*33. Hundertachtzig Grad

8.1K 436 265
                                    

Die Tage und Wochen verflogen, ohne dass sich viel veränderte. Der Waffenstillstand mit James hielt noch immer, in den Apparierkursen machten alle Schüler große Fortschritte und auch das Quidditchtraining war zwar hart wie eh und je, aber fiel allen Beteiligten nicht sonderlich schwer. James hatte tatsächlich einmal die Augen geöffnet und schließlich Zeit damit verbracht, einen Trainingsplan zu entwerfen, der niemanden überlastete, sondern nur stärkte.

Es schien wie ein ganz normaler Dienstag, als Julie vom Frühstück zu Alte Runen lief. Mary war etwas zurückgefallen, als sie Craig Lufkin traf, welcher beschlossen hatte, die Gryffindor zu ihrem Klassenzimmer zu begleiten. Julie hatte erwartet, dass sie solche Sachen wütend machen würden, doch erstaunlicherweise war sie vollkommen im Reinen damit, dass Mary nun eine weitere Person gefunden hatte, mit der sie sogar lieber Zeit verbrachte als mit Julie.

Und so kam es, dass Julie sich zunächst allein an ihrem Tisch niederließ und ihr Schulbuch, sowie Pergament, Federkiel und Schreibfeder aus ihrer Tasche holte. Sie sah am anderen Ende der Reihe, wie Thommy sich bereits über einige Runen gebeugt hatte. Neben Thommy sah sie James, welcher gedankenverloren aus dem Fenster starrte. Sie konnte nicht anders, als an ihr Gespräch zurückzudenken, in dem sie temporären Frieden geschlossen hatten. Sie erinnerte sich genau daran, wie wütend sie auf ihn gewesen war, wie sie ihm am liebsten den Hals umgedreht oder ihm zumindest einen kräftigen Schlag verpasst hätte. Davon war seit seinem Geburtstag erstaunlicherweise nur wenig übrig geblieben. Es war ein einziges Gespräch gewesen, das ihr gezeigt hatte, wie gut sie doch eigentlich mit ihm auskommen konnte. Und die folgenden Wochen hatten ihr es nur noch mehr bestätigt.

Als sich Mary neben ihr auf den Sitz fallen ließ, wurde Julie erst bewusst, dass sie James die gesamte Zeit angestarrt hatte. Sie konnte nur hoffe, dass das niemand bemerkt hatte. Stattdessen wandte sie sich mit einem Grinsen auf den Lippen an Mary, welche ihre volle Konzentration auf ihre Schultasche gewandt hatte.

„Und hat er dich endlich um ein Date gebeten?", fragte sie und wackelte mit den Augenbrauen. Marys Gesicht wurde auf einen Schlag dunkelrot und sie sah peinlich berührt von ihrer Tasche auf, schüttelte dann aber den Kopf.

„Ich weiß sowieso nicht, ob das jemals geschehen wird", bemerkte Mary und senkte den Kopf wieder.

„Ach was, er braucht nur etwas mehr Mut und dann ist die Sache geritzt. Wenn es sein muss, rede ich sogar mit Norman Knightley, damit er seinen Kumpel auf die richtige Spur bringt", meinte Julie und ihr Grinsen wurde noch breiter, als sie sich vorstellte mit Norman zu sprechen, denn das hatte sie noch nie getan. Doch sie musste zugeben, dass eine gewisse Vertrautheit von dem Ravenclaw ausging, schließlich sah er aus wie Julies Bruder Daniel.

„Bloß nicht!", erwiderte Mary und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. „Ich muss einfach abwarten, ob etwas passiert, wenn er mich nicht fragt, dann mag er mich halt nicht, damit ich kann ich leben." Julie warf ihrer Freundin einen kritischen Blick zu, denn sie war nicht wirklich sicher darüber, dass Mary damit leben könnte.

„Er wird schon Mut finden, warte nur ab. Er ist schließlich kein mutiger Gryffindor, sondern ein kluger Ravenclaw, der wahrscheinlich alle Möglichkeiten in seinem Kopf durchgeht, um den perfekten Weg zu finden, dich um ein Date zu bitten", versuchte Julie Mary aufzumuntern und tatsächlich erhellten sich ihre Gesichtszüge ein wenig.

„Dann kann ich ja nur hoffen, dass er den perfekten Weg gefunden hat, bevor er seinen Abschluss macht. Ich weiß sowieso nicht, wie wir es auf die Reihe bekommen sollten — natürlich nur falls aus uns tatsächlich etwas werden sollte — eine Fernbeziehung aufrecht zu erhalten, nachdem er Hogwarts verlässt und ich noch ein Jahr hier absitzen muss."

Warum ich James Sirius Potter hasse [HP NextGeneration]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt