1. Over

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|It's over now, so this is how it ends.
I can't live, I can't breathe,
with or without you,
just go away|


13 Jahre später

Der wiederliche, metallische Geruch von Blut breitete sich über die Lichtung aus.
Langsam rann es über meine zitternden Hände und traf auf die noch taufrischen Grashalme.
Mit ängstlich geweiteten Augen starrte ich, leise wimmernd, auf die vielen leblosen Körper, die um mich herum verstreut waren.
Blut bedeckte den Boden, bildete Lachen, sickerte aus tiefen Wunden und durchweichte die Erde.
Mit Entsetzen ließ ich den Blick über all die übel zugerichteten Leichen gleiten, bis er an einem bestimmten Jungen, mit hellbraunen Haaren und einem zerfetzten Kopftuch neben ihm, hängen blieb.
Ich schlug mir mit einem kurzen Schluchzen die Hand vor den Mund, dann erhob ich mich langsam aus dem blutigem Gras und wankte, wie in Trance, über die Lichtung zu ihm.
Das blutverschmierte Katana in meiner rechten Hand schleifte hinter mir über die Erde und ich ließ es fallen, ohne es wirklich zu merken.
Das konnte Alles nicht war sein.
Ein Albtraum.
Bestimmt war das ganze hier ein simpler Albtraum.
Ich konnte einfach nicht glauben, was hier passiert war.

Noch vor ein paar Stunden war ich mit Yomo, Kaya und Imigisu durch den Wald geschlendert und hatte fröhlich mit ihnen gequatscht.
Davor waren wir in einem kleinen Dorf zum Stehlen von Lebensmitteln unterwegs gewesen und kamen mit vollen Taschen zurück zum Lager.
Alles war wie immer gewesen...
Ich war eine Weile lang im Wald gewesen und hatte gelesen, denn das gehörte zu einer meiner liebsten Beschäftigungen.
Als ich nach ein paar Stunden zum Lager zurück gekehrt war, war es vollkommen leer gewesen. Zwar war ich überrascht, doch ich hätte nie im Leben mit dem gerechnet, was auf mich zukommen würde.
Nachdem ich alle Zelte abgesucht und niemanden gefunden hatte, wollte ich wieder in den Wald gehen, um nach einem Zeichen von irgendeinem meiner Kameraden zu suchen.
Vielleicht waren sie überfallen worden oder so?
Aber bevor ich das Lager hinter mir lassen konnte, standen sie plötzlich vor mir: Yomo und Nakimo, unser Anführer.
"Da seid ihr ja, ich hab mir schon Sorgen...", begann ich erleichtert, brach dann aber ab, als ich ihre ernsten Gesichter sah.
"Ähm... I-Ist irgendwas?", fragte ich unsicher und schluckte nervös.
Yomo sah mich traurig an und senkte dann den Blick, doch Nakimo schien mich regelrecht mit deinen dunklen Augen zu durchbohren.
"Saiko, du lebst jetzt seid knapp 13 Jahren bei uns, richtig?"
Ich nickte nervös.
Als Nakimo wieder begann zu sprechen, kamen plötzlich hinter ihm all die Ninjas, mit gezogenen Waffen, aus dem Wald, die ich so lange meine Freunde genannt hatte.
"Yomo hat mir vor Kurzem mitgeteilt, dass du eine Spionen von dem Dorf Konohagakure bist. Ich habe mir Gedanken darüber gemacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es war sein könnte. Und unter diesen Umständen ist es uns nicht möglich, dich am Leben zu lassen. Es tut mir leid, Saiko. Bitte ergib dich gleich, damit kein unnötiges Blut vergossen wird."
Fassungslos wanderte mein Blick zwischen den Menschen hin und her. Sie alle hatten Wut und Hass in ihren Augen funkeln und die blitzenden Klingen in ihren Händen ließen keine Zweifel: Sie würden sich sicherlich auf keine Verhandlung einlassen.
"Yomo!", schrie ich ängstlich und aufgebracht. Der Braunhaarige wirbelte herum und sah mich mit flackernden Augen an. Traurig entgegnete ich seinen Blick.
"Warum Yomo? Warum? Du weißt doch genau, dass ich keine Spionin bin! Das weißt du doch, oder? Bitte Yomo! Sag ihnen, dass ich keine Spionin von irgendeinem Dorf bin! Yomo!", flehte ich aber er bedachte mich mit einem traurigen und -zu meiner Überraschung- verständnisvollen Blick, drehte sich um und tappte langsam zwischen den Ninjas hindurch aus meinem Sichtfeld.
"Yomo!", kreischte ich panisch, als der erste Ninja mich auch schon angriff. Es war Taimo, der einer meiner besten Freunde gewesen war.
"Taimo, glaub mir!", flehte ich mit Tränen in den Augen während ich seinen Angriff mit meinem Katana parierte.
"Du miese Verräterin!", zischte er wütend stürtzte sich erneut auf mich.
Und so blieb mir keine andere Wahl als zu kämpfen.

Ich blieb stehen.
Mein ganzer Körper zitterte und Tränen, vermischt mit Blut, rannen mein Gesicht herab.
Was hatte ich denn getan? Warum war das passiert? Warum?!
Mein Blick wanderte zu der Gestalt vor meinen Füßen.
Yomo.
Er war von Anfang an für mich da gewesen, hatte auf mich aufgepasst und war zu meinem besten Freund geworden. Nein, er war noch mehr als das. Dessen war ich mir bewusst.
Ich hatte ihn geliebt.
Und er hatte mich verraten.
Warum hatte er Nakimo erzählt, dass ich eine Spionin wäre? Warum hatte er das getan? Er hat mich verraten...
Und jetzt lag sein schlaffer Körper leblos im Gras.
Ich hatte nie gewollt, jemanden umzubringen. Aber es war gewesen, als hätte sich beim Kämpfen plötzlich mein Verstand ausgeschaltet. Es war mir egal gewesen, wer es war, den ich umbrachte, Hauptsache Blut spritzte.
Blut, Blut... So viel Blut...
Ich hatte das alles doch nie gewollt!
Ein leises Stöhnen schreckte mich aus den Gedanken.
Mein Kopf schoss herum und ich sah mit großen Augen, wie Yomo langsam den Kopf hob und mich ansah. Sein Gesicht war blutverschmiert, es tropfte aus seinem Mund und färbte seine Haare rot. Aber das Schlimmste waren seine Augen.
Diese trüben, hellgrünen Augen, die mir verletzt und entschuldigend entgegenblickten.
"Sa... Sai...ko", flüsterte er und hustete einen Schwall Blut auf sein Shirt.
Ich schluchzte erneut und ließ mich vor ihm auf die durchweichte Erde fallen.
"Yomo... Warum?"
Er lächelte. Warum lächelte er? Warum
passierte das Alles?! Verdammt!
"Saiko, es... Es tut mir... Leid... Aber ich musste... Den Auftrag... Erfüllen", röchelte Yomo weiter und stöhnte schmerzvoll auf.
"Auftrag? Was für einen Auftrag? Yomo! Yomo, bitte sag es mir! Wer hat dir einen Auftrag gegeben?", fragte ich verzweifelt und und drückte meine Hand auf eine klaffende Wunde in seiner Brust um die Blutung zu stoppen.
Er lächelte und formte stumm ein mir unverständliches Wort mit dem Mund.
Dann schloss er langsam die Augen.
Stille.
"Yomo!", kreischte ich panisch und Tränen strömten über mein Gesicht. Ich rüttelte an seinen Schultern, aber mein Freund bewegte sich nicht.
Hektisch drückte ich ein Ohr auf seine blutverschmierte Brust.
Nichts.
Ich fühlte seinen Puls.
Nichts.
Schließlich vergrub ich das Gesicht in den Händen und brach weinend zusammen.
Warum? Warum ich? Hatte ich irgendjemand denn je irgendwas schlimmes angetan?
Ich verstand es einfach nicht.
Aber eines wurde mir plötzlich klar:
Dadurch, dass ich hier sitzen und trauern würde, würde sich nichts ändern.
Langsam stand ich auf. Ich spürte meine Bewegungen nicht einmal richtig, fühlte mich taub und willenlos. Mein Körper tat mit mir, was er wollte.
Ohne den Blick vom Waldrand zu wenden, tappte ich über das ruhige Schlachtfeld, stieg über Leichen und trat in Blutlachen.
Einmal blieb ich kurz stehen um mein Katana aufzuheben und zurück an das Band zu stecken, welches um meine Hüfte gebunden war.
Dann ließ ich das Lager hinter mir.
Und mit ihm auch meine Vergangenheit. Meine Freunde. Meine Familie. Mein friedliches Leben.
All das war vorbei.
Ich lief gedankenlos meiner neuen, dunklen Zukunft entgegen.
Von heute an, würde ich auf mich allein gestellt sein.

Kokoro - A Killer's Heart  [Naruto FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt