Kapitel 71 - Wieder vereint

6.4K 420 48
                                    

»Aber auf dem Video war nichts zu erkennen...«, seufzte ich und aß meine Kartoffeln zu Ende.

Ich hatte Jayden alles vom Überwachungsvideo erzählt. Gerade hatten wir Mittagspause und saßen in der Schulkantine.

Er legte die Hand ans Kinn. »Hast du ein Foto gemacht?«

Ich ließ meine Gabel fallen und schlug mir mit der Handfläche auf die Stirn. »Nein! Wie konnte ich das nur vergessen?«, regte ich mich über mich selbst auf, »Danny hat mich total abgelenkt.«

Jayden runzelte die Stirn. »Wer ist Danny und inwiefern hat er dich abgelenkt?«

Ich schüttelte den Kopf. »Ist nicht so wichtig.« Hastig stopfte ich mir noch eine Ladung Essen in den Mund, um Jaydens Fragen auszuweichen.

Er ging nicht mehr darauf ein. Ihm schien etwas anderes zu beschäftigen. »Findest du es nicht auch merkwürdig, dass Josh deinem Verfolger nachgelaufen ist, ihn aber nicht erkannt hat? Ich meine, als ob man nicht zuerst aufs Gesicht guckt?«

Ich stöhnte auf. »Jayden! Es war stockdunkel im Wald. Hör auf Josh zu verdächtigen!«

Er konnte es einfach nicht lassen. Er verdächtigte Josh immer noch, obwohl ich ihm klar gemacht hatte, dass ich ohne ihn womöglich gar nicht mehr am Leben wäre.

Es war offensichtlich, dass Jayden seine seine Niederlage gegen ihn immer noch nicht wahrhaben wollte. Aber Jayden war selbst Schuld, wenn er sich mit Josh anlegte und blaue Flecken kassierte. Ich hatte ihn nicht darum gebeten.

Ich lehnte mich zurück und ließ den Blick durch die Mensa schweifen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, wieder von allen beobachtet zu werden. Aber das war ja nichts Neues. Seitdem das ganze Chaos angefangen hatte, war ich immer das Gesprächsthema der Schule. Es ging mir unglaublich auf die Nerven.

Ich wandte mich wieder Jayden zu. Er schien immer noch davon genervt zu sein, dass ich Josh jetzt... vertraute? Nannte man das so?

Mit einem Knall ließ jemand sein Tablett auf unseren Tisch fallen. Überrascht starrten Jayden und ich Meggie an, die wie aus dem Nichts aufgetaucht war.

»Allyson!«, grinste sie, »Weißt du, wie froh ich bin, dass es endlich vorbei ist?« Sie ließ sich auf dem Stuhl zwischen Jayden und mir nieder. »Noch ein bisschen länger und ich wäre explodiert«, sie schwang die Arme in die Luft, »Endlich ist Collin hinter Gittern! Endlich kann niemand mehr verhindern, dass wir uns treffen! Ich habe meine beste Freundin wieder.«

Meggie strahlte richtig. Es tat mir so Leid zu wissen, dass es eben nicht vorbei war.

Ich wollte ihre Freude nicht ruinieren, aber ich musste ihr die Wahrheit sagen. »Meg...«, murmelte ich und sah Jayden kurz an, »...es ist noch nicht vorbei.«

Meine Freundin verzog das Gesicht. »Wie es ist nicht vorbei...? Collin ist doch im Gefängnis.«

»Collin war nicht der Einzige, der Ally angegriffen hat«, klärte Jayden sie auf, »Es gibt noch jemanden.«

Meggies Augen weiteten sich. »Es gibt noch jemanden?«, sie schluckte schwer.

Langsam nickte ich. »Collin war der Sensenmann, aber nicht der Typ im schwarzen Van... der läuft immer noch frei herum.«

Es erfüllte mich mit Schrecken, dass es noch nicht vorbei war. Irgendwo da draußen lauerte noch jemand, der mich tot sehen wollte.

Meggie ließ den Kopf sinken. »Irgendwie hatte ich ja befürchtet, dass es noch nicht vorbei ist«, sagte sie traurig, »Ich habe mir versucht einzureden, dass der Typ, der mich angegriffen hat, Collin war.«

UnderratedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt