1 - Russland

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Day Z - Tödliche Attacke

Kapitel 1 - Russland

Es hieß früher einmal, was du nicht mit deinen eigenen Augen gesehen hast, daran glaube auch nicht. Dieser Satz ist so bedeutungslos geworden wie die Tatsache das es keine Sicherheit gibt. Menschen sind keine gerechten oder gnädigen Wesen. Sie tun was sie tun müssen. Für sich. Für das größere Wohl. Was sie tun, das ist meist ungerecht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass so etwas wie Gerechtigkeit nicht existiert.

Als sich im Jahre 2014 die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten auflöste, stand die Russische Föderation plötzlich alleine da. Das größte Land der Erde war mit einem Schlag ohne Verbündete. Der russische Präsident versuchte den nationalen Unmut und das endlose Gerede über die Auflösung damit zu beseitigen, indem er die Armee in die Ost-Ukraine einmarschieren ließ. Europa und Vorderasien reagierten entsetzt. Deutlich zu spät schickte die Europäische Union ihrem ukrainischen Verbündeten Truppen zur Unterstützung. Ohne amerikanische Hilfe mussten sich die EU-Truppen bereits nach einigen Wochen, in der großen Schlacht bei Poltava, geschlagen geben. In einem unglaublichen Tempo rückte die kampferprobte russische Armee bis vor die Tore von Kiew vor, währenddessen im Süden russische Panzer Odessa besetzten. Die ukrainischen und europäischen Verbände zogen sich nach Polen zurück und planten einen Gegenangriff. Doch bevor dieser ausgeführt werden konnte, bot der russische Präsident einen Waffenstillstand an, unter der Bedingung, die Ost-Ukraine würde ein eigenständiger Staat der sich permanent an Russland bindet. Hintergrund für diese Forderung war zum einen zweifelsfrei, die eigene Bevölkerung milde zu stimmen, zum einen aber auch die überwiegend pro-russische Bevölkerung im Osten der Ukraine einzubürgern.

In ihrer Verzweiflung stimmte die EU dem Vorschlag der Russen zu. Damit versetzte sich diese noch im selben Jahr den Todesstoß. Der amerikanische Präsident warf der Führung der Union Schwäche und Feigheit vor. Die Bevölkerung der Europäischen Union fürchtete, dass Russland den Krieg bald fortsetzen würde. Der Konflikt führte zu massiven Straßenprotesten in Brüssel, Berlin, München, Paris, Wien, Innsbruck, Bordeaux und Warschau. Noch während der aufgebrachte Mob auf den Straßen ihre Wut an den Sicherheitskräften ausließ, löste sich die Europäische Union Ende 2014 auf. Zerstritten und ohne Führung standen die Staaten Europas am Anfang des Jahres 2015 alleine da. Der russische Präsident begrüßte dieses Ereignis mit Wohlwollen, denn ein mächtiges Bündnis im Westen war damit beseitigt.

Während der Krisenzeit in Europa hatte sich die Volksrepublik China eilends mit Japan und Indien verbündet und hatte sich anschließend in aller Ruhe Korea, Nepal, Tibet, Taiwan, Bangladesh, Hongkong, Macau und Bhutan einverleibt. Das neue „China-Imperium" bildete nun eine der verbleibenden zwei Weltmächte. Die andere ewige Macht lag auf der anderen Seite des Pazifiks. Die Vereinigten Staaten von Amerika wirkten mit ihrem ausgeklügelten Bündnissystem, wie ein unantastbarer Riese dem keiner trotzen konnte.

Im Frühling des Jahres 2015 überschritten in der Morgendämmerung kasachische Infanterieverbände, unterstützt von amerikanischen M1 Abrams Panzern, die kasachisch-turkmenische Grenze. Die Politiker in Astana begründeten ihren Überraschungsangriff damit, dass Kasachstan auf das Öl um Türkmenbasy und Balkanabat angewiesen sei. Die U.S. Regierung unterstütze das Vorhaben der Kasachen, mit denen sie ein Bündnis eingingen. Russland griff in den Vorfall nicht ein, es blieb als Beobachter still auf der anderen Seite des kaspischen Meeres. Mit Hilfe des Fernsehturms „Pirskava", welcher auf der russischen Insel Khoiba steht, konnten die Russen die unverschlüsselten amerikanischen Funksprüche empfangen und so den als „Turkmenistankrise" bezeichneten Krieg mit verfolgen. Der vorzeitige Höhepunkt der Auseinandersetzung fand auf dem Meer statt. Die moderne und größere kasachische Flotte vernichtete nach Stunden die turkmenischen Kreuzer. Die Zeichen standen auf Sieg für Kasachstan. Meine Erinnerungen an diese Ereignisse wurden nur von einer deutlich schlimmeren Katastrophe überschattet: Den Ausbruch eines Virus auf meiner Heimatinsel. Über Nacht verwandelte es meine Freunde, meine Nachbarn, einfach jeden auf der Insel in einen untoten Zombie, welche nur ein Ziel haben: Lebendige Menschen beißen und sie damit ebenfalls infizieren.

Ich jedoch hatte überlebt und war schließlich entkommen. Zusammen mit einer Frau konnte ich von der Insel Khoiba und ihren grauenvollen Monstern entkommen.

Mein Name ist Ivan. Ivan Dimitrij Jatuslav. Und das ist die Fortsetzung meiner Geschichte.

Astrachan

Wir dachten wir hätten den Horror überstanden. Wir dachten jetzt ist alles vorbei. Wir hatten uns geirrt...

Nachdem uns Soldaten der russischen Armee in Komorovo aufgelesen hatten, wiegten wir uns in Sicherheit. An Bord eines Helikopters flogen wir dem Schrecken über das Kaspische Meer davon. In Astrachan, auf dem russischen Festland, landeten wir. Alex blieb weiterhin nah bei mir.

„Alles ist gut, keiner tut dir mehr was", beruhigte ich sie.

„Ich werde dieses Gefühl nicht los, dass jeden Augenblick einer von Ihnen auftaucht."

Ich nickte verständnisvoll. Als wir zusammen über das Flughafenfeld in Richtung Terminal gingen, nahmen uns Militärpolizisten in Empfang.

„Bitte folgen Sie uns", forderte einer der Männer uns streng auf.

Wir taten wie uns geheißen. Ich war bisher nicht oft auf dem Festland gewesen. Astrachan war eine gräulich wirkende Stadt, wenige Kilometer vom Kaspischen Meer entfernt. Ihre verdreckten Straßen machten keinen freundlichen Eindruck. Von Regierungsbeamten wurden wir allerdings in ein luxuriöses Hotel in der Innenstadt gebracht. Essen hatten wir bereits am Flughafen erhalten. Großen Hunger verspürte ich jedoch nicht. Aber die Gier nach Antworten...die überkam mich auf einmal.

„Entschuldigen Sie Sir?", fragte ich einen der Beamten, die permanent in unserer Nähe blieben.

Er sah mich mit einem abschätzendem Blick an und zog die Augenbrauen hoch.

„Was?"

„Wollen Sie uns nicht aufklären, was wir da draußen durchstanden haben?", fragte ich noch einigermaßen freundlich.

Der Beamte sah seinen Begleiter an. Dieser schüttelte langsam den Kopf. Die Männer wandten sich ab und wollten weggehen, doch ich hielt sie zurück.

„Sie sind uns eine Erklärung schuldig!", schrie ich beide an.

Alle Anwesenden wandten sich zu mir um, einige schüttelten aufgebracht mit dem Kopf. Mir war das gleichgültig.

Die Männer schoben mich zur Seite und schritten auf die Ausgangstür zu. Im gehen rief mir einer von beiden noch zu:

„Freu dich doch das du noch lebst, du Inselaffe!"

Sie verließen die Lobby und stellten sich vor die gläserne Eingangstür, um beide eine Zigarette zu rauchen. Bereit den beiden hinterher zu rennen, ballten sich meine Fäuste. Doch ein sanfter Druck am Arm ließ mich nicht losrennen.

„Lass sie, aus denen kriegen wir nichts heraus", sagte Alex sanft. Sie stand seitlich neben mir. Ihr Blick sah durch die weite Eingangstür hinaus auf die Straßen Astrachans.

„Ich bin müde Ivan. Sehr müde." Dann fiel sie mir in die Arme. Ich musste unwillkürlich lächeln. Mit Alex auf meinen Armen liegend, ging ich in Richtung Aufzug. Sie schlief bereits tief und fest, so erschöpft war sie.

DayZ Teil II - Tödliche AttackeWhere stories live. Discover now