13. Caves and Shadows

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|Even the Devil weeps
when he remembers
he once had Wings|



Mit verschränkten Armen lehnte ich ab der kühlen Steinwand und hatte den Blick gen Boden gewandt.
Sasuke war schon eine Weile weg und so langsam war ich etwas genervt. Er war losgegangen um die Größe der Höhle in der wir waren zu erforschen und ob zu sehen, ob hier unten jemand war. Ich wollte so lange warten und nach einer gefühlten halben Stunde war mir irgendwie langweilig.
"Du bist gekommen."
Ich zuckte kurz zusammen, als eine leise Stimme an mein Ohr drang, dann wandte ich den Kopf und griff zur Sicherheit nach meinem Katana.
Meine Augen wurden groß.
Vor mir stand ein Junge, vielleicht ein wenig älter als Sasuke, mit blasser Haut und traurigem Blick.
Seine struppigen, schwarzen Haare standen wild von seinem Kopf ab und sein rechtes Auge war geschlossen, doch das Linke sah mich ununterbrochen an.
"Ich habe dich vermisst."
Er trug lediglich eine knielange, dunkelblaue Hose, seine Füße schienen kaum den Boden zu berühren.
Insgesamt schien seine Rechte Körperhälfte leicht durchsichtig und es wirkte, als würde er irgendwie nach und nach im Nichts verschwinden.
Aber so unecht er auch wirkte, der Ausdruck in seinen Augen fesselte mich und ich spürte einen tiefen Stich in meinem Herzen.
"Wer bist du?"
Keine Antwort. Nur dieser unendlich traurige Blick.
"Wa-"
"Saiko-san?", durschnitt eine dritte, kühle Stimme plötzlich die Luft.
Sasukes Schritte kamen langsam näher und ich warf eine Blick über die Schulter, antwortete aber nicht, dann wandte ich mich wieder dem Jungen zu.
Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass er verschwunden war.
Doch ein letzter Satz hallte leise durch die Höhle, bei dem sich mein Herz schmerzhaft zusammenzog.

"Bitte lass mich nicht allein."

"Mit wem hast du da geredet?", fragte Sasuke misstrauisch, als er neben mir stehen blieb.
Stumm starrte ich weiter auf die Stelle, wo der Junge grade eben verschwunden war und zog verwirrt die Augenbrauen zusammen.
"Naja, ist auch egal", meinte Sasuke nach kurzem dann, "die Höhle ist ziemlich groß und hat ein viele weitläufig angelegte Gänge, aber ich bin niemandem begegnet."
Ich schüttelte leicht den Kopf, dann wandte ich mich meinem Begleiter zu.
"Gut. Dann bleiben wir über Nacht erstmal hier, ja?"
Sasuke nickte und Seite an Seite machten wir uns auf den Weg durch die Dunkelheit.

-

Unruhig drehte ich mich auf den Rücken und seuftzte leise.
Mal wieder lag ich wach.
Ich hasste es, nicht schlafen zu können.
Es war vermutlich mitten in der Nacht und kein einziges Licht war in dieser riesigen Höhle zu sehen.
Ich konnte Sasukes Anwesenheit neben mir spüren und sein leiser, gleichmäßiger Atem beruhigte mich auf eine merkwürdige Art und Weise.
Vier Wochen war es jetzt her, dass er sich mir angeschlossen hatte und ich musste zugeben, dass ich ihn irgendwie mochte. Auch wenn er sehr viel jünger war als ich, schien er sich nicht sonderlich um Höflichkeit oder Respekt mir gegenüber zu kümmern, aber das machte ihn für mich eigentlich nur noch sympathischer. Außerdem war er ruhig und nervte nicht rum, wie dieser Naruto es vermutlich getan hätte.
Aber Sasuke war nicht der Grund, warum ich nicht schlafen konnte.
Es war dieser Junge.
Eigentlich hatte ich für mich beschlossen, dass es vermutlich nur Einbildung gewesen war und ich mich nicht weiter drum kümmern wollte, aber trotzdem...
Sein Bild wollte nicht aus meinem Kopf verschwinden.
Ich war mir fast schon sicher, dass ich ihn kannte. Irgendetwas ganz weit hinten in meinem Kopf regte sich, wenn ich an ihn dachte, irgendeine Erinnerung, doch sie war zu klein, um danach zu greifen.
Am Besten wäre es wohl, morgen noch einmal an der selben Stelle nachzusehen, wo ich ihn getroffen hatte. Vielleicht klärte sich dann ja noch etwas.
Meine Gedanken schweiften ab zu weniger spannenden Themen und so langsam glitt ich dann schließlich doch noch in den Schlaf.

-

Meine Hoffnung, den seltsamen Jungen am nächsten Tag noch einmal zu treffen, verschwand leider, nachdem ich am Vormittag eine Viertelstunde lang in der Höhle nach ihm gesucht und ihn nicht gefunden hatte.
Aber schon einige Stunden später würde ich ihn völlig vergessen haben, doch das wusste ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht.
Etwas enttäuscht kehrte ich durch die langen Gänge zurück zu der Haupthöhle in der Sasuke und ich eine Art provisorisches Lager aufgeschlagen hatten.
"Wo warst du?", fragte der Uchiha mich, der auf dem Boden saß und eins von den Onigiri aß, welche wir uns als Proviant gekauft hatten.
"Hab mich nur nochmal ein bißchen umgesehen", meinte ich schulterzuckend, setzte mich zu ihm und griff ebenfalls nach einem von den Reisbällchen.
Schweigen trat ein, jedoch kein unangenehmes.
"Sag mal", erhob ich nach kurzem das Wort, "was ist eigentlich mit deinem Team? Vermisst du deine Freunde garnicht?"
Sasuke warf mir einen etwas überraschten Blick zu, bevor er sich wieder seinem Essen zuwandte.
"Ich würde diese Idioten nicht als meine Freunde bezeichnen. Eigentlich sind sie mir ziemlich egal und es interessiert mich auch nicht, ob sie mich vermissen oder nicht. Seit damals habe ich nur ein einziges Ziel wofür ich stark werden muss und alles andere ist für mich gleichgültig."
Ich dachte einen Moment lang über seine Worte nach und schluckte den letzten Bissen hinunter.
Was er da sagte, hörte sich ziemlich harsch an aber andererseits musste ich zugeben, dass grade ich nicht wirklich über etwas wie Freundschaften urteilen sollte. Also nickte ich einfach nur langsam und beließ es dabei.
Als wir beide mit dem Essen fertig waren, packte ich unsere Sachen zusammen und verstaute sie in einer Ecke der Höhle, wo sie nicht so leicht zu finden wären.
"Hey, Kleiner, lass uns etwas trainieren gehen", schlug ich vor und Sasuke nickte ohne zu Zögern.
Er zwang mich quasi täglich dazu, mit ihm zu trainieren und meistens war er am Ende des Tages immer etwas überanstrengt, weil er seine Kräfte nicht einteilte und sie total überschätzte.
Aber wir hatten einen Deal, also half ich ihm dabei, stärker zu werden.
Wir verließen die Höhle und ich blinzelte ein paar Mal, als sich das Sonnenlicht in meine Augen brannte.
Der Herbst rückte bereits näher und es wurde von Tag zu Tag ein wenig kälter.
Ich blieb stehen, Sasuke mir gegenüber, ein paar Schritte entfernt und ich zog mein Katana während er nach einem Kunai aus seiner Tasche griff.
"Greif mich an, ohne Ninjutsu und ohne Sharingan", meinte ich und mein 'Schüler' nickte kurz.
Er rannte los und ehe ich mich versah, war er schon über mir und zielte mit seiner Waffe auf meinen Hals.
Ich duckte mich weg, machte einen Rückwärtssalto, wobei ich versuchte ihm das Kunai aus der Hand zu kicken, doch Sasuke wich blitzschnell aus.
Überrascht über seine Geschwindigkeit war ich kurz unvorsichtig, was Sasuke ausnutzte um hinter mich zu gelangen, mir den Arm mit der Waffe auf den Rücken zu drehen und die Spitze seiner Klinge auf meinen Nacken zu richten.
"Hab dich", meinte er mit triumphaler Stimme, aber ich grinste nur schelmisch.
"Nicht ganz."
Mit einer schnellen Bewegung zog ich mein Bein in einem Halbkreis nach hinten und traf dabei die Füße meines Gegners, woraufhin er taumelte, was ich als Chance sah um meinen Arm aus seinem Griff zu befreien, mich umzudrehen und das Katana mit einem süffisantem Lächeln an seine Kehle zu halten.
"Du bist schnell geworden", meinte ich und Sasuke warf mir einen beleidigten Blick zu, "aber noch nicht schnell genug."
Aber insgeheim musste ich zugeben, dass ich schon ziemlich fasziniert von diesem Jungen war. Er war, für sein Alter, erstaunlich schnell und stark.
"Okay, nochmal von vorne, aber diesmal werde ich-"
Grade als ich meine Waffe runternehmen wollte, zischte etwas knapp an meinem Ohr vorbei und landete direkt neben mir im Boden.
Grade noch rechtzeitig, um Sasuke wegzustoßen, erkannte ich die Briefbomben, die an dem Kunai befestigt war.
Ein ohrenbetäubender Knall erschütterte meine Sinne und ein heller Strahl füllte mein Blickfeld.
Ich wurde von der Druckwelle zurückgeschleudert, landete unsanft im Gras und noch bevor ich irgendwie reagieren konnte, schlang sich etwas so fest um meinen Körper, dass ich mich kaum noch rühren konnte.
"Was zum...?!", fluchte ich und versuchte mit dem Katana, welches ich noch immer fest umklammert hielt, dieses 'etwas' zu durchdrehen, doch es gab nicht nach.
Das Klirren von Klingen ließ mich aussehen, doch dank der Rauchwolke, die die Bombe verursacht hatte, konnte ich nichts erkennen.
Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ein erstickter Schrei ertönte.
"Sasuke!", rief ich so laut ich konnte.
Keine Antwort.
Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit.
Angst überkam mich.
Angst um ihn.
"SASUKE!!", schrie ich, "SASUKEE!!"
Der Rauch begann sich zu lichten.
Ein paar Sekunden schien mein Herz fast aus der Brust zu springen, vor Aufregung.
"Mir geht's gut."
Erleichtert atmete ich aus, als die ungerührte Stimme des Uchihas ein paar Meter von mir entfernt erklang.
Erst nach ein paar Sekunden bemerkte ich, dass da noch jemand bei ihm war.
Neben Sasuke kniete ein Mann ihm Gras und der Junge hielt ihm drohend ein Kunai an den Hals.
Und aus irgendeinem mir unbewussten Grund, funkelte dieser Typ mich wütend an.
"Warum greifst du uns an, du Bastard?", rief ich mit zorniger Stimme zu den Beiden rüber und zog aggressiv an meinen Fesseln.
"Und mach endlich diese blöden Dinger weg!"
Der Mann blickte zu Sasuke hoch, welcher zustimmend nickte, bevor er schnell ein paar Fingerzeichen machte und das Zeug von mir abfielen.
Ohne diesen Typen aus den Augen zu lassen, rappelte ich mich hoch, hob mein Katana auf und marschierte schnellen Schrittes über die Lichtung.
"Wieso greifst du uns einfach so an, hm?! Das hätte schlecht für dich enden können, wenn du sogar von einem kleinen Jungen besiegt wirst!", meinte ich mit düsterer Stimme, als ich vor ihm stehen blieb und mich mit drohendem Blick zu ihm hinunterbeugte, um ihn genauer betrachten zu können. Er war vermutlich etwas jünger als ich, hatte struppiges, blondes Haar, sah mich mit einem hellblauen Auge misstrauisch an, da das rechte von einer langen Haarsträhne verdeckt wurde, und schwieg.
"Ich hab dich was gefragt, du Mistkerl!", knurrte ich, packte ihn am Kragen und zerrte ihn auf die Beine.
"Also?"
Noch immer sagte er kein Wort und ich biss mir wütend auf die Unterlippe.
"Sasuke."
"Ja?"
"Was passiert, nachdem die Bombe explodiert ist?", fragte ich und warf kurz einen Blick zu dem Uchiha, der die ganze Situation etwas verwirrt betrachtete.
"Er kam aus dem Rauch auf mich zu und da ich dachte, dass er sie geworfen hat, hab ich ihn angegriffen, aber er hat sich kaum gewehrt."
Ich verengte die Augen und musterte diesen Kerl noch einmal ganz genau.
Er hielt meinem Blick stand, doch plötzlich wurden seine Augen groß und so etwas wie Erkenntnis blitzte darin auf.
"Du... Du bist es...", murmelte er leise, dann verschwand er plötzlich mit einem leisen 'puff'.
Doch als ich grade wütend rumschreien wollte, ertönte seine Stimme erneut, diesmal hinter mir und ich wirbelte herum.
"Du bist es wirklich."
Und noch bevor ich irgendwie reagieren oder mich irgendwie wehren konnte, hatte er seine Arme um mich geschlungen und mich in eine feste Umarmung gezogen.
"Endlich habe ich dich gefunden!"

Kokoro - A Killer's Heart  [Naruto FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt