Etwas Wahres und etwas Gutes

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Draco

Der Schnee lag bereits hoch, auf den Ländereien, welche das Schloss umgaben. Und ich? Ich stand auf dem Astronomiturm, dort wo ich oft mit Lizi gestanden hatte. Sie war wieder zu Hause und ihre Briefe klangen zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder optimistisch und gefasst. Ich bezweifle, das sie irgendjemand die Wahrheit erzählt hat, aber ich glaube das sie es brauchte zu Hause zu sein, nicht in der Schule, eine Familie um sich zu haben, um sich langsam zu erholen. Sie würde nie wieder die alte werden, aber das musste sie auch nicht, nur wieder gesund.
Es war komisch gewesen, ich hätte erwartet, das alle neugierig fragen würden was mit Lizi los war, wenn ich zurück käme, aber niemand fragte, sie war den meisten egal und dafür hasste ich die ganze Bagage, nur ihre Freundinnen Nata, Jillian und Leyla hatten gefragt. Ach ja und zu meiner Überraschung, in einem unbeobachteten Moment, Ginny Weasley.
Sie war am leben und sie würde es auch weiter bleiben, aber sie würde noch länger zu Hause bleiben und ich hatte hier wichtige Dinge zu erledigen.
Das war doch der totale Mist!
Wie konnte es irgendwann so weit kommen? Wie konnte das aus meinem Leben werden? Aus meinem perfekten, guten und bequemen Leben?
Ich hatte mir immer vorgestellt das alles so bleiben würde wie früher, Ansehen, ein Vater der alles regelt und irgendwann eine perfekte Freundin.
Heute war alles ganz anders und ich hasste es!
Es war sooo schwer.
Nur der letzte Punkt, das war mir inzwischen bewusst, war nie gewesen was ich wollte, denn so hätte ich irgendwann eine Beistellblondine gehabt und keine Frau mit Charakter.
Oh Gott, wie ich sie vermisse, ihr Lachen, ihre Stimme einfach alles.
Ich werde sie wieder sehen, Weihnachten und auch nach den Ferien! Das muss ich einfach!

Lizi

Ich lag auf meinem Bett, das Haus war ganz ruhig, aber nicht unangenehm. Vielleicht war das hier das was ich brachte, Zeit in einem richtigen Zuhause, wo ich geliebt wurde. Hier war alles betont entspannt im Moment, mein Vater bemüht sich nicht zu spät nach Hause zu kommen und Mum ist jeden Tag für mich da. Nur meine Schwestern fehlen.
Und sie fehlen mir ungemein, mit jedem Brief fehlen sie mir mehr und ich kann es nicht mehr erwarten, das sie nach Hause kommen.

Ich stand auf, keine Ahnung warum, aber ich tat es und ging zum Fenster, draußen trieb  Schnee vorbei und ich beobachtete ihn. Weiche, weiße Flocken ziehen vorbei und fallen lautlos auf den Boden zu den Millionen anderen ihrer Art und obwohl sie eine gigantische Masse bilden, ist jede anders als die anderen.
Wie Menschen, in London sah man immer große Massen, aber wenn man genau hinschaut erkennt man die Individuen.

Ich drücke meine Stirn an die Scheibe. Sie ist wunderbar kühl, also bleibe ich eine Weile so stehen und ich tue etwas, was ich in letzter Zeit öfter versucht habe.
Mich erinnern, an eine Zeit die Ewigkeiten entfernt ist, die aber vielleicht perfekt war.
An die Kindertage, weit entfernt von denen bei meiner Großmutter und an die Frau die mit mir in einem schönen Garten auf dem Boden saß und an den Mann der mich strahlend auf den Arm nahm.
In meinen Träumen sah ich sie, immer wieder.
Die langen Haare meiner Mutter, ihr Lächeln und das strahlen der Augen meines Vaters, sie waren wundervoll, diese Erinnerungen.
Immer wieder wollte ich mich in ihnen verlieren, in dieser Zeit, die ich eigentlich nie gekannt habe, von der ich aber glaube das sie existiert hat.
Und vielleicht wird sie auch irgendwann wieder existieren. Ich weis nur nicht wann und wie, immer wieder suche ich einen Ausweg, für mich, für Draco, für alle.
Immer stärker wird Voldemort und immer schwächer das Licht in dieser Welt. Ich will einmal mit meinen Kinder auf dem Rasen vor diesem Haus sitzen und ich will nicht das ich von Auroren aus diesem Traum gerissen werde, wie meine Mutter und mein Vater.
Ich will eine glückliche Zukunft haben, ich will nicht mehr das traurige Mädchen sein, was vergewaltigt wurde und sterben wollte, ich will wieder leben.

Ich lege den Kopf in den Nacken, weg von der kühlen Scheibe und starre einen Moment an die Decke, dann gehe ich zum Schreibtisch.
Seit Tagen liegt dort ein Brief, den ich nicht geöffnet habe.
Er ist von meiner Mutter.
Ich nehme ihn in die Hand, das Pergament ist schwer, ich gehe zum Bett setze mich, mache die Nachttischlampe an und atme tief ein.
Ich öffne den Brief .

Liebste Lizi,
Ich weiß das ich nie für dich da war oder zumindest nicht in einem Zeitrahmen, das du dich daran erinnern könntest, denn die Entscheidungen, die ich in junger Unbesonnenheit getroffen habe, haben mich viel zu früh von dir getrennt, dass heißt aber nicht, das ich dich nicht liebe und mir nie etwas sehnsüchtiger gewünscht hätte, als dich wieder zu sehen. Und es schmerzt mich nichts mehr als zu wissen, das es dir unerträglich schlecht ging, aber ich nicht für dich da war. Ich hätte all deine Schmerzen tragen sollen, hätte immer für dich da sein sollen, aber das war ich nicht.
Es tut mir leid.
Aufrichtig und von ganzem Herzen.
Ich liebe dich und dein Vater hat dich auch geliebt, bis zu seinem letzten Atemzug, hat er dich geliebt und verehrt, du warst immer seine Prinzessin. Auch wenn das nichts gut macht, du warst immer sein Lebensmittelpunkt und bist heute noch meiner, weil du meine Tochter bist.
Ich weiß das du es bei Amanda und John gut hast, trotzdem sollst du wissen, dass ich immer für dich da bin und immer alles für dich tun werde.
Ich liebe dich
Deine Mutter

Mein Herz rast und Tränen laufen über meine Wangen, das Papier fällt aus meine Fingern. Ich weine eine Weile, über die Worte meiner Mutter, denn sie haben mich berührt wie schon lange nichts mehr. Sie haben mein Herz erreicht und meine Sehnsüchte erfüllt, nach Liebe und Wahrheit.
Ich starre auf das Papier und sehe das ein Foto heraus gefallen ist, ich hebe es hoch und sehe es an.
Es zeigt meine Eltern und mich. Wir lachen. Ich bin klein, vielleicht ein Jahr alt höchstens anderthalb und ich trage ein rosafarbenes Kleid, mit gelben Rosen darauf. Im Hintergrund ist das schöne Haus in Ogmore. Meine Eltern strahlen so und sehen perfekt aus, wie in meinen Träumen. Ich weine heftiger und lasse mich in meine Kissen fallen. Ich drücke das Foto an mich und schließe meine Augen, um mich in den Erinnerungen zu vergraben und in dem Anblick dieses Bildes.
Es ist kostbar, denn es zeigt etwas Wahres und Gutes aus meinem Leben, von dem ich nicht sicher wusste, dass es existiert hat.

Slytherin HeartsWhere stories live. Discover now