16 - Es wird Zeit

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Westlich vom Fernsehturm Pirskava

Langsam blieb mir die Luft weg. Der Gewehrriemen und die Einsatzweste zerrten an meiner Ausdauer. Die hungrige Zombiemeute war immer noch hinter mir her. In guten 20 Meter Entfernung folgten sie mir unter lautem Gebrüll und Gekreische. In den kurzen Atempausen die ich einlegte, kamen die Untoten bis auf zehn Meter heran, bevor ich wieder losrannte um den Abstand zu vergrößern. Schließlich wurde der abschüssige Berg von einer schmalen Straße unterbrochen, die nach Norden verlief. In meinem Kopf durchkämmte ich mein Gedächtnis. Diese kleine Landstraße musste in Richtung des Ortes Bor verlaufen. Und südlich von Bor, so wusste ich, stand der Fernsehturm. Ich wandte mich kurz um, warf einen Blick auf die Zombies und dann auf den Himmel. Die oberste Antennenspitze war noch zu erkennen. Ich entschloss mich der Straße nach Norden zu folgen, um dann wieder rechts abzubiegen und auf Alex und Koslow zu stoßen. In einem leichten Joggingtempo rannte ich neben der Straße in Richtung Inselinneres. Die Untoten dachten gar nicht daran von mir abzulassen. Der Wind ließ nun etwas nach und auch der Regen schien nicht mehr so stark vom Himmel zu kommen. Meine Glieder schmerzten fürchterlich. Automatisch wurden meine Schritte langsamer und ich wandte mich erneut zu den Zombies um. Ihre Blicke waren noch gieriger geworden. Ich hob meine Waffe und unter schnellem Atemzügen feuerte ich nun präzise auf die Untoten. Eine infizierte Frau fiel zu Boden, hinter ihr brachen zwei Männer zusammen. Der Mann, der mir die AK-33 vorgestellt hatte, hatte nicht gelogen. Das Magazin war verdammt schnell leer geschossen. Eiligst lud ich meine Waffe nach und dann musste ich auch schon wieder weiter rennen, denn die Horde war bis auf gute fünf Meter an mich heran gekommen. Als ich ein paar Schritte weiter nach Norden gerannt war, rutschte mir fast das Herz in die Hose als ich die Straße entlang sah. Auf einmal waren mehrere Untote lediglich zwanzig Meter vor mir auf der Straße. Kein Zweifel, auch sie hatten mich bemerkt und marschierten auf mich zu. Verdammt! Jetzt saß ich wirklich in der Patsche! Ich beschleunigte mein Laufpensum und feuerte während des Laufens auf die Untoten vor mir. Es war als wäre ich in ein Wespennest von Zombies geraten. Es schien so, als würden Untote mein gesamtes Sichtfeld ausfüllen. Doch ich kämpfte weiter, gnadenlos und allein. Mit jeder Kugel die den Lauf meiner AK verließ, wuchs die Panik weiter in mir. Schließlich blieb mir nur noch eins: Wegrennen! Wie in einem Labyrinth irrte ich durch die Untoten, die mich ergreifen und beißen wollten, doch ich fand eine Lücke und entkam nur knapp dem sicheren Tod. Ich nahm alle Kraft zusammen und stürmte weiter Richtung Norden, bloß weg von den Zombies!

Kasachstan - Fort Schewtschenko

Östlich der Insel Khoiba befindet sich die kasachische Hafenstadt Fort Schewtschenko in einer schwierigen Situation. Obwohl die Kasachisch - Turkmenische Front hunderte Kilometer weiter südlich verläuft, befinden sich etwa 300 amerikanische Soldaten in der kleinen Stadt. Mehrere Patrouillen ziehen stündlich durch die Straßen. Obwohl die Kasachen offiziell mit den Amerikanern verbündet sind, misstrauen die Einwohner und die ortsansässige Polizei dem Geschehen. Doch niemand wagt etwas zu sagen oder zu tun. Währenddessen unterhalten sich einige amerikanische Wissenschaftler am Sandstrand, der nur wenige Meter von der Hauptstraße entfernt liegt. Die heiße Sonne knallt ununterbrochen vom blauen Himmel. Die Unterhaltung der Männer ist durch die angrenzenden Wellenbrecher für Unbefugte unhörbar. Trotzdem beobachtet ein Anwohner von seinem Wohnzimmerfenster aus, angeregt die Männer am Meer die miteinander diskutierten. Nach einigen Minuten greift er zum Mobiltelefon, wählt eine Nummer und spricht einige russische Wörter. Anschließend legt er auf. Die Amerikaner planten etwas, das wusste sogar er und er war nur ein einfacher Informant. Als er erneut nach Westen blickte, sieht er dunkle Wolken über das Meer in seine Richtung ziehen.

Westlich vom Fernsehturm Pirskava

Ich musste dringend zu Alex und Koslow zurückkehren. Die Zeit um wegzurennen war vorbei. Ich wandte mich um und sah meinen Verfolgern entgegen. Sie waren einiges an Metern zurückgefallen, doch ans aufgeben dachten sie noch lange nicht. Doch ich würde auch nicht aufgeben. Als ich mich wieder umwandte um weiter zu laufen, lief ich fast gegen ein Straßenschild. Verwundert las ich die kyrillischen Buchstaben und war sogleich schockiert. Bor , verkündete das rostangefressene Schild. Als ich die Straße weiter entlang blickte, sah ich einen Dachgiebel hinter einer Abzweigung und zwei Schornsteine, die ich Wohnhäusern zuordnete. Ich war zu weit nördlich. Doch bevor ich darüber nachdenken konnte, wie ich mich verlaufen haben könnte, musste ich schon wieder das Weite suchen, denn die Untoten kamen mir wieder gefährlich nahe. Doch ich durfte auf keinen Fall Bor bertretten, denn hier konnten noch mehr Zombies lauern. Ich rannte rechts von der Straße zurück auf die grün-gelbe Wiese in Richtung Osten. Immer wieder blickte ich nach rechts, doch ich konnte im Süden die hohe Spitze des Fernsehturms nicht ausmachen. Nur keine Panik Ivan, redete ich mir gut zu. Nachdem ich Bor erfolgreich gemieden hatte, baute sich nun vor mir ein dichter Wald aus hohen Fichten auf. Ohne nachzudenken, um kurvte ich die ersten Bäume und rannte in ihren dunklen Schatten.




DayZ Teil II - Tödliche AttackeWhere stories live. Discover now