Kapitel 3 - Dein größter Feind

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Als Mom um ungefähr 20 Uhr eingeschlafen war, wollten Max und ich nach Hause gehen. Bis mir wieder einfiel, dass wir ja gar kein zu Hause mehr hatten. Wir hatten nicht einmal mehr Geld, denn meine Kreditkarte war nach wie vor gesperrt. Das Einzige, was mir geblieben war, waren mein Handy und meine Tasche, in der sich nur lauter unnütze Dinge befanden. Ein paar Taschentücher, Lipgloss oder eine Packung leere Kaugummi würden uns wohl kaum bei unserem Problem helfen.

Ein Knoten machte sich in meinem Magen breit. Was sollte ich denn jetzt tun? Ich wusste nicht, wohin. Ich hatte keine Ahnung, wann Mom wieder entlassen werden würde oder wie ich ohne Geld zu Recht kommen sollte. Ich war schlichtweg überfordert.

Ich rief Meggie an. Die beste Freundin anzurufen schien mir immer die richtige Wahl zu sein, wenn es ein Problem gab. Vielleicht konnten wir die Nacht bei ihr verbringen? Und morgen würde ich dann zur Bank gehen, um das Geldproblem zu klären. Ja, das war eine Idee.

Meggie nahm sofort ab. »Ally, endlich! Ich habe mir ja solche Sorgen gemacht!«, sprudelte sie hervor und ließ mir nicht einmal die Möglichkeit etwas zu sagen, »Bitte sag, dass es deiner Mutter gut geht! Ich sterbe vor Unwissenheit!«

Wie sollte ich diese Fragerei bloß aushalten, wenn Montag wieder Schule war? Ich gruselte mich jetzt schon vor den wissbegierigen und mit falschen Mitleid gefüllten Gesichtern meiner Mitschüler.

»Später...«, murmelte ich, »...jetzt, wo wir ohne Dach dastehen, können Max und ich vielleicht bei dir übernachten?«

Meggie erwiderte meine Frage mit einem selbstverständlichen Ja.

Als Max und ich Hand in Hand aus dem Krankenhaus schritten, schüttete es aus Eimern. Gewitterwolken hatten sich angebahnt und verhießen nichts Gutes. Ich verkrampfte umso mehr. Nicht auch noch ein Gewitter.

»Miss Parker«, erklang die Stimme des Polizisten, der mich hierhergefahren hatte. Der uniformierte Mann hielt einen Regenschirm in der Hand und deutete auf seinen Dienstwagen. »Wir hätten da noch einige Fragen, für die Sie mit aufs Revier kommen müssten.«

Was wollten die von der Polizeistation von mir wissen? Hatte ich irgendetwas falsch gemacht oder ging es um den Brand? Auch wenn ich am liebsten erschöpft in ein Bett fallen wollte, hatte ich wohl keine andere Wahl als mitzugehen.

Keine zehn Minuten später führte mich der Polizist in ein Büro, wo ich Platz nehmen sollte. Max brachte er an einen Ort, wo er auf mich warten konnte.

Ich wischte mir mehrmals die feuchten Hände an der Hose ab, dann traute ich mich erst auf dem Stuhl Platz zu nehmen. Vor mir erstreckte sich ein Schreibtisch, auf dem ein Chaos aus Papieren, Ordnern und Akten herrschte. Ich fand sogar einen halbaufgegessenen Apfel vor, der an der Luft verfault war. Wem auch immer dieses Büro gehörte, er oder sie legte nicht viel Wert auf Ordnung. Ich schob einen umgekippten Stifthalter zur Seite. Police Officer Brown stand in Großbuchstaben auf dem Namensschild geschrieben.

Ich hörte Schritte. Officer Brown betrat sein Büro. Sein Blick war auf mich fokussiert. Dunkle Augen, die durchdringend waren und von buschigen, schwarzen Brauen eingerahmt waren. »Es tut mir leid, was passiert ist, Miss Parker«, sprach er monoton und ließ sich auf den Schreibtischstuhl vor mir fallen. Ich war überrascht von dem harschen Ton in seiner Stimme und dem fehlenden Mitgefühl. Augenblicklich fühlte ich mich unwohler.

Der Polizist nahm den verfaulten Apfel in die Hand und warf ihn in die Mülltonne. Naja, daneben. Aber das schien ihn nicht zu interessieren. Denn er fuhr fort: »Sie fragen sich sicherlich, was wir von ihnen wollen.«

Ich löste mich aus meiner Starre und nickte.

Officer Brown lehnte sich in seinem Stuhl vor, die Augen wachsam wie ein Adler. »Nun, ja. Der Brand in Ihrem Haus war kein Unfall. «

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