Kapitel 89 - Die Wahrheit ertragen

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Schade, dass Collin nicht erfolgreich war?

Scott hasste mich so sehr, dass er mir den Tod wünschte?

Ich spürte, wie meine Augen anfingen zu brennen.

»Lass mich in Ruhe«, antwortete ich nur und wandte den Blick ab. Ich durfte jetzt nicht weinen. Vor allem nicht vor Scott.

Natürlich entging es ihm nicht. »Oh, Allyson muss weinen?«, spottete er, »Keine Überraschung! Das zeigt ja, wie schwach du wirklich bist! Du warst es von Anfang an. Schon immer!«

Ich drückte die Tränen weg. »Ich bin nicht schwach!«, erwiderte ich emotionslos und versuchte mir weiterhin nichts anmerken zu lassen. »U-und jetzt lass mich in Ruhe. Ich muss nach Hause.«

Ich drehte mich um und wollte in den Wagen steigen. Doch kaum hatte ich die Tür geöffnet, schlug Scott sie mir vor der Nase direkt wieder zu.

Wütend starrte ich ihn an. »Jetzt lass mich verdammt nochmal in Ruhe oder ich...« Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Scott hatte Recht. Ich war so schwach. So zerbrechlich.

Er hatte mich nicht mal angefasst, aber unglaubliche Schmerzen auf meiner Haut verbreitet. Die Tränen kamen wieder hoch. Ich schluchzte.

Scott schmunzelte. »Oder du was?«

»Oder ich verpasse dir so heftige Schläge, dass du den morgigen Tag nicht mehr miterlebst!«, erwiderte eine Stimme plötzlich.

Überrascht starrte ich zur Seite.

Josh.

Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und funkelte Scott hasserfüllt an. Sein Kiefer spannte sich immer wieder an.

»Was ist hier los?«, fragte er und sah mich an. Schnell wandte ich den Blick ab. Ich wollte nicht, dass er meine Tränen sah. Ich wollte nicht, dass er sah, dass ich immer noch genauso schwach wie früher war.

»Was hast du mit ihr gemacht?« , fuhr Josh Scott plötzlich an, packte ihn am Kragen und presste ihn gegen ein Auto.

Entsetzt schnappte ich nach Luft.

Scott versuchte Josh von sich wegzudrücken. »I-ich habe nichts getan! Sie hat einfach so angefangen zu weinen!«, log er dreist.

Josh zog Scott nach vorne und drückte ihn dann ruckartig wieder gegen das Auto. Schmerzhaft stöhnte er auf.

»Lüg mich nicht an!« , knurrte Josh.

Scott beharrte jedoch auf seiner Meinung. »Ich lüge nicht!«, brüllte er und verpasste Josh einen Stoß, woraufhin dieser ein paar Schritte nach hinten taumelte.

Joshs Miene verfinsterte sich.

Ich schloss die Augen, weil ich wusste, was jetzt kam.

Drei Sekunden später nahm ich Scotts schmerzhaftes Stöhnen wahr. Wenn es eine Person auf dieser Welt gab, mit der man sich wirklich nicht anlegen sollte, dann war es Josh.

Als ich die Augen wieder öffnete, hielt Scott sich die blutige Lippe und starrte Josh mit vor Angst geweiteten Augen an. Dann drängte er sich an ihm vorbei und rannte davon.

Schniefend wischte ich mir über das Gesicht. Endlich war er weg.

»Alles in Ordnung?«, wollte Josh wissen.

Ich nickte, obwohl es nicht stimmte. Scott hatte bewiesen, dass man mich allein mit Worten zu Boden bringen konnte.

Die ganze Fahrt über sprachen Josh und ich kein Wort miteinander. Es herrschte Stille, während er die leeren Straßen entlang raste.

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