Kapitel 24: Hausaufgaben, Gekichere und ein wenig Drama

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Kapitel 24: Hausaufgaben, Gekichere und ein wenig Drama

Mit Schwung schloss Sirius die Falltür, um zu verhindern dass noch mehr Staub in den Kerker drang als ohnehin schon. Ich hustete mir die Seele aus dem Leib und fürchtete einen Moment lang zu ersticken, aber schon nach wenigen Sekunden legten sich die Geröllkrümel und ich konnte wieder normal atmen. Aber nicht nur die Luft war besser geworden, sondern auch die Sicht und so konnte ich mich endlich umsehen.

Wir befanden uns ganz offensichtlich im Kerker. Einem sehr kalten Kerker, wohl bemerkt. Sogleich fröstelte ich unangenehm und schlang den Umhang fester um mich. "Du weißt nicht zufällig wo genau wir uns gerade befinden?", fragte ich an Sirius gewandt: "und am besten auch wie wir von hier zurück in den Gemeinschaftsraum kommen". Er sah kaum auf, sondern kramte in seiner Tasche herum, von der ich nichtmal gewusst hatte, dass er sie bei sich trug. Mit einem: "Ah, da haben wir sie doch!", zog er ein Stück Pergament daraus hervor.

Er nahm seinen Zauberstab, tippte darauf und murmelte: "Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin!". Was dann geschah raubte mir buchstäblich den Atem: Als würde Tinte aus seinem Zauberstab fließen, breiteten sich dunkle Linien darauf aus, die sich verdichteten und schließlich eine Art Plan ergaben. Das faszinierendste allerdings, waren die vielen Namen, die sich darauf bewegten.

"Sirius, was ist das?". Erst jetzt bemerkte ich die großen Lettern, die über der Karte prangten: Die Herren Moony, Wormtail, Padfoot und Prongs präsentieren feierlich Die Karte des Rumtreibers. "Das, meine liebe Olivia, ist unser Meisterstück". Ehrfürchtig linse ich über seine Schulter auf das Pergament: "Und was genau tut es?". Empört rümpfte er die Nase: "Also wirklich...ich fasse das als pesönliche Beleidigung auf! Sieh her! Auf dieser Karte siehst du einen exakten, maßstabsgetreuen Plan von Hogwarts mitsamt all jener, die sich darin aufhalten".

Nun hatte er es doch noch geschafft...Sirius war wohl der erste Mensch, der es schaffte mich sprachlos zu machen. Zufrieden grinsend sagte er: "Na? Beeindruckt?". Ich konnte nur nicken und staunen. Ich war mir ganz sicher, dass Sirius diesen Augenblick genoss, er genoss die offensichtliche Anerkennung, aber das war gerechtfertigt.

"Das ist wirklich hohe Magie, wie habt ihr das geschafft?", wollte ich wissen. Eitel hob er das Kinn: "Es mag dir vielleicht entgangen sein, aber wir sind ziemlich intelligent! Es war gerade zu ein Kinderspiel", einsichtig fügte er hinzu: "Na ja...um ehrlich zu sein, hat es ein Weilchen gedauert, aber als wir die Zauber erstmal geübt hatten, war es wirklich einfach...einiger Maßen". Spöttisch lachte ich: "Ja sicher, Sherlock!". Er deutete eine Verbeugung an: "Nun ja, ich bin eben ein Genie!".

Kichernd sah ich zu ihm herab. Moment mal...ich kicherte? Ich kicherte nie, verdammte Scheiße, im Gegenteil, ich lehnte es grundsätzlich ab mich wie eines dieser Püppchen aufzuführen. Auch Sirius hatte es bemerkt: "Na sieh mal an...ein solcher Laut aus deinem Mund? Nimmst du Drogen?". verärgert schlug ich ihm mit der Faust auf den Oberarm: "Schnauze, wenn dir deine Zunge lieb ist!".

Er stieß ein raues Lachen aus. Sirius hatte ein angenehmes Lachen. Tief und irgendwie beruhigend. "Komm schon!", meinte er und riss mich damit aus meinen Gedanken. Mit seinem Kinn nickte er in Richtung einer Gittertür: "Wir sollten uns auf den Weg machen, es ist schon weit nach Sperrstunde". Irritiert runzelte ich die Stirn: "Himmel, wie lange war ich denn im Wald?".

"Als ich zu dir gestoßen bin war es etwa halb acht". Scheiße! "O Gott, ich hab noch Berge von Hausaufgaben", verzweifelt stöhnte ich auf. Obwohl es noch einige Monate bis zu den Prüfungen dauerte sparten die Lehrer nicht an Aufgaben. Besonders McGonnagoll und Professor Binns hatten scheinbar großen Spaß daran uns in Arbeit zu ertränken. "Na das trifft sich ja wunderbar", freute sich Sirius: "zufällig geht es mir genauso!".

Wenig später saßen wir im Gemeinschaftsraum nebeneinander am Tisch und halfen uns gegenseitig bei den Aufgaben. Na ja, um genau zu sein schrieb er meinen Aufsatz für Zaubertränke und ich im Gegenzug seinen für Wahrsagen. Alle anderen waren bereits zu Bett gegangen und saßen wir nur still da, einzig begleitet vom Prasseln des Kaminfeuers und dem Kratzen der Federn.

"Sirius? Warum warst du im Wald?", unterbrach ich das Schweigen und er stoppte mit seiner Schreibarbeit. Nachdenklich biss er sich in die Unterlippe: "Das ist auch ein Geheimnis, Liv!". "Oh bitte", rief ich aus: "Hagrid hatte Recht, du bist eine hoffnungslose Dramaqueen!". "Na hör mal", sagte er entrüstet: "Was wäre das Leben ohne etwas Drama?". Und da war es wieder...ich kicherte. Verdammt, vielleicht sollte ich mich untersuchen lassen, das war ja nicht zum aushalten.

"Gegenfrage: Warum warst du dort?". Ich schürzte die Lippen: "Musste Hagrid was fragen". "Aha, und was wenn ich fragen darf?". Herausfordernd lächelnd packte ich meine Sachen zusammen um ins Bett zu gehen: "Du darfst". Kurz bevor ich die Treppen erklomm, drehte ich mich zu ihm um: "aber du wirst keine Antwort darauf bekommen".

An diesem Abend lag ich lange wach und sinnierte über meine Bettdecke. Mal ehrlich, was war da drin, dass sie so unglaublich kuschelig und warm war. Daunen erschienen mir zu gewöhnlich, ich meine Hallo...wir befanden uns in Hogwarts. Bestimmt war sie gefüllt mit irgendeiner Art von Ultra isolierendem Nebel oder sowas!

Verträumt schaute ich aus dem Fenster, betrachtete den Mond, die Sterne und den Waldrand. Plötzlich bemerkte ich eine Gestalt, die schnellen Schrittes in Richtung der Bäume lief. Auf die Entfernung konnte ich unmöglich das gesicht erkennen, aber ich hätte schwören können, dass es der dunkle Schopf von Sirius war.

Aber das war unmöglich...Wer würde denn so dumm sein...na ja, wenn ich es mir Recht überlegte, sah es Sirius durchaus ähnlich in den Wald zurück zu kehren, um den Werwolf zu suchen...neben dem Drama liebte er das Risiko. "Olivia?", hörte ich eine kratzige Stimme. Als ich mich umdrehte erkannte ich Lily, die sich verschlafen aufgesetzt hatte: "Du solltest schlafen! Die Schule morgen wird kein Zuckerschlecken!".

Ich nickte müde: "Du hast recht, tut mir leid, dass ich dich geweckt habe". Lily nickte, murmelte "Gute Nacht" und ließ sich zurück in die Kissen sinken. Ich folgte ihrem Beispiel und kuschelte mich in meine warme Decke. Dieses mal war es nicht mein Bett, das mich wachhielt, sondern ein gewisser dunkelhaariger Gryffindor.










Everybody needs enemies  (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt