Kapitel 32: Ein Tanz und ein zertretener Fuß

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Kapitel 32: Ein Tanz und ein zertretener Fuß

Vollbeladen kehrten wir zu den Anderen zurück und luden unsere Beute auf dem Tisch ab. Inzwischen war es brechend voll und überall standen Schülerinnen mit schönen Frisuren und wehenden Kleidern, bei Jungs in Festumhang und Fliege. Manche hielten sich an den Händen, andere standen sich, einander schüchtern anlächelnd, gegenüber immer auf genügend Abstand bedacht.

Seit ich auf Hogwarts war, hatte ich noch nie mit erlebt, wie das Schloss nicht nur durch Erhabenheit, sondern auch mit Pracht glänzen konnte. Auch die Bewohner waren noch nie schöner gewesen, so kam es mir vor.

Sirius riss mich aus meinen Gedanken, indem er mich in den Oberarm boxte. Sehr fest boxte.
"Bist du bescheuert? Das hat verdammt wehgetan!". Er tat meine Beschwerden nur mit einer Handbewegung ab und nickte zu Professor McGonagall, die um Ruhe bat und den Saal damit zum Verstummen brachte.

"Meine lieben Schüler!
Dieser Ball ist Tradition in Hogwarts und ich bitte sie, diese angemessen zu würdigen. Zu Beginn werden die Schulsprecher und die Vertrauensschüler den Tanz eröffnen, danach kann jeder den Abend genießen. Es wird sie sicher freuen, dass ab Mitternacht Mr. Jorden", sie machte eine ausladende Geste zu einem Jungen mit dunklen Locken, die sich um sein Gesicht kringelten: "die Musikauswahl übernehmen wird", johlen wurde laut und McGonagall musste eine Pause einlegen, bis die Jubelrufe abgeklungen waren. Dann fuhr sie fort: "Haben sie Spaß!".

Die Menge applaudierte und James zog Lily auf die Tanzfläche, gefolgt von Remus und seiner Begleitung. Einige Andere taten es ihnen nach und die Musik setzte ein. Die Rothaarige und der Junge mit den unzähmbaren Haaren schwebten über das sprichwörtliche Parkett und sie wirkten wie für einander geschaffen.

Die Beiden sahen sich in die Augen, schafften es aber trotzdem einander nicht auf die Füße zu treten, wie es mir in diesem Moment mit Sicherheit passiert wäre.
Als hätten sie ihr Leben lang nichts anderes getan, wirbelten sie durch die kleine Anzahl der Tanzenden und stachen trotzdem aus der Masse heraus, einfach weil sie etwas austrahlten das ich nicht beschreiben konnte.

Meine kleinen Heinzelmännchen hatten schon nach einer Woche aufgegeben und mit den Worten "das ist die reinste Sklavenarbeit" gekündigt. Ich war also genauso weit wie vorher, außer dass ich pleite war. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck und den Taschen voller Geld hatten die kleinen Giftzwerge die Bibliothek verlassen und meine Rufe ignoriert.

Die Liste der Menschen, denen man nicht trauen konnte stieg täglich!

"Süße, lass uns tanzen!", vernahm ich die schmierige Stimme von Steward. Meinem Geschmack nach, viel zu dicht an meinem Ohr. Er reichte mir mit einem selbstgefälligen seine Hand und ich ergriff sie seufzend. Wenigstens einmal musste ich mit ihm tanzen, schon allein aus Höflichkeit.

Als das Orchester das nächste Lied anstimmte, schleifte er mich wie einen Mehlsack in Richtung Raummmitte und ich musste mich beherrschen nicht die Augen zu verdrehen.

Schraubstockartig schlag er seinen Arm um meine Taille und zog mich an sich. Seine Finger, die er mit meinen verflocht waren zwar samtweich, aber ich fühlte mich dennoch unwohl. Ich wollte nicht mit ihm tanzen.

Leider tat sich weder ein Loch im Boden auf, noch wurde Steward von einem Betonklotz außer Gefecht gesetzt und so bewegten wir uns im Takt der Musik. Das hieß: Er hatte Taktgefühl. Ich stolperte nur völlig planlos über den Boden und versuchte nicht hinzufallen.

Wenigstens letzteres war unmöglich, weil Steward mich so dicht an sich presste, dass ich gar nicht umfallen konnte. "Na, hast du Spaß?", fragte er grinsend. Die ehrliche Antwort wäre ein patziges "Nein! Und jetzt lass mich in Ruhe und such dir eine andere Perle, du Waschlappen", aber Gott sei Dank wurde ich rechtzeitig unterbrochen, weil jemand Steward von Hinten anrempelte.

"Kannst du nicht aufpassen?", brummte er. Der Übeltäter, welcher sich als Sirius entpuppte, schaute nur unwillig auf ihn herab und grummelte: "Tut mir furchtbar leid".

Dabei drückte er Patricias Hand so fest, dass sie weiß anlief und Bambi ihre zierlichen Finger aus seinem Griff befreite und ihn empört anstarrte. Er beachtete sie kaum und nahm erneut ihre Hand. Gemeinsam tanzten sie an uns vorbei und ich stellte mit Genugtuung fest, wie Sirius sie wegdrückte, als Patricia ihre Lippen auf seine drücken wollte.

Ha! Man kriegt nicht immer was man will, Bambi!


"Hast du eigentlich einen Freund?", wollte Steward wissen. "Nein", sagte ich desinteressiert. Er lachte selbstgefällig: "Höhö chr chr hätte mich auch gewundert!".

Entrüstet sah ich ihn an: "Ach ja? Warum das denn?". Er schürzte verführerisch die Lippen: "Nicht jeder kann mit dem Feuer umgehen...einige verbrennen sie daran!".

Dieser Typ gewann immer mehr an Gruseligkeit!

"Ähhm...Wasser hilft auch!".
Er kicherte: "Ich meinte dich, du Dummerchen, weil du heiß wie Feuer bist, verstehst du?".

Ja, aber ich hatte gehofft mich zu irren!

"Du bist auch...toll?", erwiderte, weil ich nicht wusste was ich darauf antworten sollte. Ihm schien das weder aufzufallen noch beeindruckte es ihn sonderlich: "Ich weiß!", war das einzige das er daraufhin von sich gab.

Wie konnten zwei Menschen nur so etwas kreiren? Und was hatten sie getan, um ihm dieses Selbstvertrauen zu besorgen? Sein Kinderzimmern mit Bildern von ihm selbst tapeziert?

Wenn ich so darüber nachdachte, erschien es mir gar nicht mehr so abwegig...

Als das Lied fast zu Ende war, setzte ich meinen Fuß nach vorne, statt hinter mich und erwischte Stewards Lackschuh. "Aua!", stieß er schmerzerfüllt aus: "Kannst du nicht aufpassen?".

"Tut mir furchtbar leid! Das wollte ich nicht!", besorgt beäugte ich seinen Fuß: "Geht's dir gut?".

Nun ja, vielleicht war es nicht komplett unabsichtlich passiert, aber allein für sein schmieriges "Perle" hatte er einen zweiten Tritt verdient...in seine Weichteile.

"Wie kann man nur so ungeschickt sein?", presste er hervor und bedachte mich mit einem bitterbösen Blick. Inzwischen war er mitten auf der Tanzfläche zu Boden gesunken und hielt seinen Fuß. "Hilf mir mal zu den Stühlen!".

Bereitwillig packte ich seinen Arm und half ihm sich hoch zu ziehen, dann legte er einen Arm um meine Schulter und humpelte neben mir her zu einer der Sitzgelegenheiten.

Auch Sirius schien den Vorfall bemerkt zu haben. Eine vor Wut kochende Patricia hinter sich her ziehend, eilte er zu uns und ließ Bambi's Arm einfach fallen.

"Darf ich um diesen Tanz bitten?", fragte er grinsend.

Everybody needs enemies  (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt