*10. Ernste Gespräche

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„Oh Wunder, ihr beehrt uns auch mal wieder", kommentierte Felisha leicht giftig, als Mary ihre Tüten auf dem Bett neben Felishas ablegte. Mary warf Julie einen hilfesuchenden Blick zu, doch sie wussten sowieso, dass sie jetzt nicht mehr drumherum kommen würden, sich ihren ehemaligen Freundinnen zu stellen.

„Wisst ihr, was wir uns schon eine Weile fragen?" Felishas grauen Augen funkelten wütend, während sie sprach und auch Patty und Clarisse sahen nicht sehr ausgeglichen aus. Julie und Mary schwiegen, obwohl sie eine naheliegende Vermutung hatten, was Felisha meinte.

„Uns würde wirklich brennend interessieren, was euch das Recht gibt, uns zu meiden wie Drachenpocken."

„Was ist denn bitte Schlimmes passiert, dass wir das verdient haben?", fing nun auch Clarisse an. „Ich meine, wir kennen uns seit der ersten Klassen und sind wirklich immer gut miteinander ausgekommen, warum tut ihr so, als würdet ihr schon schlafen, wenn wir in den Schlafsaal kommen, warum setzt ihr euch beim Essen immer ans andere Ende des Tisches und warum bei Merlins rosa Boxershorts verlasst ihr den Laden, in der Hoffnung wir hätten euch nicht gesehen?"

Das hatte gesessen. Mary sah aus, als hätte man ihr mit der Faust ins Gesicht geschlagen und Julie schaute nur betreten zu Boden. Es war eine Sache, sich von einem Menschen zu entfernen, weil man mit seinen Idealen nicht mehr übereinstimmte, es war aber eine andere Sache diesem Menschen ins Gesicht zu sagen, dass man nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Schließlich hatte Clarisse Recht: Sie waren seit Jahren Freunde und hatten eine Menge schöne Erinnerungen zusammen.

„Ich denke, es gehört zum Erwachsenwerden dazu, dass Freunde mit einem Mal keine Freunde sind oder man vielleicht erkennt, dass sie es nie waren", erklärte Julie und schaffte es sogar für einen kurzen Moment aufzusehen. Sie wusste, dass ihre Worte verletzend sein würden, doch sie entsprachen der Wahrheit und diese mussten sie lernen zu erkennen.

„Was laberst du denn jetzt für einen Quatsch, natürlich sind wir Freunde. Schon vergessen, Julie, wie in alten Zeiten!", sagte Patty verwirrt. Sie sah traurig aus, aber auch sehr verwirrt über das, was Julie sagte.

„Wir sind aber nicht mehr die kleinen Erstklässler von damals. Natürlich hatten wir eine super Zeit zusammen und wir haben uns super verstanden während unseren ersten vier Jahren. Aber mit der Zeit hat sich das alles geändert und das so langsam, dass ihr es nicht einmal gemerkt habt. Wir bis vor kurzem auch nicht, aber irgendwann kommt einfach dieser Punkt, an dem ma-"

„Du redest hier vom Erwachsenwerden und bist dennoch so kindisch und gehst uns konsequent aus dem Weg? Julie, das macht einfach keinen Sinn!", unterbrach Clarisse Julie sichtbar wütend. Und in gewisser Weise hatte sie Recht, denn es war mehr als kindisch, die drei zu meiden.

„Ja, es war kindisch", ertönte plötzlich Marys brüchige Stimme, „aber Erwachsenwerden heißt ja auch nicht, dass man es sofort ist, sondern dass man sich auf dem Weg dazu befindet, oder?"

Eine unbehagliche Stille trat ein. Irgendwie wollte man Mary widersprechen, irgendwie wollte man das alles nicht wahrhaben, doch es war schwer der Wahrheit ins Auge zu sehen und bisher wehrten sich alle fünf Mädchen dagegen. Es ging schließlich nicht nur darum, einzusehen, dass man nicht mehr von einer Freundschaft sprechen konnte, es ging darum, Fehler einzusehen und mit Dingen abzuschließen. Sie mussten die Vergangenheit loslassen und in die Zukunft sehen, und während Julie und Mary schon einige Zeit damit verbracht hatten, wurden Clarisse, Felisha und Patty vor vollendete Tatsachen gestellt und mussten versuchen, das alles in ihren Kopf zu bekommen.

„Und warum genau können wir jetzt laut euch keine Freunde mehr sein?", fragte Patty verletzt.

„Weil wir uns auseinander entwickelt haben, und ich denke, es wird Zeit, das einzusehen", erklärte Mary, welcher einige Tränen die Wangen hinunter liefen. Auch Patty brach in Tränen aus und Felisha murmelte nur ein trauriges „Okay".

Warum ich James Sirius Potter hasse [HP NextGeneration]Waar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu