Kapitel 26

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Trevor

Maddie verspannt sich sofort unter mir, starrt auf meine vernarbte Brust. Ihre Atmung wird wieder schneller und ihre Augen toben, allerdings nicht, weil ich immer noch in ihr stecke. Sie hat Panik. Als sie ihre zittrigen Finger in Richtung meines Oberkörpers bewegt, entziehe ich mich ihr und stehe vom Bett auf. Die Tür knallt hinter mir, als ich ihr Schlafzimmer verlasse und die Zweite, als ich ihr Bad betrete. Bin ich denn von allen guten Geistern verlassen? Was ist los mit mir, dass ich nicht mal daran denke, mein verficktes Shirt anzubehalten? Sie hat meine größte, okay zweitgrößte, Schwachstelle entdeckt, weil ich schwanzgesteuerter Bastard nicht ein einziges Mal mein Gehirn einschalten kann. „Fuck!", brülle ich, ohne es wirklich zu wollen, bevor ich beginne auf die Fliesen an der Wand einzuschlagen.
Fünf Minuten und eine geprellte Hand später habe ich mich wieder beruhigt und starre auf mein Spiegelbild. Ich hasse nichts mehr, als den Anblick dieses verzweifelten Gesichts. Es ist eine Demütigung, mich selbst so ansehen zu müssen.
Mir fällt ein Stein vom Herzen als ich hinter den Handtüchern im Schrank die Ibuprofen Verpackung entdecke, die ich hier vor einiger Zeit versteckt habe. Als ich das Tütchen mit den kleinen Pappstückchen zwischen den Tabletten hervorziehe muss ich grinsen. Ich habe so lange nichts derartiges genommen, dass mein Herz schneller zu schlagen beginnt. Damit Dylan und Cody es nicht finden habe ich es hier versteckt, da wo niemals jemand nachsehen würde. Die beiden würden mich umbringen, wenn sie wüssten, dass ich davon noch etwas im Haus habe, anders als Caden, der davon weiß. Besonders begeistert ist er darüber auch nicht aber er weiß, dass ich es im Notfall brauche und jetzt gerade ist eben ein Notfall. Ich hole mir eins heraus, teile es mit der Nagelschere in der Mitte und lege es mir auf die Zunge. Die Packung lege ich zurück in ihr Versteck, wickle die andere Hälfte in ein Stück Klopapier ein und schiebe es in meine Hosentasche. Ich warte nicht auf die Wirkung, sondern gehe direkt zurück zu Maddie. Ich muss sie ziemlich verschreckt haben, so wie sie in der hintersten Ecke des Betts sitzt, die Decke bis ans Kinn gezogen und mich kaum ansieht, als ich das Zimmer betrete.
„Hey Prinzessin.", sage ich. Keine Reaktion. Ich setze mich direkt vor sie, sodass sie mich ansehen muss. „Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe, Baby. Das war..." Ich halte kurz inne, überlege was genau ich sagen soll. „Das war nicht deine Schuld, ich habe einfach nur..." Weiter komme ich nicht, denn Maddie beginnt mit ihren kleinen Händen auf meine Brust einzuschlagen. „Du verdammtes Arschloch! Natürlich war das nicht meine Schuld!", ruft sie wütend. Ich würde sie gerne ernst nehmen doch kann es spätestens ab dem Zeitpunkt nicht mehr, an dem ihr die Decke ein Stück runter rutscht und ich wieder freie Sicht auf ihre wunderschönen Brüste habe. „Baby, beruhige dich. Es tut mir leid, okay?" Ich schaue sie eindringlich an und fange ihre Hände ab, damit sie endlich aufhört auf mich einzuschlagen, als wäre ich eine Trommel. „Warum bist du so, Trevor? Was habe ich dir denn angetan? Seit ich hier bin behandelst du mich wie Dreck. Du hasst mich, dann fickst du mich, dann hasst du mich wieder und dann willst du mich wieder ficken. Ich verstehe dich nicht. Was ist dein Problem mit mir?" In genau dem Moment, in dem sie den letzten Satz ausspricht, weiß ich es. Ich sehe es in ihren Augen und plötzlich wird mir glasklar, wieso ich sie am Anfang nicht hier haben wollte und wieso ich mich in ihrer Gegenwart so komisch verhalte. Ich sehe sie in ihren Augen. Fuck!
„Ich würde dich gerade so gerne küssen, Madelyn.", hauche ich, mehr ungewollt als gewollt. Ihre Augen weiten sich und als ich ihre Handgelenke loslasse, schlägt sie nicht wie erwartet weiter auf mich ein. Ihre linke Hand legt sich an meine Wange, ihre rechte umfasst meine Hand. „Was ist mit deiner Hand?", flüstert sie, als hätte ich ihr nicht gerade offenbart, dass ich sie küssen will, obwohl ich nie irgendeine von unseren Schlampen küsse. „Nicht wichtig.", murmle ich und merke langsam, wie das LSD in meinem Körper beginnt zu wirken. Ohne ein Wort steht Maddie auf, nackt wie sie ist und kommt kurze Zeit später mit einer Salbe und Verbandszeug wieder. Ich merke kaum, wie sie meine Hand verarztet, bin viel zu sehr darauf fokussiert, was für eine Erkenntnis ich gerade hatte und leider macht ihre Krankenschwester Aktion es nicht besser. Maddie benimmt sich ganz genauso wie sie  damals. Ich ertrage das nicht. Ich muss irgendwas dagegen tun.
„Baby.", beginne ich. „Entspann dich. Bitte." Wie auf Knopfdruck setzt sie sich wieder neben mich, zieht sich die Decke über den Körper und mustert mich. Ihre Augen glänzen schon wieder. „Geht es dir gut?", haucht sie. Ich nicke bloß, fange mit meiner unverletzten Hand eine ihrer Tränen auf. „Du weinst so viel.", bemerke ich. „Ich liebe es, wenn du weinst aber du solltest damit aufhören, sonst bekommst du Kopfschmerzen." Was?  Ich hauche ihr einen Kuss auf ihre Stirn und starre auf ihre Lippen. Das alles passiert, ohne dass ich es wirklich wahrnehme. Fuck, ich hätte auf Dylan hören sollen als er meinte, dass ich die Scheiße bloß nicht mehr nehmen soll, wenn ich einmal clean war. Andererseits ist es schön abzuschalten. „Küss mich Trevor. Bitte.", flüstert sie flehend. Ich bin so kurz davor einfach alle meine Regeln für sie fallen zu lassen und ihr das zu geben, was sie sich wünscht aber ich kann nicht. Irgendwas in meinem Kopf schreit ganz laut NEIN und darauf werde ich hören. „Ich kann dich nicht küssen, Baby...", hauche ich, dicht vor ihren Lippen. „Aber ich kann dir etwas besseres geben. Schließ deine Augen."
Ohne jegliche Nachfragen  nickt sie und schließt ihre Augen, was mein Herz flattern lässt. Sie vertraut mir blind. Mit meinem Zeigefinger an ihrem Kinn und meinem Daumen an ihrer Unterlippe deute ich ihr, ihren Mund zu öffnen. Sie geht meinem stummen Befehl nach und ich mustere sie, während ich die andere Hälfte der Pappe aus meiner Hosentasche ziehe und aus dem Papier wickele. „Zunge raus." Auch diesem Befehl folgt sie und ich lege ihr die zweite Hälfte auf die Zunge, bevor ich wieder mit meinen Fingern anweise, den Mund zu schließen. „Warte bis es sich aufgelöst hat, okay?" Sie nickt brav und als sie ihre Augen öffnet, sehe ich wieder sie. Aber diesmal  ganz deutlich. Es ist, als würde sie direkt vor mir sitzen. Olivia.
Mein Herz beginnt unnatürlich schnell zu schlagen, als würde es mir gleich aus der Brust springen, Schweißtropfen bilden sich in meinem Nacken und ich bereue jetzt schon, dieses Teufelszeug wieder angerührt zu haben. Ich bin sowas von am Arsch. Und diesmal endgültig.

Our Girl - wir brauchen dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt