*38. Wahnsinn

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Zwei Wochen vergingen, doch nichts wurde einfacher. Schüler tuschelten, wann auch immer Julie und James den Raum betraten und zu Julies Leidwesen, wurden die Streits auch nicht weniger. Es war die reinste Folter, denn obwohl sie so einige schöne Momente miteinander hatten, stachen die Schlechten immer mehr heraus und nahmen Julie immer mehr den Atem.

Eines späten Dienstagabends saßen sie zusammen im Gemeinschaftsraum und brachten ihre Notizbücher für Wahrsagen auf den neusten Stand. Dabei hatte Julie ihre Beine auf James' Schoß gebettet und lehnte an der Armlehne des Sofas.

„Und du hast dein Notizbuch wirklich ‚Orakelbuch' getauft?", fragte James grinsend nach. Julie sah auf und ihre Augen trafen sich, ehe sie nickte. James seufzte. „Ich sollte meinem Notizbuch wohl auch mal einen Namen geben, irgendwie ist Notizbuch auch nicht ganz passend." Daraufhin breitete sich ein seliges Lächeln auf Julies Lippen aus und sie spürte, wie pures Glück durch ihre Adern zu fließen schien.

„Das habe ich mir damals auch gedacht", stimmte sie zu und blätterte wieder durch ältere Einträge und Voraussagungen. Sie hatte immerzu jede Weissagung abgehakt, die bereits eingetroffen war und doch war es schwer, den Überblick zu behalten. Beinahe jeden Tag gab es neue Punkte, die sie beachten musste und dann wiederum waren da welche vom Anfang des Schuljahres, die noch nicht eingetreten waren, jedenfalls soweit Julie es beurteilen konnte.

Sie hielt inne, als sie an einem Eintrag hängen blieb, den sie Ende Januar verfasst hatte. Scheinbar hatte sie diesen in den letzten Wochen übersehen, denn es hätte ihr auffallen müssen. Eine Gitarre! Damals hatte Professor Wilson eine Gitarre in Julies Tasse ausmachen können und James hatte diese damals nachgeschlagen. An jenem Tag hatte Julie angewidert reagiert und nicht gedacht, dass diese Vorhersage in nächster Zukunft eintreten würde, schließlich hieß es, dass die Romanze am Horizont war und nicht nah. Sie spürte, wie ihr Gesicht heiß wurde und sie eine leere Seite aufschlug und einen Eintrag machte, dass diese Romanze wohl tatsächlich eingetreten war.

„Was hast du gefunden?", hakte James nach und Julie sah ihn gequält an. Irgendwie war sie peinlich berührt darüber, wobei sie sich nicht sicher war, ob es an der Tatsache lag, dass Professor Wilson dies lesen würde oder daran, dass sie die Bedeutung als kitschig und ekelhaft beschrieben hatte.

„Die Gitarre beim Teeblätterlesen", erwiderte Julie kleinlaut. James schien einen Moment nachzudenken, dass fing er auf einmal an, breit zu grinsen.

„Das nenne ich mal den Beweis dafür, dass Wahrsagen nicht immer vollkommener Schwachsinn ist", erwiderte er und lehnte sich so weit zur Seite, dass er seinen Kopf auf Julies Schulter betten konnte. Er sah in ihr Orakelbuch und obwohl Julie so viele Geheimnisse darin versteckt hatte, fühlte sie sich kein bisschen peinlich berührt, denn das meiste wusste James sowieso schon, insbesondere weil er die Hälfte der Weissagungen selbst gemacht hatte.

Julie fing an zu gähnen und warf einen Blick aus dem Fenster. Der Mond stand hoch am Himmel und sie wusste, dass es viel zu spät war, schließlich war am nächsten Tag Schule. Doch sie hatten an jenem Abend Quidditchtraining gehabt, weswegen sie ihre Hausaufgaben nach hinten verschieben mussten. Sie schlug ihr Orakelbuch zu und musterte James, welcher ebenfalls ziemlich schläfrig aussah.

„Ich bin müde", verkündete sie leise und wie von selbst war ihre Hand in seine Haare gewandert und und spielte mit einigen chaotischen Haarsträhnen. James sah auf seine Armbanduhr und richtete sich schließlich wehmütig auf.

„Es ist schon halb zwei, ich denke, wir sollten schlafen gehen", meinte er und setzte Julies Füße sanft auf dem Boden ab. Julie streckte sich, als sie aufstand und gähnte noch einmal laut, ehe sie sich ihre Tasche packte und zu der Treppe zu den Mädchenschlafsälen ging. James folgte ihr und nachdem sie sich eine ‚Gute Nacht' gewünscht hatten, stolperte Julie die Stufen hinauf und fiel wenig später todmüde, aber dennoch überglücklich in ihr Bett. Dieser Abend gehörte eindeutig zu den schönen harmonischen Momenten mit James, welche sie so sehr liebte. In jener Nacht war sie sich sicher, dass sie mit einem Lächeln auf den Lippen in den Schlaf glitt.

Warum ich James Sirius Potter hasse [HP NextGeneration]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt