Kapitel 21: von Exbrüdern und Nachsitzen

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Regulus Black auf dem Bild

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Kapitel 21: von Exbrüdern und Nachsitzen

Nachdem der Schulleiter den Gemeinschaftsraum verlassen hatte, warf ich einen Blick auf den Brief.

Liebe Olivia!
Wir hoffen es geht dir gut. Leider müssen wir dir mitteilen, dass die Todesser unser Haus angegriffen haben, während deine Mutter und ich im Theater waren. Aus gegebenen Umständen mussten wir vorrübergehend in den Tropfenden Kessel ziehen, schick also künftige Briefe bitte an diese Adresse.

Wir haben dich sehr lieb,
Mom und Dad!

Ich atmete tief durch um mich innerlich zu beruhigen. Alles würde gut werden, denn irgendwann wurde immer alles gut!
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Am Freitag stand ich pünklich um sieben Uhr vor Filchs Büro. Ich hatte die Schuluniform gegen einen bequemen Pullover eingetauscht, denn wenn ich schon putzen musste, sollten mich wenigstens die lästige Krawatte nicht stören.

Mr. Filch ließ noch lange auf sich warten und sogar Black schaffte es, vor ihm bei mir anzukommen. Wie immer sah er atemberaubend aus, aber das schlimmste war, dass er mich freundlich anlächelte, als er mir zur Begrüßung zunickte. Ich vermisste den Schalk in seinen Augen.
Ich kam mir wie eine Fremde vor, der er nichts zu sagen hatte.

Stumm lehnte er sich neben mich an die kalte Wand, allerdings mit einem beträchtlichen Sicherheitsabstand.

Kurz darauf entdeckte ich einen dunkelhaarigen Jungen in Slytherin Umhang, der um die Ecke bog und geradewegs auf uns zusteuerte. Seltsamerweise sah er Black erstaunlich ähnlich. Jünger zwar, aber die Gesichtszüge waren auf die selbe Weise...königlich.

"Reg?", fragte dieser erstaunt, als er ihn bemerkte, "Was machst du hier?".
"Hab der maulenden Myrte geholfen die Toiletten zu verstopfen...was war es bei dir diesmal? Ein fliegender Kröter im Unterricht? Explodierte Wasserhähne?".

Trotz ihrem lockeren Tonfall entging mir nicht die spürbare Kälte zwischen den Beiden.

"Schlafmittel im Kuchen", erklärte Black und sein linker Mundwinkel zuckte ein wenig nach oben.

Interessiert hob der Unbekannte eine Augenbraue: "Nicht schlecht! Wer war den das Opfer?".

"Ich", sagte ich mit fester Stimme und trat einen Schritt in seine Richtung um ihm meine Hand hinzustrecken.

"Olivia Withaker, freut mich sehr". Er ergriff meine Finger und schüttelte sie kurz: "Ich kenne deine Stimme, tut jetzt wahrscheinlich das ganze Schloss...du bist das Quidditschmädchen, das meinen Bruder blamiert hat! Ich bin Regulus Black".

Geschwister also...

"Exbruder!", korrigierte Black hastig: "Meine Familie hat jetzt einen anderen Nachnamen". Kurz meinte ich so etwas wie Schmerz in Regulus' Augen entdeckt zu haben, wie ein zuckender Blitz. Doch er verschwand ebenso schnell, wie er aufgetaucht war und ein Schleier der Gleichgültigkeit glitt über sein Gesicht.

Verwegen fuhr er sich durch die Haare und ich konnte nicht anders, als mich zu fragen, wie zur Hölle ich ihn nicht hatte bemerken können? Seine Mimik und Gestik waren geradezu komplett identisch zu Blacks.

Eine schwere Stille kam auf und ich betrachtete interessiert meine Schuhe, die heute wieder besonders dreckig waren. Plötzlich hörte ich ein Fauchen, weshalb ich erschrocken aufschrie.

Filchs Monsterkatze "Mrs. Norris" hatte sich vor ihr Herrchen gestellt, der sich unbemerkt an uns angeschlichen hatte, und starrte mich aus roten Augen an.

Himmel, da konnte man ja Alpträume bekommen!
"Kuck weg, du gruseliges Viech!".

Warum? Warum fiel es mir so schwer meine Klappe zu halten? An Filchs Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass er mich am liebsten kopfüber im Kerker aufgehangen hätte. Seine Augen hatte er zu Schlitzen verängt und die Lippen aufeinander gepresst. "Rein da!", zischte er, auf die Tür deutend.

Widerspruchslos betraten wir das Büro.

Die restlichen zwei Stunden verbrachten wir damit, die Aktenschränke austzräumen, durch zu wischen und die Unterlagen neu sortiert wieder ein zu ordnen. Es war eine lästige Arbeit und immer wenn jemand ein Gespräch beginnen wollte, fauchte Mrs. Norris ihr Monsterfauchen, worauf erneut Stille einkehrte.

Als ich die Akte "besonders schlimme Vergehen" alphabetisch ordnete, sprangen mir vier Namen in die Augen:

"Sirius Black, James Potter, Peter Pettigrew und Remus Lupin erhielten Nachsitzen bis zum Schuljahresende für den Aufenthalt im Verbotenen Wald zu nachtschlafender Zeit. Mr. Lupin und Mr. Pettigrew waren blutüberströmt, aufgrund einer (nach eigener Aussage) kleinen Auseinandersetzung. Dank Madame Pomphrey konnten Mr. Lupin und Mr. Pettigrew wieder vollständig genesen. Proffesor Dumbledore verzichtete auf einen Schulverweis".

Verwirrt fuhr mein Blick zu Black, der durch den aufgewirbelten Staub einer besonders dreckigen Schublade heftig hustete.

Blutüberströmt? Remus und Peter? Es gab wohl niemanden, den ich mir weniger in einer Prügelei vorstellen konnte, als diese Beiden...

Und warum hielten die Rumtreiber sich nachts im Wald auf? Das ergab keinen Sinn! Absolut nicht!

"Ms. Withaker! Sie sollen sauber machen, nicht die Akten lesen!", motzte Filch erbost. Ruckartig schlug ich die Papiere zu und legte sie beiseite. Sirius beäugte mich misstrauisch, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er nichts genaues gesehen hatte.

Regulus hingegen hatte es geschafft einen Blick in die Aufzeichnungen zu erhaschen. Als wir nach weiteren zwanzig Minuten endlich das Büro verlassen durften, stellte er mich zur Rede.

Black war zum Glück schon zum Schlafsaal aufgebrochen, daher hörte er unsere Unterhaltung nicht.

"Warum steht der Name meines Bruders in einer Akte für 'besonders schlimme Vergehen'? Ich meine, ich weiß, dass er sich nicht oft an die Regeln hält, aber er hat noch nie etwas wirklich schwerwiegendes getan".

"Exbruder", verbesserte ich mechanisch, irgendwie wollte ich Black verteidigen, was diese Sache an ging: "Gegenfrage: warum habt ihr euch zerstritten?".

Er schnaubte verächtlich: "Das geht dich gar nichts an!". "Na dann hat es dich auch nicht zu interessieren warum dein Exbruder dieses oder jenes getan hat!", sagte ich schnippisch und warf meine Haare über die Schulter, um einen dieser Filmabgänge hinzulegen.

Das hätte auch ganz wunderbar funktioniert, wäre ich nicht mit Salome McDonald zusammen gestoßen. Sie war eine breite, schmierige Slytherinschülerin aus dem fünften Jahr, der man besser nicht nachts in einer dunklen Gasse begegnen wollte.

"Kannst du nicht aufpassen?", zischte sie erbost und hob drohend ihre Hand. "Ganz ruhig, Brauner, ich bin ja schon weg", unter normalen Umständen hätte ich mich jetzt wahrscheinlich entschuldigt, aber im Moment war ich einfach nur genervt.
Glücklicher Weise schien auch sie besseres zu tun zu haben und ein Lächeln trat auf ihr Gesicht, als sie Regulus entdeckte: "Reg", zwitscherte sie: "Gut, dass ich dich hier treffe! Professor Slughorn hat mich gebeten, dir eine Einladung zu überbringen".

Salome reichte ihm eine mit lilaner Schleife verzierte Pergamentrolle , den er sichtlich erfreut entgegen nahm. Ich für meinen Teil hatte Hunger, weshalb ich mich auf den Weg zum Abendessen machte. Es gab nichts schlimmeres als hungrig zu Bett zu gehen.

Everybody needs enemies  (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt