Kapitel 29: Ein Geist mit Problemen, ein Ballpartner und eine Enttäuschung

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Kapitel 29: Ein Geist mit Problemen, ein Ballpartner und eine Enttäuschung

Nachdem ich den Rest meiner Spaghetti (vom Salat hatte ich die Finger gelassen ) verspeist hatte, machte ich mich mit Alice auf den Weg zur fetten Dame. Als wir im Korridor von Myrte vorbeikamen, vernahmen wir ein Wehklagen aus der weit geöffneten Klotür.

Wir sahen uns an, verdrehten synchron die Augen und folgten der weinerlichen Stimme. "Myrte?", fragte Alice vorsichtig und unterdrückte einen genervten Unterton: "Wir sind's". Das Schluchzen wurde etwas nachdrücklicher und der Geist des Mädchens krähte aus einer der Kabinen: "Was wollt ihr? Lasst mich in Ruhe!".

Fast war ich versucht "Okay" zu antworten und das Klo zu verlassen, so schnell es ging, (wenn ich auf etwas keine Lust hatte, dann war es wehleidigen Meckergeistern als Psychotherapeutin zur Verfügung zu stehen) aber Alice warf mir einen warnenden Blick zu und hob mich an meinem Ärmel fest. "Können wir dir helfen?", fragte sie und ich hoffte inständig, dass die Antwort "Nein" lauten würde.

Leider hasste mich mein Schicksal ganz offensichtlich, denn Myrte schwebte in unser Sichtfeld und begann damit uns ihr tragisches Leben zu schildern: "Allen ist egal wie Myrte sich fühlt. Sie ist ja auch nur die dumme Geisterfrau, die auf dem Mädchenklo lebt, mit ihr kann man es ja machen!". Sie sparte weder an Tränen noch an Tragik und brach erneut in einen Heulkrampf aus. Kann sie nicht eigentlich einfach gehen, wenn sie will...das Jenseits betreten, dem Licht folgen, oder hatte ich diesbezüglich zuviele Romane mit Falsch Informationen gelesen?

"Können wir irgendetwas für dich tun?", Alice versuchte ihrer Stimme einen beruhigenden Klang zu geben, was ihr in meinen Augen auch gelang. Myrte jedoch stieß einen markerschütternden Schrei aus und schoss in die Kloschüssel. Alice und ich sprangen erschrocken zurück, um dem herausspritzenden Wasser zu entgehen.

Das war ja widerlich!

Das Spülwasser spritzte gute zwei Meter weit und ich musste angeekelt feststellen, dass der Saum meines Umhangs sich damit vollgesogen hatte. Meine Schuhe standen in einer Pfütze und schmatzten, wenn ich die Zehen bewegte.

Plötzlich tauchte die Verrückte aus der Schüssel einer anderen Toilette wieder auf und stob auf uns zu. Kurz vor unseren Gesichtern machte sie Halt und stierte uns abwechselnd tief in die Augen: "Ihr wollt mich doch nur bloßstellen!". Es kostete mich alle Anstrengung nicht zurückzuweichen. In diesem Moment wirkte sie äußerst furchteinflößend. Sie und Peeves sollten sich zusammen tun und gemeinsam Erstklässler erschrecken. Andererseits würde Peeves sie wahrscheinlich bis zum Geistersuizid hänseln.

Geduldig lächelte Alice zu ihr auf und schüttelte den Kopf: "Nein, Myrte! Wir wollen dir wirklich helfen!". Ehe sie ausgeredet hatte, war das Geistermädchen auch schon kreischen in die nächste Kloschüssel getaucht und ich zog meine Freundin aus der Tür. Im Korridor versuchte ich, meinen Umhang zu trocken und fuchtelte mit dem Zauberstab herum, wie wir es gelernt hatten. "Diesem Mädchen ist echt nicht zu helfen! Auch wenn sie mir leid tut, jemand sollte einen Kummerkasten für Geister einrichten...oh", während Alice' Redeschwall hatte ich versehentlich meine Uniform in Brand gesetzt.

Sie machte eine wischende Bewegung mit dem Stab und von den Flammen war nichts mehr zu sehen. Der Stoff war noch nicht mal angesengt: "Wenigstens ist er jetzt trocken", murmelte ich zufrieden: "Danke sehr!". Sie nickte nur und fuhr dann nahtlos fort: "Im Grunde braucht sie doch nur ein wenig Gesselschaft...sieh mich nicht so böse an! Das müssen ja nicht zwingend wir sein. Man könnte einen Plan aufstellen, sodass jeder Schüler ein paar Minuten im Monat bei ihr ist. Gott, dass ist eine geniale Idee, das muss ich sofort McGonnagoll erzählen".

Ehe ich mich versah, hatte sie auf dem Absatz kehrt gemacht und setzte sich in Richtung Lehrerzimmer in Bewegung. Über die Genialität ihres Vorschlags ließ sich streiten, aber solange ich bei diesem Plan nicht als Mitbestandteil vorgesehen war, machte ich mir nichts daraus.

In drei Wochen begannen die Weihnachtsferien , die ich in Hogsmeade bei Mum und Dad verbringen würde. In einem Brief hatten sie mir mitgeteilt, dass die votrübergehende Wohnung zwar sehr klein, aber dafür recht gemütlich wäre und ich freute mich, sie endlich wiederzusehen.

Remus würde über die Ferien in Hogwarts bleiben, weil seine Familie im Moment Schwierigkeiten mit dem Ministerium hatten und James und Sirius hatten aus Solidarität beschlossen bei ihm zu bleiben. Zu Hause hätten sie ohnehin nur leere Räume erwartet.

Die Fette Dame trug heute eine rote Wehnachtsmütze und trällerte "Jingle Bells" vor sich hin. Sehr laut und sehr hoch! Als sie mich bemerkte hielt sie inne, verärgert weil ich sie gestört hatte. "Passwort?". "Ingwerkeks", antwortete ich sachlich und sie schwang zur Seite, um mich durch zu lassen. Als ich hindurch klettern wollte, stolperte ich und knallte mit der Nase auf den Teppich. Scheiße, tat das weh!

"Du bist dermaßen Ungeschickt, dass es fast wieder süß ist", lachte Sirius und reichte mir seine Hand. Ich ignorierte sie und rappelte mich auf: "Sehr witzig! So schusselig bin ich gar nicht, das kommt dir nur so vor", sagte ich beleidigt und verschrenkte die Arme. Leider hatte das zur Folge, dass der Junge hinter ihm, der gerade den Korridor betreten wollte, nicht gerade diskret in meinen Ausschnitt schielte, also stemmte ich die Hände einfach in die Hüften.

"Was?", fragte der Perversling, als er meinem Blick begegnete "Ich bin auch nur ein Mann!". Augenverdrehend kam Sirius mir zu Hilfe: "Verpiss dich, Paul! Ich muss Olivia jetzt jemanden vorstellen!". Bestimmt legte er einen Arm um meine Schulter und dirigierte mich zu einem der Sofas, auf dem bereits drei Siebtklässler saßen. (Ich konnte einfach nicht widerstehen und streckte dem dummen Paul im Vorbeigehen die Zunge raus)

"Darf ich vorstellen", feierlich deutete Sirius auf den Jungen in der Mitte: "Steward O'Brian, deine Ballbegleitung. Steward, das ist Olivia!".

Na, aber Hallo! Erfreut stellte ich fest, dass er definitiv gut aussah! Perfekt sitzende, dunkle Haare, strahlendblaue Augen und unter seinem Hemd zeichneten sich deutlich Muskeln ab. Ihm schien ebenfalls zu gefallen was er sah. Wohlwollend musterte er mich und erhob sich von dem Sofa um auf Augenhöhe mit mir zu sprechen.

"Freut mich sehr", ich streckte ihm meine Hand hin, die er so gleich ergriff. Gott, wie kann ein Mann so weiche Haut haben?

"Ganz meinerseits!". Ich hatte große Mühe, meine Mundwinkel oben zu behalten. Obwohl er nicht viel gesagt hatte, war es ihm gelungen diesen einen Satz unendlich überheblich klingen zu lassen. Verdammt! Es hatte doch so gut angefangen.

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Übergangskapitel, ich weiß! Trotzdem würde ich mich wahnsinnig über konstruktives Feedback freuen!

Man liest sich...

Everybody needs enemies  (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt