Kapitel 20: Streitsucht und weise Worte eines weisen Mannes

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Kapitel 20: Streitsucht und weise Worte eines weisen Mannes

Black und ich waren wieder einmal dazu übergegangen uns weitgehend nicht zu beachten, allerdings nicht ganz so kühl wie zuvor. Hin und wieder nickten wir einander zu oder reichten uns beim Frühstück die Butter.

Lily und Alice waren der festen Überzeugung, ich wäre froh über die Distanziertheit (was kein Wunder war, schließlich hatte ich alles daran gesetzt sie das glauben zu lassen) aber ich musste mir eingestehen, dass ich eine Art Zuneigung ihm gegenüber entwickelt hatte.

Ja, ich würde sogar soweit gehen zu sagen, dass mir regelrecht langweilig war, so ganz ohne Streit.

Ich sehnte mich beinahe nach einer kleinen Auseinandersetzung. Gestern war ich so verzweifelt gewesen, dass ich einen Erstklässer absichtlich angerempelt hatte, um mich dann lautstark zu beschweren, dass er doch gefälligst aufmerksamer sein solle.

Leider war er die Schüchternheit in Person gewesen und hatte verängstigt genickt und sich sogar entschuldigt.

Kein Wunder also, dass ich heute noch streitsüchtiger war als sonst!

"Kann ich bitte endlich den Kaffee haben?", blaffte ich James beim Frühstück an. Verwirrt runzelte er die Stirn: "Du magst doch noch nicht mal Kaffee!".

"ACH JA?", mittlerweile brüllte ich fast: "Du entscheidest also seit Neustem, was mir schmeckt und was nicht...Das ist mal wieder typisch Mann!". Er beäugte mich skeptisch: "Nein, aber du beschwerst dich doch immer, wie widerwärtig du das findest", seine Stimme war noch immer erstaunlich ruhig.

"Wo sind die Feministinnen unter euch?", rief ich durch die Halle: "Wollt ihr euch das gefallen lassen? Vereinigt euch und kämpft gegen das Unrecht, anstatt tatenlos zuzusehen und...".

Ich wurde unterbrochen, weil Remus und Alice mich sanft an den Händen packten und von dem Tisch, auf den ich während meiner kleinen Ansprache gestiegen war, herunterzogen. "Komm Olivia, wir gehen jetzt zusammen in den Gemeinschaftsraum und trinken etwas Tee", meinte Alice beruhigend.

Sie und Remus lotsten mich geschickt durch die Schülermengen, welche uns im Korridor entgegen kamen.

"Ich hasse Tee", jammerte ich: "und ich hasse es, wenn ich mich nicht streiten kann!", eine Träne rollte meine Wange hinab und ich begann sogar ein wenig zu leiern: "Streit ist doch sowas wie ein Grundbedürfnis des Menschen oder nicht?". Ich klang inzwischen wie ein weinerliches, kleines Kind.

"Darüber lässt sich streiten", sagte Remus, was bei mir einen Schluckauf auslöste: "Siehst du? Hicks...da war es wieder...Hicks...'Streiten' du hast es selbst gesagt...Hicks".

Er tauschte einen vielsagenden Blick mit Alice, der mir nicht entging: "Ihr...Hicks...haltet mich für verrückt...Hicks...oder?".

"Nein", beschwichtigte mich Alice und strich mir sanft über die Schulter.
Inzwischen waren wir im Gemeinschaftsraum angekommen und ich sah bereits mein nächstes Ziel: "Aha...Hicks...die Fette Dame!", übertrieben winkte ich ihr zu: "muss furchtbar einsam sein, so allein im Portrait...Hicks ".

Pikiert rümpfte sie die Nase: "Sprach das verheulte Mädchen mit dem Schluckauf...Passwort!".
Remus' Antwort hörte ich nicht, da der Geist mit der Fliege und dem Bckpfeifengesicht hinter uns eine Rüstung zu fall brachte, die scheppernd auf den Boden fiel.

"PEEVES!", brüllte eine Stimme erbost und gleich darauf tauchte der Hausmeister hinter einer Ecke auf. Seine gruselige Katze strich ihm um die Beine und fauchte eine Ravenclaw an, die darauf hin verängstigt das Weite suchte.

"Jetzt reicht es", knurrte er: "ich hole den Blutigen Baron und dann schreibe ich an das Zaubereiministerium. Es wird Zeit, dass du endlich von der Schule fliegst!". Der Geist lachte nur gehässig auf: "Ach ja? Dann werde ich wohl die mir verbleibende Zeit nutzen um Mrs. Norris' Katzenfutter zu vergiften!". Mit einem Wusch fegte er durch den Korridor.

"Na warte, du Mistfliege...", murmelte Filch und humpelte ihm hinterher.

"Selbst der Geist und...Hicks...Filch dürfen sich streiten, nur ich nicht!".

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Heute ging ich nicht zum Unterricht. Alice hatte mir im Krankenflügel eine Wärmflasche geholt und aus der Küche Tee mitgebracht. Ich wickelte mich in eine Decke und machte es mir vor dem Kamin gemütlich.

Ich übte meinen Patronus (ein wunderschöner Border Collie, der schwanzwedelnd an mir hochhüpfte) und hing ansonsten meinen Gedanken nach.

Zuhause hätte ich jetzt einfach den Fernseher eingeschaltet oder Musik gehört, aber das ging ja leider nicht, da in Hogwarts keine elektronischen Geräte funktionierten. Frustriert zerknüllte ich ein Stück Pergament und warf es in die Flammen.

Binnen Sekunden hatte es das Feuer verschlungen und zurück blieb nichts, außer schwarzem Rauch.

Das Portrait schwang zur Seite und Dumbledore betrat den Raum. Ruckartig setzte ich mich gerade hin und strich meine Bluse glatt um nicht ganz so verwahrlost zu erscheinen, aber ich bezweifelte, dass meine Versuche von Erfolg gekrönt waren.

"Olivia, richtig?", fragte er, freundlich lächelnd und reichte mir einen Brief: "den hat eine Eule beim Frühstück vorbeigebracht, aber du warst schon verschwunden, also war ich so frei ihn für dich zu verwahren".

Ich griff Stirnrunzelnd danach und faltete ihn auseinander.

"Weißt du...Freundschaft ist ein wichtiges Gut in dieser Zeit. Im Krieg brauchen wir mehr denn je einen Vertrauten, auf den wir uns voll und ganz verlassen können! Ich darf doch behaupten ein geübtes Auge zu haben, wenn es um Gefühle geht und ich wage zu vermuten, dass sie Miss Evans und den Anderen nur das beste wünschen, auch wenn Sie und der junge Black einige...Differenzen zu haben scheinen.".

Wahrheitsgemäß nickte ich.

"Gut. Ich wollte nur sicher gehen, denn falsche Freundschaften können verherende Auswirkungen haben". Mit diesen Worten drehtr er sich um und trat aus dem Gemeinschaftsraum.

Im Nachhinein fragte ich mich oft, ob Dumbledore ahnte, dass etwas unheilvolles in der Luft lag. Zwar konnte er nichts von Peters Machenschaften gewusst haben, sonst hätte er Lily und James wohl nie ermutigt ihn zum Geheimniswahrer zu machen, aber mit Sicherheit hatte er eine Vorahnung gehabt. Daran zweifelte ich keine Sekunde.

Everybody needs enemies  (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt