3. Sweet Dreams & Cruel Bloods

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|I'm still dreaming of the Way
I once used to be|



Ich schrie. Mein ganzer Körper schmerzte, als würde er von tausend Flammen verbrannt werden.
Blut sickerte über mein Auge und nahm mir kurz die Sicht.
Der metallische Geruch war überall.
Etwas stach mir ins Bein.
Etwas Spitzes, Scharfes, Gefährliches.
Der Schmerz ließ mich erneut aufschreien.
Da war es wieder.
Ganz schnell.
Im Arm. Im Bein. Im Bauch. Am Hals.
Überall.
Ich wollte mich wehren, wollte, dass es aufhört, aber ich konnte mich nicht bewegen.
Bilder flackerten vor meinen Augen auf.

Blut. Leichen. Schmerz. Tod. Menschen. Flügel. Blut. Messer. Angst. Feuer. Zähne. Menschen. Tod. Rote Augen. Leichen. Schwarz. Weiß. Krallen. Angst. Blut. Hass. Flügel. Tod.

Ich kniff die Augen zusammen.
Schrie, kreischte, versuchte mich zu wehren, aber die Bilder wollten nicht aufhören.
Blut, so viel Blut.
Es sickerte über den Boden, umschlang meine Füße bis zu den Knöcheln, tropfte mir gleichmäßig ins Gesicht.
Wo war ich hier? In der Hölle?
Kann mir denn niemand helfen?
Hört mich denn niemand schreien?
Wann endet dieser Albtraum endlich?
Wird er überhaupt je enden oder werde ich für immer an diesem grauenvollen Ort eingesperrt sein?
Ich kann nicht mehr...
Bitte, lass mich endlich sterben!
Bitte!
Ich kann nicht mehr!

Hilf mir!

_

Panisch riss ich die Augen auf.
Und sah etwas, was mir Hoffnung machte: Licht.
Sonnenlicht schien in mein Gesicht und wärmte meinen vor Schreck immernoch starren Körper.
Ich schloss die Augen und blieb einen Moment lang einfach so liegen, bis mein rasendes Herz sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
Grade, als mir einfiel, was für einen Hunger ich hatte, hörte ich es plötzlich: Stimmen.
Instinktiv wollte ich aufspringen und nach meinem Katana greifen, doch ich konnte mich nicht bewegen.
Als ich den Kopf wandt, bemerkte ich erstmal die Fesseln, mit denen ich an Händen und Füßen auf den Tisch gebunden war.
Erst kurz danach realisierte ich die drei maskierten Männer, die ein Stück entfernt standen und sich leise unterhielten.
Als ich ihre Masken erblickte, war mir sofort klar, wer sie waren: Konoha Anbu.
Verdammte Scheiße!
Wie hatten die mich gefunden?
Und was wollten die von mir?
"Hey, ihr da", erhob ich mit bedrohlichem Ton die Stimme und drei maskierte Gesichter wandten sich mir zu.
"Oh, du bist ja wach", bemerkte einer und ich schnaubte verächtlich.
"Das hast du ja schön gesehen.
Und jetzt bindet mich sofort los, ihr Idioten!", zischte ich und versuchte dabei, das mulmige Gefühl welches in meiner Magengegend aufkeimte zu unterdrücken.
Wie sollte ich gefesselt gegen drei ausgebildete Anbu Männer ankommen?
"Das geht nicht. Erst müssen wir dir ein paar Fragen stellen und dann werden wir dich mit nach Konoha nehmen", erklärte ein anderer Ninja ruhig und ich funkelte ihn böse an.
"Ich will's euch nicht noch einmal sagen: bindet mich los oder ihr seit dran!"
Der dritte Mann lachte schallend auf, was mich fast zur Weißglut trieb.
"Wir sind erfahrene Jonin der Anbu-Einheit von Konohagakure. Selbst wenn du nicht gefesselt und wir unbewaffnet wären, würdest du uns nicht besiegen können."
"Halt die Schnauze, du eingebildeter Mistkerl!", keifte ich, auch wenn ich ihm im Stillen leider zustimmen musste.
In meinem momentanen Zustand würde ich nicht wirklich etwas ausrichten können, selbst wenn ich nicht gefesselt wäre.
Der zweite Ninja, welcher wohl der Anführer der Truppe war, kam näher und zückte einen Schreibblock und einem Stift.
"Also, fangen wir mal mit deinem Namen an. Wie heißt du?"
"Das geht dich einen blöden Dreck an", murmelte ich genervt und starrte an die Decke, während ich mir ausmalte, wie ich jahrelang in Konohagakure im Verließ sitzen und depressiv werden würde.
Etwas kaltes an meinem Hals holte mich aus den Gedanken zurück.
Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich den Ninja-Dolch sah, welches einer von den anderen Anbu an meine Kehle drückte.
"Vielleicht hast du mich falsch verstanden, aber das hier wird keine nette Plauderei. Wenn du nicht reden willst, werden wir dich eben dazu zwingen müssen", erklärte er mir mit einer viel zu ruhigen Stimme, sodass ich wirklich Angst bekam.
Nervös schluckte ich und überlegte fieberhaft, was ich jetzt tun sollte.
"Ich frag dich noch ein einziges Mal: wie heißt du?", verlangte der Mann zu wissen.
"Saiko", seuftzte ich resigniert.
"Saiko und weiter?"
"Saiko und nichts weiter!"
"Deinen Nachnamen."
"Ich hab keinen."
Die Klinge drückte sich schmerzhaft in meine Haut und schnürte mir ein wenig die Luftröhre zu.
"I-Ich habe wirklich keinen! Ich war so etwas wie ein Waisenkind, das ist die Wahrheit!", versuchte ich verzweifelt zu erklären.
Der Anbu seuftzte und kritzelte etwas auf seinen Block.
"Darauf kommen wir später zurück.
Also gut, wo kommst du her?"
Ich schwieg kurz und schon drückte sich die Klinge weiter in meine Haut, bis ich spürte, wie etwas Warmes langsam meinen Hals hinabrann.
"Rede!", zischte eine wütende Stimme in mein Ohr und ich schnappte hektisch nach Luft.
"I-Ich w-weiß es nicht!", keuchte ich angespannt und brach langsam aber sicher in Panik aus.
Ich war gefangen, konnte mich nicht wehren und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen.
Schwarze Punkte tanzten am Rande meines Sichtfeldes und mir war so übel, als würde jemand mit meinem Magen Fußball spielen.
Dann geschah es.
Ich stieß einen heiseren Schrei aus und urplötzlich stand der Tisch in blauen und violetten Flammen.
Die beiden Anbu die mir am nächsten waren, wichen panisch zurück und zückten ihre Waffen.
"Was ist das? Was ist passiert?", rief einer von ihnen verwirrt, aber ich achtete garnicht auf sie.
Fasziniert beobachtete ich das Feuer.
Es waren keine gewöhnlichen Flammen, ich wusste selbst noch nicht einmal was es war, aber es gefiel mir und es breitete sich nicht weiter aus als über den Tisch. Aber das Beste war, dass ich mitten in dem Feuer lag und alles was ich spürte eine angenehme Wärme war.
Die verwirrten Anbu standen einfach da und diskutierten hektisch darüber, was das wohl war und was sie jetzt tun sollten, während das Feuer dabei war meine Fesseln zu verbrennen.
Schelmisch grinsend sah ich zu, wie die Seile sich langsam in ein Häufchen Asche verwandelten und sprang blitzschnell vom Tisch.
Verwirrt starrten die Anbu in das Feuer, doch als sie realisierten, das ihre Gefangene verschwunden war, hatte ich einen schon den Dolch aus der Hand gerissen und ihm damit die Kehle aufgeschlitzt.
Mit einem gurgelnden Geräusch ging der Mann zu Boden, zuckte noch kurz und lag dann still.
Ich ließ meine Waffe ein paar Mal in meiner Hand rutieren, bevor ich mich den anderen Beiden zuwandt, die mit wütendem Gebrüll auf mich zugestürmt kamen.
Lächelnd beobachtete ich die plumpen Bewegungen des Ersten, dann bewegte ich mich schnell hinter den anderen und schlug mit der Faust so stark gegen seine Maske, dass er gegen die gegenüberliegende Wand prallte.
"Du Biest!", keifte der andere wütend und stieß sein Katana mit der Spitze voran in Richtung meines Gesichts.
Blitzschnell bewegte ich den Kopf zur Seite, sodass seine Waffe Zentimeter an meinem Ohr vorbei, über meine Schulter und durch meine Haare schnitt.
Ein paar schwarze Strähnen trudelten langsam wie Federn zu Boden.
Bevor er reagieren konnte, griff ich nach dem Arm meines Gegners und drehte ihn mit einem lauten Knacken herum, worauf der Mann schmerzvoll aufschrie und sein Katana fallen ließ.
Mit einem gepeinigten Stöhnen hielt er sich den schlaff herunterhängenden Arm, während ich nach seinem Katana griff und es ihm an die Kehle hielt.
"Du hast meine Frisur ruiniert. Das wirst du bitter bereuen, mein Freund!", zischte ich bedrohlich und funkelte ihn wütend an.
"B-Bitte... N-Nicht...", schluchzte der Mann und ich ließ von seinem Hals ab.
Einen Moment betrachtete ich ihn nachdenklich, dann hob ich die Waffe erneut an und lächelte.
"Nö", beschloss ich in fröhlichem Ton und stach das Messer direkt in seine linke Brust.
Sofort kippte der Anbu nach hinten um und ich drehte mich zu dem Anführer um, der zusammengesackt und hustend an der Wand lehnte.
Langsam ging ich auf ihn zu und hockte mich direkt vor ihn hin.
Durch meinen Schlag war seine Maske zersplitterte worden, sodass ich sein Gesicht begutachten konnte.
Er war noch ziemlich jung, jünger als ich und vermutlich grade erst Anbu geworden.
Sein struppiges, grau-blaues Haar stand wild in alle Richtungen hab und seine Augen waren dunkelbraun.
Schrammen und blaue Flecken verunstalteten sein Gesicht und Blut rann aus seinen Mundwinkeln.
Ich legte meine Hand an seine Wange und er sah mich an, während ich ihn nachdenklich betrachtete.
"Du bist hübsch, sehr sogar...
Was für eine Verschwendung", seuftzte ich und hob den Dolch auf, mit dem er mich vorhin bedroht hatte.
"W-Was bist du... Ein Monster?", keuchte der Junge und in seiner Stimme schwangen Wut und Furcht mit.
Ich hielt inne, den Dolch noch immer in der Hand.
"Ein Monster...?", fragte ich verwirrt und machte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck.
Dann schüttelte ich den Kopf.
"Nein, kein Monster. Ich bin wie alle anderen Menschen auch, nur darauf aus mich selbst zu beschützen. Genau wie du. Nur du hast diesmal leider den Kürzeren gezogen, fürchte ich."
Lächelnd hob ich das Messer an seine Kehle, bereit sein Leben zu beenden.
Aber irgendwie fühlte es sich falsch an...
Töte ihn!
Was?
Nein...
Nein, lass uns noch mehr Spaß haben!
Viel mehr Spaß!
Ein leises Kichern drang zwischen meinen Lippen hervor und ich ließ das Messer sinken.
Der Ninja sah mich überrascht an und wollte etwas sagen, aber ich legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen und lächelte.
"Shhh, sag nichts. Du hast doch Spaß daran, andere zu foltern, oder?
Wollen wir ein kleines Spiel spielen? Es nennt sich 'Wer zuerst schreit verliert'.
Also, ich werde jetzt ein paar Experimente machen und wenn du nicht schreist, verschone ich dein Leben vielleicht."
Keine Antwort.
Dem Anbu stand die nackte Angst förmlich ins Gesicht geschrieben und ich grinste vergnügt.
"Dein Schweigen deute ich mal als Zustimmung. Also, dann fangen wir an, okay?"
Und schon hatte ich ihm den kleinen Finger mit einem Schnitt abgetrennt.
Zu meiner Überraschung war alles was ich hörte, ein gepeinigtes Stöhnen, aber keinen Schrei.
Doch die Augen des Jungen quollen vor Schmerz hervor und Schweiß bedeckte seine Stirn. Man konnte ihm die Qualen ansehen.
"Das hast du schon mal gut gemacht. Kommen wir zu Runde zwei!", rief ich und rammte ihm den Dolch in den Bauch.
Blut spritzte umher, bedeckte den Boden, die Wand und mein Gesicht.
Und diesmal schrie mein Gegner qualvoll auf.
Mit einem Lächeln leckte ich die süßen Tropfen von meinen Lippen und drehte das Messer langsam herum.
Der Schrei des Jungen wurde durch einen Schwall Blut erstickt, der sich über seine Lippen ergoß.
Hustend und keuchend sah er mich an und in seinen Augen funkelten Tränen.
"Wa... rum...", kam gurgelnd aus seinem Mund, begleitet von noch mehr Blut.
Ich grinste und drehte die Waffe noch einmal in seinem Körper herum.
"Du hast verloren, tut mir leid. Also, bevorzugst du einen langsamen oder einen schnellen - oh, bist du schon tot?"
Das Licht war aus den Augen des Jungen gewichen, sein Blick war leer und stumpf.
"Schade... Ich hätte gerne noch ein bißchen mehr Spaß gehabt...
Naja, dann muss ich nächstes Mal wohl vorsichtiger sein", überlegte ich achselzuckend, zog die Waffe aus dem toten Körper und stand auf.
Mittlerweile war das Feuer erloschen und es war beunruhigend still in dem kleinen Raum.
Mit einem kurzen Blick begutachtete ich mein Werk; alles war voller Blut, auch meine Kleidung und mein Gesicht, doch ich machte mir keine Mühe, es zu entfernen sondern schnallte mir einfach mein Katana und den Ninja-Dolch wieder um und trat hinaus in die Nacht.

Das war es also...
Das Böse, welches niemals hätte erwachen werden sollen...
Doch nun ist es zu spät.

Mit einem zufriedenen Grinsen auf den Lippen entfernte ich mich von der Holzhütte und gleichzeitig von meiner Vergangenheit und meinem alten Ich.
Nun war ich also ganz auf mich alleine gestellt...
Eine junge Frau, ganz allein, ohne Freunde oder Familie.
Und tief in mir brodelte etwas Böses, Dunkles, das spürte ich ganz deutlich.
Ich blieb stehen und hob den Kopf zum Nachthimmel.
Der Mond war blutrot.
Ich lächelte und schloss zufrieden die Augen.

Dann ist es jetzt wohl soweit...
Hiermit beginnt der Anfang vom Ende!

Kokoro - A Killer's Heart  [Naruto FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt