Kapitel 35 - Falsche Worte

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Doch dann nahm Josh mir sein Handy aus der Hand und brach in schallendes Gelächter aus. Perplex starrte ich ihn an und war immer noch nicht in der Lage auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen.

»Du solltest mal dein Gesicht sehen!«, grinste er amüsiert.

»Also... haben... wir nicht...?«, stammelte ich mit trockenem Hals und wagte es gar nicht zu Ende zu sprechen.

Josh schüttelte lachend den Kopf und trat in das Haus herein. Erleichtert atmete ich aus, erlitt aber im selben Moment eine Welle von Schmerzen, weil ich meinen Bauch vor lauter Panik viel zu lange angespannt hatte.

Dann wurde mir plötzlich klar, dass Josh gerade einfach so unser Haus betreten hatte. Mit gerunzelter Stirn sah ich ihm dabei zu, wie er die Tür hinter sich schloss und sich im Flur umsah.

»Josh?«, fragte ich entgeistert, »Was willst du hier? Hau sofort ab!«

Grinsend drehte er sich zu mir um. »Du weißt nicht mehr, was gestern passiert ist. Und ich bin womöglich der Einzige, der dir eine Antwort darauf geben kann!«, behauptete er und marschierte Richtung Wohnzimmer.

Ich verharrte auf der Stelle. Wie konnte jemand nur so dreist sein?

Mit schnellen Schritten folgte ich ihm. Dieser Typ trieb mich in den blanken Wahnsinn!

Wut kroch in mir hoch. Ich stellte mich vor ihn und versperrte mit beiden Armen den Weg zum Wohnzimmer. »Verschwinde!«, meckerte ich ihn an, »Du hast hier nichts zu suchen!«

Doch Josh interessierte das nicht. Mit wenig Mühe schob er mich zur Seite und betrat das Wohnzimmer. Zornig packte ich ihn am Arm und versuchte ihn herauszuzerren. Doch das verursachte so heftige Schmerzen, dass ich ihn sofort wieder losließ. Fest biss ich die Zähne zusammen und versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Verdammt, Josh könnte jetzt alles tun, was er wollte und ich konnte ihn nicht aufhalten. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm einfach zuzusehen.

Nach einer Weile verließ er das Wohnzimmer. Erleichtert wollte ich ausatmen, doch dann wurde mir durch das laute Knarzen der Stufen bewusst, dass er sich auf den Weg nach oben machte.

Schockiert zog ich die Luft ein und lief ihm hinterher. »Sag mal! Hast du sie nicht mehr alle?«, schrie ich ihm nach, »Wenn mein Onkel das sieht, bringt er nicht nur dich um!«

Josh zuckte bloß mit den Schultern.

Frustriert folgte ich ihm. Er machte fertig. Einfach nur fertig.

Keuchend kam ich oben an und versuchte mir krampfhaft meine Schmerzen zu unterdrücken. Ich beobachte Josh dabei, wie er einfach mein Zimmer betrat. Zähneknirschend folgte ich ihm.

Plötzlich fiel mir das blutverschmierte Top wieder ein. Hastig stolperte ich ihm hinterher. Doch es war schon zu spät. Josh hielt es bereits in seinen Händen. Aber er schien nicht allzu überrascht zu sein. Eingehend musterte er die dunkelrote Farbe. Dann wandte er sich stirnrunzelnd zu mir. »Du weißt echt nicht mehr, was gestern passiert ist?«, fragte er mit nachdenklicher Miene, welche sein Gesicht noch markanter erschienen ließ.

Irgendwie wurde ich den Gedanken nicht los, dass er mehr wusste. »Nein, habe ich dir doch schon gesagt!«, fuhr ich ihn wütend an und riss ihm das Top aus der Hand.

Er verengte die Augen zu Schlitzen. »An deiner Stelle würde ich aufpassen, mit wem du dich anlegst!«, knurrte er plötzlich und war ganz außer sich.

Ich wurde misstrauisch. »Warst du das? Hast du mir das angetan?«, ich deutete auf das Blut, »War deshalb dein Handy in meiner Jackentasche?«

Ich brauchte eine Antwort! Wenn Josh mich so sehr hasste, dass er mich leiden sehen wollte, sollte er es gestehen.

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