22. Apart

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|Even if this is the End,
you and I will meet
again|



"Ähm, ich will ja nicht stören, aber... KANN MIR MAL BITTE JEMAND WAS ZUM ANZIEHEN GEBEN?!", rief Suigetsu laut während er splitterfasernackt hinter uns her durch den Gang stürmte. Ich seuftzte.
"Gib ihm deinen Mantel, aber beeil dich!"
Maru nickte, schälte sich noch im Laufen den schwarzen Stoff von den Schultern und warf ihn dem Jungen zu.
"Vielen Dank auch!", murrte dieser, aber ich ignorierte ihn.
"Wo lang jetzt?", fragte ich hektisch als eine Kreuzung vor uns im Flur auftauchte.
"Nach rechts", antwortete Maru und Seite an Seite rannten wir in den Gang, als plötzlich eine ohrenbetäubende Explosion nur ein paar Meter vor uns ertönte und einen Teil der Steinwände zum Einstürzen brachte.
Schlitternd kam ich zum Stehen und meine Augen weiteten sich erschrocken. Ohne nachzudenken lief ich los, auf den Lichtstrahl zu, der durch das Loch in der Decke drang, die Geräusche von schnellen Schritten auf Holz sagte mir, dass Maru und Suigetsu mir folgten. Mit einem kräftigen Sprung landete ich auf dem felsigen Boden und kniff kurz meine Augen zusammen, als das Tageslicht mich blendete.
Nach einem Augenblick jedoch sah ich etwas, was mich wütend die Zähne zusammenbeißen ließ.
Sasuke kniete mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Boden, den Kopf gesenkt und hielt sich eine Stelle an seinem Nacken während Akito und Nakise breitbeinig und mit gezückten Waffen vor ihm standen, als wollten sie ihn beschützen.
Doch das, was mir einen Schauer über den Rücken jagte, war das, was ihnen einige Meter entfernt gegenüber stand.
Ich erkannte ihn sofort.
Den Mann mit den langen schwarzen Haaren und der unnatürlich bleichen Haut. Orochimaru.
Neben ihm stand eine weitere Person, ein Junge mit grauen Haaren und einer Hornbrille auf der Nase. Nakise hatte mir seinen Steckbrief gezeigt, wie hieß er noch gleich...?
Eine unheimliche Stimme lenkte mich ab und meine Hand schnellte zu dem Griff des Katanas.
"Sasuke-kun", zischte Orochimaru in freundlichem Ton und trat einen Schritt vor.
"Hast du Schmerzen, Sasuke-kun?"
"Bleib bloß weg von ihm!", rief ich laut und sprang mit gezogenem Schwert zu meinem Bruder und Nakise während ich den Schlangenmann mit funkelnden Augen fixierte. Maru folgte mir doch Suigetsu hielt sich unsicher zurück und blieb etwas entfernt von uns stehen.
"Orochimaru-sama", begann der Grauhaarige zu sprechen, als er den Jungen am Rand des Loches sah, "Suigetsu ist auf freiem Fuß, das ist nicht gut."
"Um ihn kümmern wir uns später, Kabuto", antwortete Orochimaru gleichgültig, "Sasuke-kun ist jetzt wichtiger."
"Was wollt ihr von Sasuke?", fragte ich mit fester Stimme und mein Gegenüber kicherte leise, was sich echt unheimlich anhörte.
"Es ist wohl eher die Frage, ob
Sasuke-kun nicht etwas von uns braucht, nicht wahr?"
Ein schmerzerfülltes Keuchen erklang hinter mir und als mein Blick auf den Uchiha fiel, weiteten sich meine Augen erschrocken.
Schwarze Muster zogen sich über die linke Hälfte seines Körpers und er zitterte heftig, während er beide Handflächen auf seinen Nacken presste.
"Was hast du mit ihm gemacht, du Mistkerl?", zischte ich wütend und wäre am liebsten gleich auf ihn losgegangen, doch ich hielt mich zurück.
"Ich habe ihm nur die Macht geschenkt, die er sich so sehr gewünscht hat, doch er muss noch lernen, sie richtig zu kontrollieren", antwortete Orochimaru mit einem selbstgefälligen Grinsen, was meine Wut nur noch steigerte.
"Grade du müsstest dieses Gefühl doch kennen, nicht wahr, Saiko?"
Überrascht blinzelte ich ihn an, ließ mich jedoch nicht beirren.
"Woher kennst du meinen Namen?"
Ein erneutes Kichern folgte.
"Sag mir, was glaubst du, passiert mit jemandem, der zu viel Macht hat, sie jedoch nicht kontrollieren kann? Genau, diese Macht wird Besitz von ihm ergreifen und bald schon wird er nicht mehr wissen, wer er eigentlich ist."
"Ich habe keine Ahnung, von was für einem Mist du da redest, aber lass Sasuke in Ruhe, sonst kriegst du es mit mir - nein, mit uns allen zu tun! Verstanden?", knurrte ich bedrohlich und ignorierte das nervöse Gefühl, welches sich in mir ausbreitete.
Von was für einer Macht sprach er?
Wusste er etwas über meine Kraft?
Oder ging es hier nur um Sasuke?"
"Sasuke-kun", begann Orochimaru wieder, völlig unbeeindruckt von meinen Worten, "willst du nicht lernen, diese Kraft einzusetzen und sie zu benutzen, um das Ziel zu erreichen, welches dir so wichtig ist?"
Unsicher linste ich über die Schulter zu Sasuke. Er schien sich ein wenig beruhigt zu haben, antwortete jedoch nicht.
"Hör nicht auf ihn", murmelte ich leise und umklammerte fest den Griff meines Schwertes, "ich habe zwar keine Ahnung, wovon er redet, aber du darfst ihm nicht glauben, okay?"
"Sen'nei Ta Jashu!"
Mein Kopf wirbelte herum, doch es war bereits zu spät. Mein Katana wurde mir aus der Hand gerissen, meine Arme, Beine und mein Hals wurden von ein paar Schlangen fest umwickelt.
Ich schrie erschrocken auf, als sich meine Füß vom Boden lösten und ich mit voller Wucht auf Orochimaru zugezogen wurde.
"Kaa-san!", hörte ich Sasuke erschrocken rufen, doch da wurde ich schon mit dem Rücken gegen den Körper meines Feindes gepresst und die Schlange um meinen Hals zog sich noch enger zusammen, sodass ich kaum noch Luft bekam.
"Tss, tss, tss", zischte Orochimaru belustigt und ich verzog das Gesicht, als sein widerlicher Gestank in meine Nase drang.
"Lass mich... los!", fauchte ich mit erstickter Stimme und rang nach Atem.
"Sasuke-kun, wenn du nicht willst, dass ihr etwas passiert, solltest du dich mir lieber anschließen", meinte mein Gegner, mich völlig ignorierend und ich konnte mir das widerliche Grinsen auf seinem Gesicht vorstellen.
Mein Blick wanderte zu Sasuke, der mittlerweile aufgestanden war und mich schwer atmend unsicher ansah.
Stumm schüttelte ich den Kopf, unfähig etwas zu sagen, während bereits die ersten schwarzen Punkte am Rande meines Sichtfeldes zu tanzen begannen. Der Druck auf meiner Luftröhre wurde immer stärker.
"Sasuke-kun."
Seine Stimme hatte etwas drohendes und ich riss die Augen auf, als der Uchiha ein paar Schritte in unsere Richtung tappte. Die anderen sahen zwischen ihm und uns hin und her, unsicher, was sie tun sollten.
"Wage es ja nicht!", formte ich stumm mit den Lippen und Sasuke blieb wieder stehen.
Kurz bevor ich völlig ohnmächtig werden konnte, sammelte ich Chakra in meiner Hand, welches sich zu einem Feuerball formte, den ich fest gegen den Kampfarm meines Gegners stieß, woraufhin dieser wütend aufzischte. Die Griffe der Schlangen lockerten sich und ich nutzte die Gelegenheit sofort um mich zu befreien.
Heftig nach Luft schnappend kam ich wieder bei meinen Gefährten an, wo Maru und Akito sofort an meinen Seiten erschienen um mich zu stützen.
Hustend und keuchend blieb ich so vor Sasuke stehen und sah ihm fest in die Augen.
"Hör zu... denk nicht darüber nach, was mit mir passiert. Du... Du musst überleben, ja? Du musst deinen Bruder finden und ihn... nach der Wahrheit fragen, verstanden? Versprich es mir, Sasuke."
Mein Blick wurde weicher und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen.
"Versprich mir, dass du nicht meinetwegen von deinem Weg abkommst und dass du überlebst."
Sasuke sah mich erst mit großen Augen an, doch dann nickte er mit entschlossenem Ausdruck.
"Versprochen, Kaa-san."
"Danke", murmelte ich leise, legte meine Arme um seinen Rücken und drückte ihn vorsichtig an mich, als er zögernd die Umarmung erwiderte. Ich musste lächeln, als ich realisierte, dass er schon fast so groß war wie ich.
"Ach neeeeiin, wie reizend. Hast du dir etwa einen Ersatz für deine toten Eltern gesucht, Sasuke-kun?", unterbrach eine belustigt zischelnde Stimme die Stille, ich ließ Sasuke los und wirbelte mit wütenden Blick herum.
"Du..", knurrte ich drohend und hob mein Katana auf, welches immer noch auf dem Boden lag. Mittlerweile zeichneten schon etliche Kerben und Risse das alte Metall, doch die Klinge war noch immer scharf genug, um einen Menschen aufschlitzen zu können.
Als ich grade Anstalten machte, mit der Waffe in der Hand den Gegner anzugreifen, legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich stockte.
"Lass es, Kaa-san."
Sasukes ernster Blick traf auf meinen und ich blinzelte ihn überrascht an.
"Du hast recht, ich sollte nicht von meinem Weg abkommen. Dennoch..."
Er wandte den Kopf und sah zu Orochimaru und Kabuto, die die Szene mit aufmerksamen Augen beobachteten.
"Er hat recht. Ich muss lernen, diese Kraft zu kontrollieren. Um stärker zu werden und um ihr nicht zu verfallen. Also, lass mich zu ihm gehen."
Erst starrte ich ihn nur völlig verdattert an, dann schüttelte ich heftig den Kopf.
"Kommt gar nicht in Frage! Auf keinen Fall lasse ich zu, dass dieser Freak da dich in die Finger kriegt! Du-"
"Ich meine es ernst", stellte Sasuke mit entschlossenem Blick klar und ich schluckte.
"Mir wird sicher nichts passieren. Und falls doch, ich bin kein Kind mehr und kann mich selbst verteidigen. Vertrau mir, okay?"
Hilfesuchend wanderte mein Blick zu meinen Kameraden, doch sie sahen mich ebenso unentschlossen an, wie ich mich fühlte.
"Aber..."
"Vielleicht hat er recht", unterbrach Maru mich und sie lächelte leicht.
"Er ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Und so wie ich Sasuke kenne, wird er es sich jetzt eh nicht mehr ausreden lassen, nicht wahr?"
Sasuke schüttelte mit einem selbstbewussten Grinsen den Kopf.
"Aber... ich kann dich doch nicht einfach zu diesem Typen da lassen, dem traut sich keine Fliege über den Weg...", murmelte ich und doch wusste ich innerlich, dass die Entscheidunng schon längst getroffen war.
"Hör zu, Kaa-san. Ich werde nur so lange hier bleiben, bis ich stark genug bin, um gegen Itachi antreten zu können. Sobald es mir an Kraft reicht, werde ich zu euch zurück kommen, okay?"
Ich verdrängte das schmerzhafte Stechen in meinem Herzen und lächelte.
"Ganz sicher?"
Sasuke grinste zurück.
"Versprochen."
"Das hast du vorhin auch schon gesagt. Ich hoffe, du weißt, dass man Versprechen nicht so einfach bricht?", fragte ich in ernstem Ton.
"Keine Sorge, das werde ich nicht."
Sasuke nickte mir zu, dann wandte er sich den Beiden auf der anderen Seite des Steinfeldes zu.
"Oi, Orochimaru. Ich komme zu dir aber nur wenn du die anderen gehen lässt. Und den da" -er zeigte auf Suigetsu- "dürfen sie auch mitnehmen, verstanden?"
Orochimaru kicherte bösartig und nickte.
"Wenn du es so wünschst, Sasuke-kun. Ich bin wirklich glücklich über deine Entscheidung."
Sasuke antwortete nicht, drehte sich um und nahm jeden von uns noch einmal in den Blick.
"Danke für alles", meinte er dann leise und ich meinte, einen Anflug von Trauer in seiner Stimme zu hören.
"Warte!"
Der Junge blieb stehen, sah mich jedoch nicht an.
"Was ist?"
Ich trat einen Schritt vor, zog mein Katana samt Scheide aus dem schmalen Gürtel und reichte es ihm.
Zwar fiel es mir schwer, mich davon zu trennen, aber...
"Damit du uns nicht vergisst", meinte ich leise und vermied jeglichen Blickkontakt mit Sasuke, welcher mir vorsichtig das Schwert aus der Hand nahm und dann deutlich hörbar schluckte.
"Danke..."
Meine Augen weiteten sich überrascht, als er mich auf einmal fest an sich drückte, doch dann lächelte ich und legte meine Arme ebenfalls um ihn.
Sasukes Gesicht war leicht gerötet, als er sich schließlich von mir löste, sich blitzschnell umdrehte und fast schon los rannte als wolle er damit seine Peinlichkeit überspielen.
Mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen beonachtete ich, wie er bei Orochimaru ankam und wie dieser ihm grinsend eine Hand auf die Schulter legte um ihn willkommen zu heißen.
"Hey, Schlangenfresse", rief ich ihm zu und grinste frech.
"Solltest du ihm irgendwas antun, dann schwöre ich, werde ich in tiefster Nacht kommen und dich Stück für Stück in Katzenfuttergröße schneiden, kapiert?"
Ich bekam nur ein genervtes Zischeln als Antwort, doch das interessierte mich nicht wirklich.
"Pass auf dich auf, Sasuke."
Er wandte sich noch einmal zu mir um.
"Mach's gut, Kaa-san. Wir werden uns bald wiedersehen."
Ich nickte lächelnd und beobachtete, wie die beiden, gefolgt von Kabuto, hinter ein paar Felsbrocken verschwanden.
Dann atmete ich hörbar auf und wandte mich meinem Team zu.
"Geht es dir gut?", fragte Akito und blinzelte mich besorgt an, doch ich lächelte ihn an.
"Ich denke, es ist schon in Ordnung", meinte ich ehrlich und Maru schlug mir grinsend mit der Faust gegen die Schulter.
"So will ich das sehen! Wehe dir, wenn du jetzt in Selbstmitleid versinkst, okay?"
Ich lachte kurz auf und nickte.
"Ähm, und was ist jetzt mit mir?", fragte eine Stimme hinter uns und wir alle drehten uns zu dem irritiert dreinblickenden Suigetsu um.
"Darf ich vorstellen, Suigetsu Hōzuki. Er wird ab heute ein festes Mitglied bei Arashi sein", erklärte ich kurz und die anderen nickten, woraufhin nur Suigetsu grinste.
"Hauptsache, er ist nicht so ein nerviger Idiot wie dieser Sasuke", meinte Nakise schulterzuckend.
"Hey, ich bin doch kein blöder Ersatz für diesen Schnösel, ja?", schimpfte Suigetsu aufgebracht und guckte dann böse, als alle in Gelächter ausbrachen.
Mein Blick wanderte von meinem Bruder zu Nakise, über Suigetsu und bis zu Maru.
Es würde noch eine Menge geschehen. Und vielleicht hatte es grade erst angefangen.
Aber mein Gefühl sagte mir, dass, egal was noch kommen mochte, ich es überstehen würde.
Mit der Hilfe meiner Kameraden.
"Lasst uns gehen", meinte ich mit fester Stimme.

Gib auf.
Ich wünschte, du würdest einfach aufgeben.
Denn ich kann dich noch immer nicht beschützen.
Und ich will nicht tatenlos mit ansehen müssen, wie die schwarze Dame das Spiel beginnt, welches sie unmöglich gewinnen kann.

Kokoro - A Killer's Heart  [Naruto FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt