Kapitel 45 - Schattenseiten

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»Lass mich in Ruhe!«, wimmerte ich und quetschte mich in die Ecke des Zimmers. Mein Gesicht war mit lauter Tränen übergossen. Verzweifelt sah ich zu ihm auf. Plötzlich fühlte ich mich wieder ganz klein und hilflos.

»Bitte!«, flehte ich erneut. Doch meine Bitten überzeugten ihn nicht. Wütend holte er erneut aus. Ein erstickter Schrei entwich meiner Kehle. Die höllischen Schmerzen, die durch meinen Rücken schossen, nahmen mir die Luft zum Atmen.

Unweigerlich schossen weitere Tränen aus meinen Augen und tränkten den Teppich in einen dunkleren Ton.

»Hör auf zu Heulen!«, ertönte die Stimme des Teufels wieder, »Du jämmerliches Stück Dreck!«

Ich konnte nicht aufhören. Die Schmerzen waren zu groß.

»Allyson!«, schrie er wieder. Seine Stimme bebte. »Steh sofort auf und hör auf zu weinen, sonst raste ich noch endgültig aus!«

Verbittert hob ich den Kopf. Endgültig? Das war doch bereits die Hölle. Die Hölle auf Erden und ich befand mich mitten drin.

Drohend schwang er den Ledergürtel durch die Luft. Im nächsten Moment schoss erneut ein unerträglicher Schmerz durch meinen Körper.

Erschrocken zuckte ich aus dem Schlaf und rang keuchend nach Luft.

Jayden war aufgrund meiner hektischen Bewegungen und Schreien schon längst aus dem Schlaf gerissen worden. Augenblicklich spürte ich seine beruhigende Hand auf meinen Rücken. Doch es brachte nichts. Egal, ob jemand neben mir lag oder nicht, die Albträume konnten selbst dann nicht verhindert werden. In ihnen war ich ganz auf mich allein gestellt. Schwach. Zerbrechlich.

Sofort vergrub ich mein Gesicht in Jaydens Oberteil und versuchte die Tränen zu unterdrücken. Ich hasste diese Albträume! Und ich hasste Josh! Nur wegen ihm, hatten sie wieder angefangen. Alles war allein seine Schuld.

Schluchzend drückte ich mein Gesicht fester an Jaydens Brust. Ich wollte nicht an meine Vergangenheit erinnert werden. Es war einfach zu schlimm. Vor allem die eine Nacht bereitete mir unglaubliche Angst. Beinahe hätte ich Mom und Max für immer verloren.

»Allyson...«, murmelte Jayden und strich mir beruhigend über den Rücken, »...das war alles nur ein Traum.«

Nur ein Traum?

Schön wär's!

Allein die Narben auf meinen Rücken waren der glasklare Beweis, dass alles bittere Realität gewesen ist.

Jayden legte seine Arme um mich und drückte sich an sich. Ich weinte noch immer, aber wenigstens fühlte ich mich nicht mehr so allein gelassen.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag er nicht mehr neben mir. Er war unten und half meinem Onkel das Frühstück vorzubereiten. Ich kam an den Tisch, trank einen Schluck Wasser und ging wieder hoch. Ich schwieg den ganzen Morgen.

* * *

»Allyson?«, fragte Jayden und blieb mitten auf dem Weg zur Schule stehen.

»Ja?«, fragte ich, obwohl ich genau wusste, was Jayden wissen wollte.

Er fuhr sich durch das dichte Haar und sah mich einen Moment einfach nur an. Wahrscheinlich fand er, dass ich furchtbar aussah. Diese riesigen Augenringe konnte man nach einer Nacht voller Albträume nie verbergen.

»Von was hast du geträumt?«, fragte Jayden schließlich.

Sofort wandte ich den Blick ab. Ich konnte nicht darüber sprechen. Das weckte nur noch mehr grausame Erinnerungen.

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