Kapitel 104 - Im Auge des Wolfs

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Noch immer hielt ich den Atem an, verspannte jede Sehne die ich spürte und starrte gebannt auf die Stelle zwischen den Bäumen wo das Knistern herkam, als würde etwas das Geäst auf dem Boden langsam zertreten.

Die Gestalt die zwischen dem Gestrüpp hervor schlich, schien nicht mehr als ein Schatten zu sein, die Haltung gebeugt und alles was ich von dem Körper sehen konnte war von Haaren bedeckt, spitze Ohren wurden von dem fast vollständig gefüllten Mond der zwischen den Wolken auf uns herab schimmerte angestrahlt.

Ein bedrohliches Knurren drang in meine Ohren, all meine Konzentration war auf dieses befremdliche Wesen gerichtet das langsam auf uns - auf Julie - zuschritt.

Schemenhaft erkannte ich wie die Blonde ihren Arm ausstreckte und etwas rief, ein heller Blitz flog auf das Wesen, das weder Mensch noch Wolf zu sein schien zu. Es traf ihn, wütend knurrte es auf, schien sich aufzubäumen und zu wachsen.

Jedoch schien keinen Schaden erlitten zu haben "Du denkst, das würde dir nützen, dummes Mädchen", die Worte kamen unmenschlich verzerrt und undeutlich aus der langgezogenen Schnauze, als würde es dem Wesen schwer fallen diese menschlichen Laute von sich zu geben.

Nun schnell stürmte er auf die junge Hexe zu, diese feuerte hektisch -und zittrig- einen weiteren Fluch auf das Tier ab, doch wieder brachte es nichts, dann... wurde sie von dem gewichtigen Körper umgeworfen und in die feuchte Erde gedrückt.

Die ganze Zeit war es als würde ich träumen, als wäre ich nur ein Beobachter, unfähig zu helfen oder auch nur irgendwie zu handeln.

Doch als ich ihren erschrockenen, ängstlichen Schrei hörte wurde ich mir wieder meiner eigenen Anwesenheit bewusst... viel zu spät.

Hastig hob ich mit zittrigen Fingern meinen Zauberstab, versuchte meinen Körper wieder vollends unter Kontrolle zu bekommen.

Der Non-Verbale Fluch traf ihn aufgrund meiner fehlendem Stimme unerwartet aus meinem Versteck.

Mit dem wink meines Stabes flog er davon und krachte gegen einen Baum.

Erschrocken keuchte ich auf, jetzt erst wieder atmend und rannte auf das am Boden liegende Mädchen zu.

Ich stolperte als ich über die unebene Erde hastete und viel neben ihm auf die Knie, wo ich sofort nach ihr griff und irgendwie versuchte zu helfen.

Mit vor Schock geweiteten Augen starrte sie mich an, ihr Atem ging rasselnd und sie war furchtbar bleich "Julie!", rief ich hilflos und legte meine Finger um ihre Schultern, doch sie reagierte nicht.

Verzweifelt begann ich sie zu schütteln "Los, steh auf, wir müssen hier weg. Sofort!" befahl ich und sprang selbst wieder auf meine Beine um ihr aufzuhelfen, da sie sich nur schwerfällig aufrichten konnte.

Ein bedrohliches Knurren hallte zwischen den Bäumen wieder. Mein Herz blieb stehen, wissen was ich sehen würde blickte ich in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war und sah wie die Kreatur sich wieder aufrichtete "Das wirst du bereuen...", drang es bedrohlich und noch unmenschlicher als zuvor in meine Ohren.

Julie war noch nicht ganz auf den Beinen, doch ich packte sie nur fest an ihren Unterarm und begab zu rennen.

Der Wolf war uns auf den Fersen, ich wusste es. Wäre ich alleine gewesen hätte ich mich in einen Fuchs verwandelt, dann wäre das fliehen wesentlich einfacher gewesen.

Doch das ging nicht, ich würde Julie niemals im Stich lassen, weswegen ich sie auch immer heftiger hinter mir hinterher zerrte.

Fast hatten wir es geschafft, fast waren wir aus dem Wald. Doch er war so nah...

Seelenspiegel -Tom Riddle-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt