich auf den Weg in die Große Halle machte, wissend, dass es nur noch schlimmer werden würde. Irgendjemand hatte sich einen Streich erlaubt und die Ritterrüstungen verzaubert, sodass sie einem charmante Komplimente an den Kopf schmissen. James war kurz davor, sich zu übergeben — zu viel war zu viel.

In der Großen Halle angekommen, setzte er sich neben Max, welcher bereits mit Lorraine plauderte. Wie so oft fragte sich James, wie lange es wohl noch dauern würde, bis die beiden endlich zueinander fanden. Kaum hatte er sich seinen Teller vollgeladen, hörte er auch schon das unheilverkündete Geräusch von Flügeln. Wenig später brach die Hölle über James hinein: Hunderte von Eulen mit rosanen Umschlagen, roten Rosen und kleinen Päckchen kamen in die Halle geflogen und wie jedes Jahr, konnte er gerade noch so ein Frühstück in Sicherheit bringen, bis ein dutzend Eulen kleine Karten oder Geschenke auf den Tisch vor ihn fallen ließen.

Früher hatte er all die Karten von Verehrerinnen als bestätigend empfunden, doch mit der Zeit wurde es mehr nervig. Wie jedes Jahr bekam auch Max ein bis zwei Karten, wenn auch nicht so viele wie James selbst. Er ließ seinen Blick durch die Große Halle schweifen. Bei der Anzahl an Karten, die Schüler bekamen, sah es beinahe so aus, als hätte jeder mindestens drei geschrieben.

Ohne dass er wusste, wie sein Blick in genau die Richtung schwiff, folgte er mit den Augen eine Eule, die einen violetten Briefumschlag um das Bein gebunden hatte. Und diese Eule setzte sich auf Julies Schulter, welche überrascht den Brief entgegen nahm und ihn betrachtete. James sah ihr vom anderen Ende der Großen Halle dabei zu, wie sie den Umschlag öffnete und eine Valentienstag-Karte in der Hand hielt. Sie las die Zeilen darauf mit einem Lächeln auf den Lippen und wandte sich dann an Mary, um ihr etwas zu erzählen, das James niemals erfahren sollte. James spürte eine seltsame Neugierde in sich aufkeimen, ebenso Eifersucht. Er wollte wissen, welcher Typ Julie eine Karte schickte und welche Gründe er dafür hatte. Diese Gefühle waren neu und beängstigend. Und als James sich wieder seinem Frühstück zuwandte, ohne auch nur den Karten Beachtung zu schenken, fing er Max' wissenden Blick auf.

„Wenigstens ist heute kein Nachmittagsunterricht, der Tag wird schon so schlimm genug werden", meinte James.

„Du meinst, du hast keinen Nachmittagsunterricht, wir müssen heute Nachmittag noch eine Doppelstunde Zaubertränke absitzen", verbesserte Max seinen Freund. James verdrehte nur die Augen. Innerlich war er schon dabei, nach Möglichkeiten zu suchen, wie er all den schnulzigen Pärchen entkommen konnte und kam kurz darauf auf einen Ort, an dem er sich ungestört anderen Dingen zuwenden konnte.

Der Unterricht verging schleichend und die Lehrer schienen seltsamerweise etwas zu glücklich über den vierzehnten Februar. Zumindest nahm Professor Wilson jenen Tag zum Anlass, um jeden sein zukünftiges Liebesleben vorauszusagen, wobei sie James sagte, er würde mit sechsundzwanzig heiraten und drei Kinder haben. In Zauberkunst sollten sie ein Rosenblatt so verzaubern, dass es wie ein Schmetterlings durch die Gegend flog und sich schließlich in Herzform auflöste. In Alte Runen, durften sie ein unendlich langes Liebesgedicht übersetzten und zu guter letzte, wurde James' Schultag von einer Stunde Verteidigung gegen die dunklen Künste abgerundet, welche im Grunde nicht sehr schlimm war, dennoch hatte Professor Goldstein es nicht lassen können, seine Klasse darüber zu informieren, wie man sich gegen Liebeszauber wehrte.

Warum ich James Sirius Potter hasse [HP NextGeneration]Where stories live. Discover now