Kapitel 20 - Heimliches Treffen

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Hatte Melissa mir diese Rose gekauft, um mir Angst einzujagen? Ich drehte die Quittung um. Auf der Rückseite erwartete mich eine Botschaft:

»Eine weiße Rose für dein Grab.«

Kälte kroch meinen Rücken hinauf. Wenn das keine Morddrohung war, dann wusste ich auch nicht weiter.

Es war eindeutig, von wem sie stammte.

Melissa.

Sie hatte den Strauß Rosen in der Hand. Ich ballte die Hände zu Fäusten. Diese verlogene Göre! Die würde noch was erleben!

Das Summen meines Handys entging mir nicht. Das musste Meggie sein. Ich hatte eine anonyme Nachricht von ihr erhalten:

»Wir können uns doch nicht im Café treffen. Wie wär's stattdessen mit dem alten Industriegelände um 8? Da hält sich niemand auf. Küsschen, Meg.«

»Geht klar«, simste ich zurück und warf einen Blick auf die Uhr. Es war jetzt kurz nach fünf. Eigentlich wollten wir uns um halb acht im Café treffen, aber so war es mir auch recht. Ich würde alles tun, um Zeit mit Meggie verbringen zu können.

Schnell packte ich das Zeug wieder in die Tasche und schmiss die Rose in die Mülltonne. »Komm, Max!« Ich zerrte meinen Bruder von der leeren Kaugummidose weg. Zusammen gingen wir runter ins Wohnzimmer, wo Onkel Harry auf der Couch saß und die Zeitung las.

Ich fragte mich, ob er sich wieder etwas abgeregt hatte. Als er gesehen hatte, wie Josh mir gedroht hatte, war er fast explodiert. Er musste ihn wirklich hassen, wenn er sogar mit der Polizei drohte.

Seufzend ließ ich mich neben ihn auf die Coach fallen und schaltete auf Max' Wunsch den Fernseher an. Gelangweilt zappte ich durch das Programm, bis ich einen geeigneten Kindersender gefunden hatte.

»Onkel Harry?« Ich zupfte an meinem Pullover herum, bis er endlich von seiner Zeitung aufsah. »Ich treffe mich später mit Meg. Ich hoffe, das ist okay für dich. Könnte spät werden.«

»Nein, das ist nicht okay für mich«, erwiderte er still und blätterte auf die nächste Seite.

Ich glaubte mich verhört zu haben. Verbot er mir gerade, mich mit meiner besten Freundin zu treffen? Wehe, er war immer noch sauer auf mich wegen der Sache mir Josh! Dann rastete ich aus!

Onkel Harry legte die Zeitung weg und begegnete mir mit einem sanften Lächeln. »Findest du nicht, du solltest dich erst einmal ausruhen? Du hast heute so hart gearbeitet und dir eine Pause verdient.«

Sofort krönte ich Onkel Harry zum besten Onkel, den man sich wünschen konnte. Ich schenkte ihm ein Grinsen. »Aber sich mit Meggie treffen ist doch eine Pause.«

* * *

Nachdem ich mir Onkel Harrys Mustang geschnappt hatte, düste ich zum Industrieviertel, was am anderen Ende der Stadt lag. Nach zehn Minuten Fahrt kam ich an und parkte den Wagen auf einem leeren Gelände ab.

Die restlichen fünfzig Meter lief ich, vorbei an Lagern und Metallkästen. Unter anderem wurden hier Kleidungsstücke der Marke Oh&Hi zwischendeponiert. Hinter den grauen Wänden konnte man aber nicht einmal erahnen, dass sich modische Kleidung hier verbarg.

Die kalte Herbstluft sauste mir um die Ohren und ließ mich frösteln. Ich presste meine Jacke enger an meinen Körper. Die Dunkelheit erinnerte mich an Montag und jagte mir Angst ein. Dieses Mal hatte ich extra darauf geachtet, dass niemand mir folgte. Ich hatte sogar Joshs Haus im Auge behalten.

Ich erkannte in geraumer Entfernung eine Silhouette. Ich näherte mich ihr. Doch je näher ich kam, desto mehr entpuppte sich diese Person zu einem Arbeiter. Gerade fuhr sein Taxi an und brachte ihn vermutlich nach Hause.

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