*1. Die Liste

13.9K 850 461
                                    


Vorsichtig tastete er unter dem Sessel nach einem seiner Koboldsteine, der darunter gerollt war. Zu seinem Überraschen ertastete er ein zusammengefaltetes Pergament und zog es hervor. Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass es vielleicht nicht ohne Grund versteckt war, entfaltete es und musste grinsen, als er seinen Namen in der Überschrift las:


KEINE AHNUNG WIE VIELE GRÜNDE, WARUM ICH JAMES SIRIUS POTTER HASSE

1. Er nutzt Mädchen aus, indem er mit ihnen ausgeht, sie ihren Zweck erfüllen und dann bricht er ihnen das Herz ohne auch nur ein kleines bisschen Rücksicht auf die Gefühle der Mädchen zu nehmen.

2. Er macht diese seltsame Geste bei der er sich immer selbst durch die Haare fährt, das nervt einfach und ist vollkommen abnormal.

3. Die Mädchen mögen ihn, obwohl sie wissen, dass er ein totales Arschloch ist.

4. Er gibt den Mädchen das Gefühl, dass gerade sie die Eine sind, die Potter wirklich mag.

5. Er kommt andauernd zu spät, ob in den Unterricht oder allgemein zu treffen und erfindet immer total alberne und unglaubwürdige Ausreden, die ihm aber aus mysteriösen Gründen abgekauft werden.

6. Er hat die gleichen Fächer wie ich gewählt und deswegen haben wir IMMER zusammen Unterricht. Ich muss ihn noch zusätzlich ertragen.

7. Er zieht immer die Aufmerksamkeit auf sich und wenn die Aufmerksamkeit mal nicht auf ihm beruht bringt er es immer wieder fertig, das zu ändern.

8. Er hält sich für etwas besseres, nur weil er der Sohn des berühmten Harry Potters ist. (Nichts gegen seinen Vater)

9. Er behandelt die Slytherins wie Dreck, egal ob sie nett zu ihm sind oder nicht. Er lässt sich von seinen Vorurteilen ihnen gegenüber lenken.

10. Er führt das Quidditch-Team immer zum Sieg an, behandelt uns, das Team, aber wie ferngesteuerte Roboter, die kein Leben haben.

11. Wenn er geht, dann hat er immer so eine arrogante Haltung. Er geht zielsicher geradeaus und die anderen sind immer verpflichtet ihm aus dem Weg zu gehen, ansonsten rennt er sie um und gibt den anderen die Schuld.

12. Er gibt immer den anderen die Schuld. Er selbst ist immer der Engel, der nichts falsch macht.

13. Er kann mit keinem Mädchen befreundet sein ohne dass er sie irgendwann flach legt.

14. Seine Freunde sind seine Untertanen, die die Drecksarbeit für ihn erledigen nur um sich einen Freund des großartigen James Sirius Potter nennen zu können.

15. Er ignoriert mich, nur weil er weiß, dass ich nicht sonderlich viel von ihm halte.

16. Er ist ein totaler Sturkopf, was er einmal sagt, ist auch so.

17. Er spielt jedem einen Streich, nur weil die Person ihm gerade nicht ganz in den Kram passt. Opfer werden ist mehr als leicht.

18. Er hat zu den meisten Schülern aus Hogwarts die nötigen Eckdaten im Kopf. Er weiß von fast allen Name, Geburtstag und Blutstatus.

19. Er legt sich im Sommer immer ohne Shirt an den See, damit die Mädchen seine Muskeln bewundern können.

20. Er berichtet beim Quidditch-Training von seinen neusten Eroberungen, obwohl es die meisten nicht interessiert.

21. Wenn man mit ihm zusammenarbeiten muss, dann heißt es, dass der nicht arbeitet, sondern einem höchstens bei der Arbeit zusieht.

22. Ich muss total oft mit ihm ein Projekt machen.

23. Er ist immer drauf und dran die Regeln zu brechen.

24. Er lässt uns manchmal bis zur Sperrstunde trainieren und wir müssen immer zurück in den Gemeinschaftsraum schleichen ohne, dass wir erwischt werden. Das nervt und kostet viel zu viele Punkte.

25. Er taucht immer da auf, wo man ihn am wenigsten haben möchte, wie zum Beispiel in meinem Schlafsaal.

26. Das alles macht er einem nur vor. Wenn es um seine Familie geht, dann ist er ganz anders drauf. Sein Leben in Hogwarts ist reine Schauspielkunst."


Das hatte gesessen. Auch wenn der Name des Verfassers nicht genannt war, wusste James genau von wem die Liste stammte. Wenn er ehrlich war, dann schockte es ihn, dass sie so negativ über ihn dachte. Zwar hatte er gewusst, dass sie ihn nicht sonderlich mochte, aber dass sie ihn gar nicht ausstehen konnte...

Julie war eine seiner besten Jägerinnen, doch das größte Problem war wohl, dass sie nie gehorche wollte. Er konnte ihr sagen, dass sie zusammen mit den anderen die Falkenkopf-Angriffsformation nutzen sollte, sie allerdings verwendete lieber die Porskoff-Täuschung. Ja, sie tat immer etwas anderes, doch ihre Alternative war immer ebenfalls großartig.
Am seltsamsten fand James allerdings Punkt 26. Wer hatte Julie erlaubt, solche Vermutungen anzustellen? Mal davon abgesehen, dass das nicht stimmte, wie kam sie auf eine solche Idee? Sie hatte ihn noch nie in der Gegenwart seiner Eltern gesehen. Dass diese Aussage nicht stimmte, fiel James allerdings nicht auf.
Er legte die Liste wieder unter den Sessel. Sie sollte schließlich nicht wissen, dass er sie gelesen hatte und insgeheim nahm er sich vor, sich zu bessern, damit sie nach und nach die einzelnen Punkte durchstreichen konnte. 26 Punkte waren viel zu viele für seinen Geschmack, doch wie alt mochte die Liste wohl sein? Vielleicht war es ja auch unnötig sich zu bessern, falls die Liste total veraltet sein sollte. Eins war ihm allerdings mehr als klar: Julie mochte ihn immer noch nicht, also konnte er wenigstens versuchen das zu ändern.


James legte einen Sprint ein, um nicht zu spät zum Unterricht zu kommen und kam keuchend vor dem Klassenzimmer an. Er hatte Geschichte der Zauberei und Binns hätte es wahrscheinlich sowieso nicht gemerkt, dass er zu spät kam, denn schließlich konnte der Geist ihn nicht einmal von einem blonden Mädchen unterscheiden. Eigentlich setzte er allgemein nichts auf Pünktlichkeit. Eigentlich. Doch er wollte Julie schließlich zeigen, dass er nicht immer zu spät kam.

Und tatsächlich musterte sie ihn verwundert, als er den Raum noch gerade pünktlich betrat. Er musste sich eingestehen, dass es ihm gefiel, wenn sie so schaute. James hatte zwar keine Ahnung, was in seinem Kopf vorging, aber er hörte den unbeeinflussten Gedanken seinerseits gerne zu.


„Julie, warte mal", rief James als der Unterricht vorbei war. Julie war bereits aus dem Klassenzimmer geflüchtet und blieb mitten im Korridor stehen. „Was willst du, Potter?", zischte sie und fuhr herum. Ja, was wollte er von ihr? „Morgen ist wieder Training, nur damit du daran denkst", meinte er. Julie drehte sich wieder um und ging mit energischen Schritten davon. „Als ob ich das vergessen würde", zischte sie noch wütend, ehe sie aus James' Sichtfeld verschwand.

„Seit wann redest du denn mit der?", fragte Max. Max war jemand, den James gerne seinen besten Freund nannte. James zuckte nur mit den Schultern und setzte das altbekannte Grinsen auf. „Ich denke wir sollten mal wieder einen Streich spielen." Max grinste ebenfalls und zusammen setzten sie sich in die Bibliothek und heckten einen Plan aus.

Warum ich James Sirius Potter hasse [HP NextGeneration]Where stories live. Discover now