Epilog

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Stetig prasselte der Regen vom Himmel nieder, durchnässte Erde, tropfte von Blättern und plätscherte in kleinen Rinnsalen über unebene Steine.
Mit ausdruckslosem Blick und in den Nacken gelegtem Kopf, starrte sie nach oben, während das Wasser ihre Kleidung durchweichte und an ihren Armen herabrann, nur um dann von ihren Fingerspitzen auf die Grashalme am Boden zu treffen.
Sie war völlig nass, die Haare hingen ihr strähnig über die Augen, aber es war ihr egal.
Regungslos stand sie einfach da und blickte in diesen kalten, trüben und verregneten Tag, bis Fußschritte hinter ihr sie aus den Gedanken rissen.
"Komm rein, du erkältest dich noch."
Keine Reaktion.
"Ich sehe sie nicht mehr", murmelte sie schließlich, mehr zu sich selbst, als zu demjenigen, der an ihre Seite getreten war.
"Wen?"
"Die Sterne. Sie verstecken sich vor dem Regen und warten hinter den dunklen Wolken bis es vorbei ist."
Ein greller Blitz zuckte über den Himmel und erleuchtete für einen Augenblick die beiden Personen, wie sie dort nebeneinander standen und das Schauspiel des Wetters beobachteten.
Nach einer Weile legte er schließlich einen Arm um ihre Schultern und führte sie bestimmt in Richtung der dunklen Höhle, aus der er zuvor gekommen war. Sie wehrte sich nicht.
Drinnen angekommen schüttelte er kurz den Kopf, sodass die Tropfen von seinen Haarspitzen flogen wie bei einem Hund.
Gemeinsam gingen die beiden durch den dunklen Gang, bis sie an einem größeren Raum ankamen, welcher von einem kleinen Feuer beleuchtet wurde, das in der Mitte auf dem Steinboden brannte.
In der hinteren Hälfte, an der Steinwand, stand eine Gruppe von vielleicht drei oder vier Personen, die sich leise unterhielten und nicht auf die Personen zu achten schienen, die sich nebeneinander an den wärmenden Flammen niederließen.
"Ich habe sie gefunden", brach er nach einer Weile das Schweigen und sie blinzelte ihn überrascht an.
"Wirklich?"
Er nickte mit einem Lächeln, zog ein Foto aus der Tasche und überreichte es seiner Begleiterin, welche es ein paar Minuten lang genau betrachtete.
Darauf abgebildet war ein junges Mädchen mit langen schwarzen Haaren, dunkelblauen Augen und zwei kleinen Nähten an der Unterlippe, welche beide die Form eines 'x'es hatten. Sie lächelte fröhlich in die Kamera und hatte eine Hand gehoben, als wolle sie dem Betrachter des Fotos zuwinken.
"Ja", murmelte sie mit einem zufriedenen Grinsen, "das ist sie. Gut gemacht."
Er nickte langsam und starrte abwesend in die tanzenden Flammen während sie das Foto faltete und in ihrer Jackentasche verstaute.
"Was ist los?", fragte sie dann und blinzelte ihn besorgt an.
Er schluckte und schüttelte leicht den Kopf.
"Es ist nichts. Ich... weiß nur nicht, ob ich das wirklich kann..."
Aufmunternd legte sie ihm die Hand auf den Rücken und lächelte.
"Du schaffst das bestimmt! Ich glaube an dich und du vertraust mir doch, oder?"
Ihre Finger krallten sich fester in den Stoff seiner Jacke.
"Oder?"
In ihrer Stimme lag etwas unheimliches, etwas bedrohliches und er sah sie erschrocken an.
Ihr Blick war gesengt und sie zitterte leicht, während ihr Atem hörbar schneller und flacher wurde.
"Antworte mir."
Die Worte waren nicht mehr als ein leises Knurren, welches ihm einen Schauer über den Rücken jagte und er nickte hastig.
"N-Natürlich! Ich vertraue dir voll und ganz!"
Einen Moment lang herrschte ein angespanntes Schweigen zwischen den beiden. Dann lockerte sich ihr Griff, ihre Atmung ging wieder normal und ein undeutbares Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
"Sag mir, wirst du trotzdem bis zum Ende bei mir bleiben?"
Sanft legte er die Arme um ihren Körper und zog sie an sich.
"Du weißt, dass ich dich niemals verraten würde."
Sie atmete leise aus und vergrub ihr Gesicht in dem weichen Stoff an seiner Brust, sodass er das bösartige Grinsen auf ihren Lippen nicht sah.
"Na dann... lassen wir die Spiele beginnen."

Kokoro - A Killer's Heart  [Naruto FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt