Kurzgeschichte

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"Lass uns irgendwohin fahren. Nur wir beide."
"Amar, das geht doch nicht. Wenn unsere Eltern von uns beiden wüssten. Sie bringen erst dich um und dann mich."
"Ich versteh es einfach nicht. Wieso wollen deine Eltern nicht, dass wir zusammen sind?" Amar schrie und schlug mit der Faust gegen die Wand. Ich liebte ihn. Ich liebte in schon seit dem ersten Moment, als ich ihn gesehen hatte. Ich würde für ihn sterben, anders als für meine Eltern die mich nur als Objekt sehen.

"Amar, es tut mir leid aber ich kann nicht mit dir wegfahren. Wenn ich wieder zurück kommen sollte, bin ich tot. Ich will nur deine Sicherheit. Deshalb, vergess mich. Ich weiß, dass du eine andere finden wirst."
Ich weinte und lies meinen Amar im Regen stehen. Ich hörte nur noch wie er nach mir schrie: "Ich werde nie eine andere finden. Mein Herz gehört nur dir. Aber du hast Recht. Wenn ich mit dir zusammen bin, dann werden sie dich töten. Ich werde dich immer lieben, nur im Stillen."

Zwei Wochen später...

"Nara, du siehst bezaubernd aus!", lächelte meine Tante falsch. Sie hasste mich, weil ich populärer als ihre Tochter war, die mit ihrem 10-jahr älteren Freund abgehauen ist. Ich beneidete sie.
"Wir lassen dich jetzt alleine. Dein Bräutigam kommt in einer Stunde. Versuch uns nicht zu blamieren!", schimpfe meine Mutter.
Nun war ich alleine. Heute würde ich heiraten. Es ging alles viel zu schnell. Erst letzte Woche erfuhr ich davon und den Jungen kannte ich kaum. Ich wollte nur meinen Amar. Ich konnte einfach nicht ohne ihn. Ich musste zu ihm. Bevor sie bemerken, dass ich verschwunden war. Ich machte leise die Tür auf und versuchte mit meinem Hochzeitskleid so gut wie möglich zum Badezimmer zu gehen. Er war im Untergeschoss und das Fenster war riesig. Das würde also kein Problem sein.

(...)

Ich klopfte und klopfte schweratmend und hoffte darauf, dass er die Tür so schnell wie möglich öffnet. Wo war er hin?
Plötzlich ging die Tür auf und Amar erschien vor mir. Er hatte Augenringe und sah so aus, als sei er um einige Jahre gealtert. Als er mich sah, strahlten seine Augen und er nahm mich in den Armen. Ich weinte und sagte: "Lass uns gehen. Bitte, aber wenn wir gehen dann dürfen wir nie wieder zurückkehren. Ich kann keinen anderen heiraten. Ich kann es einfach nicht."
Amar löste sich von mir und nahm mich an der Hand. Zieh erstmal etwas von mir an."

Ich nickte und schon waren wir in seinem Schlafzimmer wo er mir eine Jogginghose und ein T-Shirt gab. Ohne darauf zu achten, dass er im gleichen Raum war zog ich mir die Sachen an. Dann nahm ich Amars Hand und wir rannten aus der Wohnung. Er hatte keine Familie, weshalb er alleine wohnte. Wir stiegen in seinem Auto ein und fuhren mit Vollgas los.

"Die Stunde ist längst vorbei. Sie suchen mich bestimmt schon."

Sicht des Zukünftigens

"Verdammt wo steckt sie?", murmelte ich. Alle suchten panisch nach ihr und ich? Ich saß hier und plante wie ich es ihr heimzahle, dass sie mich vorm Altar sitzen lässt und mich zum Gespött der Welt macht.

Sicht des Protagonisten

"Wohin geht es?"
"Nach Paris, du wolltest doch schon mal dahin."
"Wirklich? Ich freue mich schon. Und ich freue mich erst Recht, dass wir endlich ein gemeinsames Leben führen können. Aber werden sie uns glaubst du finden?"
"Hoffen wir nicht. Am besten du bleibst fürs erste nur in einer Wohnung, während ich Geld verdiene. Mit der Zeit hören sie auf dich zu suchen und wir können für immer glücklich sein."

Eine Woche später...

"Gehst du etwa?", fragte ich meinen Liebsten.
"Ja, heute helfe als Kellner aus. Ich hab dir hier die Adresse und Nummer da gelassen, falls etwas sein sollte, ruf mich an. Ich liebe dich, Engel."
"Ich liebe dich auch!", sagte ich und küsste ihn kurz darauf.

Dann war er weg und ich blieb wie jeden Abend alleine Zuhause. Am besten ich gehe schlafen, dann vergeht die Zeit schneller und ich habe Amar an meiner Seite. Ich legte mich auf die Couch und versuchte einzuschlafen, was mit der Zeit auch klappte. Langsam wachte ich wieder auf und guckte direkt auf die Uhr. Es war 23.14 Uhr und Amar war noch nicht dar. Am besten ich rufe ihn mal an. Es klingelte einmal, zweimal aber niemand hob ab. Am besten ich rufe ihn später an. In der Zwischenzeit machte ich Instragram auf und das erste was ich sah waren viele Bilder mit dem Hashtag #prayforparis. Was war geschehen? Ich stöberte in den Nachrichten und konnte nicht glauben was ich da las. Explosionen, 130 Tote und das in Paris. Ich musste Amar anrufen. Ich schnappte mir seine Arbeitsadresse, wo auch die Numme draufstand und schaltete nebenbei die Nachrichten an. Sie sprachen gerade über den Konzertsaal Bataclan und als ich auf die Adresse von Amars Arbeit guckte, bekam ich einen Schock. Er sollte dort arbeiten? Nein, das durfte nicht sein. Vielleicht war er schwer verletzt. Ich ging seit Tagen wieder raus und rannte dorthin. Die Straßen waren wie leer gefegt und überall gab es Absperrungen. Ich wusste nicht wie lange ich gelaufen war, aber als ich dort viele Polizisten sah, bekam ich ein ungutes Gefühl. Ich näherte mich dem Gebäude und schon schrie ein Polizist etwas auf französisch, was so viel wie 'was machst du hier. Es ist zu gefährlich' bedeutete.

Und dann passierte es. Man trug auf Liegen die Opfer der Anschläge nach draußen und in einem lag mein Amar. Ich schrie und wollte zu ihm rennen, doch ich wurde zurück gehalten.
"AMAR! AMAR STEH AUF, LASS MICH NICHT ALLEINE. BITTE AMAR! AMAAAR!"
Ich weinte und schlug um mich. Ich kann nicht ohne dich leben Amar. Ich tat so als ob ich mich beruhigt hatte und die Polizisten ließen mich los. Ich liebe dich, Amar. Für immer vereint, das war unser Sprichwort.
Ich zuckte die Pistole, die ich den Polizisten heimlich abgenommen hatte und hielt sie auf meinen Kopf.

Schuss...

13. November. 2015

Das war eine Kurzgeschichte von mir und ich wollte sie schon längst verfassen. Es geht jetzt nicht nur um die Opfer in Paris, nein sondern überall auf dieser Welt. Und jeder hat seine eigene Geschichte. Mir fiel es schwer, dies zu schreiben aber ich habe es geschafft. Schaut nicht weg, es sterben soviele Menschen täglich und den wenigen interessierst. Möge jeder Mensch seinen Frieden finden.

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