Prolog

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1 . September 1971

,,Pass auf dich auf, ja?'', sagte seine Mutter und strich ihm liebevoll, mit Tränen in den Augen, eine Strähne seines dunklen Haares hinter sein Ohr. "Mach ich! Bis Weihnachten!''. Peinlich berührt sah er sich um, in der Hoffnung, dass niemand die öffentliche Liebesbekundung seiner Mutter gesehen hatte. Ein letztes Mal umarmte James seine Eltern, bevor er sein Gepäck in den scharlachroten Zug hiefte und hinterher stieg.

Als der Schaffner durch seine Trillerpfeife blies schlossen sich die Türen und sie verließen den Bahnhof, auf dem Menschen in Umhängen ihren Kindern und Geschwistern hinterher winkten.

Er griff nervös nach seinen Koffern und setzte sich in Bewegung, um sich ein Abteil zu suchen. Auf dem Gang standen vereinzelt Schüler, die sich begrüßten, kicherten oder verunsichert in die Abteile spähten.

Er kannte noch niemanden, da es sein erstes Jahr auf der Schule war und er davor noch nie Kontakt zu anderen Personen gehabt hatte, die wie er waren. Jedenfalls nicht in seinem Alter. Seine Eltern waren zwar mit einigen dieser Leute befreundet und er durfte sie auch schon ein paar mal in die Winkelgasse begleiten, aber er hatte noch nie gleichaltrige
Nicht-Muggel kennengelernt.

James Potter war ein Zauberer.

Genauso wie all die anderen im Zug, der ihn an den Ort bringen würde, wo schon die größten Zauberer ihrer Zeit alles über Magie gelernt hatten. Dorthin wo jeder so war wie er und er die schönsten Jahre seines Lebens verbringen würde.

Hogwarts.

Mit großen Augen durchquerte er den Gang voller lärmender Schüler. Ein Schwarm kleiner Kanarienvögel flog zwitschernd an ihm vorbei, wobei sie sein Ohr nur knapp verfehlten.

Inzwischen war er am Ende des Waggons angekommen und lugte neugierig in das Abteil. Es war volkommen leer. Erleichtert öffnete er die Schiebetür und ging hinein. Besorgt sah er seine schweren Koffer an. Er würde es niemals schaffen sie allein, auf die davor vorgesehene Gepäckablage zu heben. Für sein Alter war er noch recht schmächtig, was sich im Laufe seiner Jugend völlig verändern würde.

Plötzlich betrat ein Junge den kleinen Raum. Er war groß und schlaksig, sein Haar war dunkel und er grinste ihn spöttisch an: ,,Sitzt da jemand?'', fragte er ohne eine Begrüßung. Mit einer Hand deutete er auf die weichen Sitze. James schüttelte stumm den Kopf.

Der Junge nahm seine Koffer und legte sie problemlos auf dem Regal ab. Als er sah, dass James immer noch unschlüssig da stand, fragte er mit gerunzelter Stirn: "Brauchst du Hilfe mit dem Gepäck?''. James rümpfte zerknirscht die Nase: "Ja. Ich krieg's alleine nicht da hoch!''.

Das Grinsen des Jungen wurde breiter und er griff danach und verstaute es sicher auf der Ablage, ohne ein Anzeichen der Anstrengung: ,,Bist wohl zu klein, was? Ich bin Sirius'', er ließ sich auf das weiche Polster fallen und reichte ihm seine Hand: "Sirius Black".

James setzte sich ihm gegenüber und schüttelte sie leicht : ,,James Potter. Ist das dein erstes Jahr?''.
,,Jep, und bei dir? Deiner Größe nach zu urteilen wohl auch, was?''.

Sirius' Dreistheit ging James langsam gewaltig gegen den Strich. So klein war er nun auch nicht, Sirius war einfach nur ungewöhnlich groß für einen Elfjährigen: "Ja", meinte er daher nur unwillig.
Hoffentlich waren die anderen Schüler in Hogwarts weniger arrogant.

Sirius jedoch schien äußerst erpicht auf ein Gespräch zu sein und fragte: "Was denkst du, in welches Haus du kommst?''.
James sah nachdenklich in die Luft. Darüber hatte er sich schon oft den Kopf zerbrochen, jedesmal mit dem gleichen Ergebnis: Solange er nicht nach Slytherin kam, war ihm alles Recht:
,,Ich weiß es nicht! Vielleicht Gryffindor oder Huffelpuff. Meine Mutter war jedenfalls in Gryffindor''.

Sirius verzog das Gesicht zu einer missmutigen Miene: "Wenn ich Pech habe, stecken sie mich nach Slytherin. Meine ganze Familie war dort, aber ich mag die Schlangen nicht! Wenn ich selbst entscheiden könnte würde ich nach Gryffindor gehen!".

Mit einem unangenehmen Quitschen wurde die Abteiltür aufgeschoben und ein etwas untersetzter Junge kam herein gestolpert. Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen: ,,Ist hier noch frei?'', piepste er schüchtern.

Sirius nickte grinsend: ,,Jep, Kleiner. Ich bin Sirius und das ist James. Fühl dich wie zu Hause!''. Der Junge enspannte sich ein wenig und ließ sich von Sirius mit dem Gepäck helfen. Zaghaft ließ er sich neben James nieder und reichte beiden seine wülstige Hand: ,,Ich heiße Peter''.

Peter war strohblond, etwas pummelig und hatte einen verkniffenen Mund. Er erinnerte James umgehend an eine Ratte.

Kaum hatten er es sich gemütlich gemacht, wurde die Tür ein weiteres mal aufgeschoben und ein hagerer Junge steckte den Kopf ins Abteil. Narben zierten sein Gesicht und verliehen ihm ein verruchtes Aussehen, das James augenblicklich Respekt zollte.

Er hieß Remus Lupin und war, ebenso wie die anderen Drei, im ersten Jahr auf der Schule. Er hatte ein Buch unter den Arm geklemmt, dass er sofort aufschlug, sobald er sich gesetzt hatte.

Während der Zugfahrt verstand James sich immer besser mit ihnen und sogar Sirius erschien ihm am Ende nur noch halb so eitel.
Und doch hätte er nie geahnt, dass sie einmal seine besten Freunde werden würden, die für einander durchs Feuer gingen und dass einer aus diesem Abteil, eines Tages ihn und seine Frau verraten würde und damit deren Todesurteil unterschrieb.

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Heyyyyy!

Ich bins wieder: Der Plastikpokal (bin ein Mädel, nicht wundern!)

Meinungen, konstruktive Kritik?
Bin für alles offen!

Man liest sich...

Everybody needs enemies  (Rumtreiber ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt