2. Trance

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|Just keep my Mind
burning strong
Into the gaping emptiness
I'll go|


Mit einem dumpfen 'uff' kam ich auf dem Boden auf während ein erstickter Schrei meiner Kehle entfloh. Ich prallte mit dem Rücken gegen einen Baumstamm und sackte daran herunter.
Vor Anstregung keuchend sah ich zitternd zu meinem Gegner hoch, der mit einem teuflischen Grinsen über mir stand.
Er und ich lieferten und schon seit Stunden einen verbitterten Kampf und noch immer gab es keinen Sieger.
Doch während ich am Ende meiner Kräfte war, schien er noch nicht einmal ein wenig angestrengt. Im Gegenteil, es wirkte, als würden seine Kräfte sich immer weiter steigern.
"Was... Willst du... Von mir?", keuchte ich und unterdrückte den stechenden Schmerz der sich von meinen Lungen aus, durch den ganzen Körper ausbreitete.
Ein leises, sadistisches Lachen drang von der schattenhaften Gestalt an meine Ohren und am liebsten würde ich sie mir zuhalten, doch dann würde ich meine Verteidigung aufgeben und ein leichtes Opfer sein.
Rote Augen leuchteten und spitze, gelbliche Reißzähne grinsten mich aus dem dämonischen Gesicht meines Gegners an.
Meine Augen weiteten sich erschrocken, als meine Arme und Beine plötzlich gewaltsam gegen den Baum gepresst wurden. Wehrlos musste ich zusehen, wie mein rissiges Katana langsam aus meinen Fingern glitt.
Als ich den Kopf wandte, um zu sehen was mich da gefangen hielt, schrie ich erschrocken auf.
Es waren Schlangen. Oder so etwas in der Art. Sie hatten eine tiefschwarze Farbe, aus ihren Hinterköpfen sproß ein Federbüschel und ihr Gesicht bestand einzig aus einem riesigen Mund, in dem sich mehrere Reihen rasiermesserscharfer und vor Blut tropfender Zähne befanden.
Panisch zappelnd versuchte ich, mich von den Monstern loszureißen und keuchte schmerzvoll auf als zwei von ihnen in mein Arm und mein Bein bissen. Es brannte wie Feuer und ich spürte wie ein lähmendes Gefühl sich langsam durch meinen Körper ausbreitete.
Plötzlich ertönte eine unheilvolle, dröhnende Stimme über mir und ich riss erschrocken den Kopf hoch.
Meinem Angreifer waren zwei dunkle, federige Flügel gewachsen und in seiner Hand rasselte eine lange Kette, mit einer von Stacheln gezierten Eisenkugel am Ende.
"Du kannst die Dunkelheit nicht besiegen. Gib auf oder stirb!"
Und mit diesen Worten stürtzte der Dämon sich auf mich und seine Keule bohrte sich qualvoll in meine linke Brust.

Das Krächzen der Krähen, die ich mit meinem verzweifelten Schrei aufgeschreckt hatte, erfüllte die Luft.
Ich hielt die Augen panisch zusammengepresst und traute mich nicht sie zu öffnen, bis mir auf einmal klar wurde, dass der stechende Schmerz der meinen Kopf benebelt hatte, verschwunden war.
Langsam öffnete ich erst ein Auge, dann auch das andere und sah mich vorsichtig um.
Kein Dämon. Keine Monsterschlangen. Kein Blut und keine Eisenkeule.
Ich saß zusammengekauert mitten auf einem breiten Kiesweg und hatte die Hände in meine Haaren gekrallt.
Es regnete heftig und einige nasse Strähnen hingen mir über die Augen.
Doch ich sah eh nur verschwommen und undeutlich.
Zitternd hob ich den Kopf.
Was war das denn gewesen?
Ein Traum? Nein, ich hatte ja nicht einmal geschlafen...
Eine Halluzination? Aber es wirkte so real...
Ich war mir so sicher gewesen, dass es echt war.
Aber jetzt saß ich hier, völlig alleine und nichts deutete darauf hin, dass irgendwas passiert war.
Ich blieb noch eine Weile so sitzen um mich zu beruhigen und zu warten, bis meine Sicht sich wieder geklärt hatte.
Schließlich stand ich wankend auf, taumelte ein wenig und trottete dann auf unsicheren Beinen die Straße entlang.
Was machte ich eigentlich hier? Ach ja!
Ich war auf dem Rückweg von dem Dorf Konohagakure. Dort hatte ich um einen Unterschlupf gebeten, doch ebenso wie alle anderen Dörfer in denen ich in den letzten Tagen gewesen war, hatten sie mich wieder weggeschickt.

Es tut uns wirklich leid, Miss, aber wir dürfen nicht einfach so fremde Leute in unser Dorf lassen.
Noch nicht einmal ein halb verhungertes und frierendes Mädchen?
Wir können niemanden ohne Genehmigung nach Konoha rein lassen,  jeder könnte ein Spion des Feindes sein.
Ja klar. Ich, ein so gut wie unbewaffnetes, einsames Mädchen könnte nämlich alle Anbus abschlachten und Konoha unter meine Kontrolle bringen.
Kein Problem. Sowas mach ich doch mit links!

Ich schüttelte deprimiert den Kopf. Es war schrecklich, wie ängstlich und kontrollvernarrt die Menschen heutzutage waren.
Vermutlich würden sie schon jeden gefangen nehmen lassen, der sie nur schief anguckt.
Aber was soll's. Ich würde es auch alleine schaffen.
Hoffentlich...
Eine Bewegung ließ mich aus meinen Gedanken hochschrecken.
Vor mir auf dem Weg waren zwei große, dunkel gekleidete Gestalten aufgetaucht. Sie trugen Strohhüte mit langen, weißen Bändern daran und auf ihre schwarzen Mäntel zierten rote Wolken.
Sie kamen mir entgegen und ich schluckte nervös. Irgendwie hatte ich kein gutes Gefühl bei der Sache. Beide Männer wirkten irgendwie bedrohlich, besonders der größere, der so ein merkwürdiges, in weißen Stoff eingehülltes Schwert auf dem Rücken trug.
Trotz dem unguten Gefühl in meinem Bauch ging ich einfach weiter und versuchte dabei so ruhig wie möglich zu wirken.
Der große Typ würdigte mich keines Blickes als wir aneinander vorbeigingen.
Doch als ich kurz zu dem anderen rüberschielte, stachen seine blutroten Augen für einen Moment direkt in meine.
Wie in Trance blieb ich stehen, unfähig mich seinem Blick zu entziehen.
Obwohl es nur ein paar Sekunden waren, kam es mir vor wie eine Ewigkeit, bis der Rotäugige seinen Kopf abwandte und somit den Blickkontakt abbrach.
Ich jedoch blieb regungslos stehen und folgte ihm mit den Augen, bis er und sein Begleiter zwischen den Bäumen verschwunden waren.
Schließlich setzte auch ich langsam meinen Weg fort, den Kopf gesenkt, und dachte darüber nach, was grade passiert war.
Diese Augen...
Das waren doch keine gewöhnlichen Augen. Irgendwo hatte ich dieses Muster schon einmal gesehen.
Wenn ich mich doch bloß daran erinnern könnte, wo das gewesen sein könnte...

Als ich mein Ziel erreichte, war es bereits dunkel geworden und ich erkannte die dunklen Umrisse der Holzhütte grade noch so, wie sie sich von den Bäumen abhoben.
Unsicher tappte ich auf das heruntergekommene Gebilde zu und öffnete vorsichtig die Tür.
Es war stockdunkel und ich spürte mein Herz heftig pochen.
Gruselig...
Auf einmal überkam mich das starke Gefühl, beobachtet zu werden.
Sofort wirbelte ich herum und spähte nach draußen in die Dunkelheit, doch ich sah nichts.
So schnell wie das Gefühl gekommen war, so schnell ebbte es wieder ab und irgendwann war ich der Meinung, dass ich mir das Ganze vermutlich nur eingebildet hatte.
Aber selbst wenn da jemand gewesen wäre, ich hätte ihn eh nicht gesehen.
Als als ich die Tür hinter mir schloss, kam mir plötzlich ein Bild von dem rotäugigen Typen in den Kopf geschossen.
Ich verscheuchte diesen Gedanken und machte mich daran, die vier Kerzen anzuzünden, die im Raum verteilt standen.
Danach lehnte ich mich müde an die Wand und glitt langsam an ihr herunter, bis ich zusammengekauert auf dem Boden hockte.

Ich weiß nicht wie lange ich so da saß, doch irgendwann waren die Kerzen runtergebrannt und das Zimmer wurde wieder in eine unheimliche, stille Dunkelheit getaucht. Dazu war es jetzt schon mitten in der Nacht und verdammt kalt.
Und so stand ich irgendwann zitternd auf, holte neue Kerzen unter dem Bettgestell hervor und entzündete sie.
Zu dem Zeitpunkt war ich viel zu verzweifelt um mich darüber zu wundern, woher ich wusste wo die Schachtel mit den Kerzen und den Streichhölzern gelegen hatte.
Ich zog den Stuhl an den Tisch heran, setzte mich, stützte meine Ellenbogen auf dem Holz ab und bettete meinen Kopf darauf.
Mit leerem Blick starrte ich in das flackernde Feuer einer Kerze und dachte erneut darüber nach, was ich jetzt tun sollte.
In ein Dorf konnte ich ja anscheinend nicht.
Aber alleine und ohne Geld würde ich vermutlich spätestens im Winter erfrieren oder davor schon getötet werden.
Natürlich könnte ich klauen, aber das war auf Dauer auch keine Lösung und außerdem würde die Chance, von irgendwelchen Anbus abgefangen zu werden, damit nur steigen.
Ich atmete tief ein und seufzte.
Was auch immer ich tat, am Ende würde ich so oder so sterben.
Ich spürte wie meine Augenlieder immer schwerer wurden und sich meine Gedanken langsam immer weiter von meinem Bewusstsein verabschiedeten.
Ich war totmüde.
Vielleicht war schlafen sogar eine ganz gute Idee...
An Träume hatte ich nie so wirklich geglaubt, aber wenn ich erstmal ausgeschlafen wäre, würde ich mich vermutlich besser konzentrieren können.
Mir wird schon etwas einfallen...
Mein Arme glitten auseinander und noch ehe ich mit dem Kopf auf dem Tisch aufschlug, war ich eingeschlafen.

Kokoro - A Killer's Heart  [Naruto FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt