Kapitel 28 - Klärung

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Mein Blick war fest auf ihn fixiert, meine Gedanken waren so wirr, dass ich sie kaum selbst auseinander halten konnte. Er wollte wissen, was ich gesehen hatte? Fein, dann würde ich es ihm sagen.

Es widerstrebte mir, sehr sogar. Nicht nur, dass ich nicht darüber zu sprechen vermochte, auch seine Anwesenheit behagte mir nicht. „Gut", meinte ich entschieden und dachte krampfhaft darüber nach, womit ich nur beginnen sollte.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er eine Augenbraue in die Höhe zog, doch zu meinem Glück schwieg er. Sein Blick, er war so eindringlich, dass auch mein Magen sich seltsam zusammenzog, er hatte eine eigenartige Wirkung auf mich.

"Wenn du alles wissen willst, sollte ich wohl auch anmerken, dass Professor Dumbledore dich nicht sonderlich mag.", begann ich und zögerte dann, es war nicht richtig von mir, dem stellvertretenden Direktor so in den Rücken zu fallen. Lag es wirklich nur an dem Fluch, der auf mir lag, dass es mir so leicht fiel einem zukünftigen schwarzen Magier Informationen zu geben mit denen er noch mehr Schaden anrichten könnte als so schon, als dass ich jemandem der auf jeden Fall auf der Seite der guten Magie stand etwas mitteilen konnte, das helfen würde die Zukunft ein kleines bisschen besser zu gestalten. Es schien so.

Er schnaubte. "Das weiß ich schon lange. Hast du dazu etwas in der Zukunft gesehen?", wollte er wissen. Wenn es um den Lehrer für Verwandlung ging, war seine Stimme noch angespannter als sonst. Wahrscheinlich ahnte auch er, dass er das Misstrauen von Dumbledore schon längst auf sich gezogen hatte, dass Dumbledore nicht war wie die anderen Lehrer, die er mit seinem Charme umwickeln konnte.

Leicht schüttelte ich meinen Kopf. "Nein, er hat mich darauf hingewiesen, schon mehrere Male. Er ist sehr darauf bedacht zu erfahren was sich in deinem Kopf abspielt.", erklärte ich ausweichend und schluckte hart. Irgendwie hatte ich das Gefühl, Dumbledore würde mir in Zukunft noch einige Steine in den Weg legen, eventuell würden er und Tom sich dabei ja abwechseln.

Eine kurze Stille herrschte, ich sah auf, seine Augen waren zu Schlitzen verengt. "Hast du ihm etwas gesagt?", diese Worte sprach er mit einem so weichen Klang aus, dass mir vor Angst ganz bange wurde. "Ich musste, er hat geahnt, dass da etwas Schlimmes ist...", Tom starrte mich fast nieder. "I-ich hab ihm nur bei... Hör gefälligst auf, mich anzusehen als würdest du mich jeden Moment foltern. Das ist kontraproduktiv wenn du etwas von mir erfahren willst!", fauchte ich hektisch, da ich vor Nervosität schon ganz zittrig wurde und stemmte meine Hände in die Hüften, um ihm zu verdeutlichen, dass er so bei mir nicht weiter kam.

Tom wandte seinen Blick ab und atmete schwer aus. "Was hast du ihm gesagt?" fragte er, mit ruhigem Ton, er war ein guter Schauspieler. Jetzt bin ich wirklich froh, dass ich dem alten Mann nicht die Wahrheit gesagt hatte, er würde mich sonst wirklich foltern und darauf konnte ich wahrhaftig verzichten. Mein Gegenüber hatte wohl psychische Störungen, seine Stimmungsschwankungen und sein nicht vorhandener Blick für Richtig oder Falsch zeigten mir das ganz eindeutig, genauso wie seine gestörte Selbstwahrnehmung.

Nervös fuhr ich mir durch mein Haar. "Er hat nicht locker gelassen. Also hab ich ihm von beiläufigen Dingen erzählt, die ich sah, zum Beispiel wie du deine Hausaufgaben machst.", erklärte ich, Tom sah überrascht auf. Ob er wirklich überrascht war konnte ich nicht ausmachen, doch etwas Ungläubiges funkelte in seinen Augen auf. Da er so ein Meister darin war, seine Gefühle und Regungen im Verborgenen zu halten, war dies schwer zu sagen.

Es schien ihn wirklich zu verwundern. "Ich dachte du siehst meine Zukunft, oder hast gesehen wie ich sie machen werde?", sein Wissensdurst war wohl wirklich unstillbar, eindringlich und fordernd starrte er mich fast schon nieder.

Prompt schüttelte ich meinen Kopf. "Nein, ich bin keine Hellseherin. Die Zukunft sehe ich eher selten. Meistens sehe ich genau das, was du gerade tust.", klärte ich ihn auf und begann meine Finger zu kneten, sein Blick war wirklich intensiv, dummer Fluch, er machte mich noch wahnsinnig.

Seelenspiegel -Tom Riddle-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt