Kapitel 10

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Caden

„Du denkst zu oft an sie." Verwirrt schaue ich Trevor an. „Tu nicht so, du denkst an Madelyn. Sie wird schon nicht sterben, weil du ein paar Stunden nicht da bist und selbst wenn, dann ist es halt so. Hier laufen viel heißere Frauen herum, die zum Beispiel." Er zeigt auf eine schwarzhaarige, schlanke Frau mit gemachten Brüsten und Silikonarsch. Ganz nach Trevors Geschmack. „Dein Frauengeschmack lässt sowieso zu wünschen übrig, aber jetzt mal ganz ehrlich, du würdest Maddie auch ficken, wenn sie wollen würde."
„Wollen würde? Sie will. Siehst du nicht, wie sie mich immer anschmachtet? Ich wette gestern im Pool hat sie sich gewünscht, dass ich auch dabei bin." Ich muss schmunzeln. Trevors Ego anzukratzen, ist jedes Mal aufs Neue lustig, er lässt sich viel zu schnell provozieren. „Ich denke nicht, dass sie dich wollen würde. Sie steht auf good boys wie mich und Cody." Natürlich würde sie ihn wollen. Jede Frau würde ihn wählen, wenn sie die Möglichkeit dazu hätte. „Wetten wir, dass ich es innerhalb 48 Stunden schaffen werde, sie rumzukriegen?" Er streckt mir seine beringte Hand entgegen, welche ich, ohne zu zögern ergreife. Jetzt habe ich ihn genau da, wo ich ihn haben wollte. Manche Menschen und ganz besonders Trevor, muss man eben manchmal zu ihrem Glück zwingen.

„Und?" Ich zünde mir eine Zigarette an und schiebe sie mir zwischen die Lippen. „Wo ist sie? Ist sie gegangen?" Dylan grinst. „Zehn Minuten allein mit Cody haben gereicht, um sie umzustimmen." Auch er nimmt sich eine Zigarette. „Heißt nicht, dass du unmd Trevor weiterhin so scheiße zu ihr sein könnt, nochmal lässt sie sich sicherlich nicht überreden."
„Keine Sorge, ich habe mit ihm geredet, er wird sich zusammenreißen." Ich kann nur hoffen, dass er sich wirklich zusammenreißt und sie nicht noch mehr abschreckt, wie er es mit jeder anderen tut. Jede Frau, die etwas mit Trevor hatte, war am Ende entweder verstört oder tot. Ja, tot. Richtig tot. Leblos. Tot hätte Maddie weniger Nutzen für uns, aber ob sie verstört wird, ist mir eigentlich relativ egal. Sie muss nur freiwillig bei uns bleiben. Ich will sie ungerne auf einen Stuhl im Keller fesseln, wie Trevor es getan hätte.
„Können wir reden?" Maddies sanfte Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Ich sage nichts, nicke nur und laufe hinter ihr her in den Garten. „Tut mir leid wegen gestern, ich wollte nicht so mit dir reden. Es ist so nett von euch, dass ihr mir geholfen habt und mich jetzt hier wohnen lasst. Ich war einfach so sauer auf Trevor und..." Ich unterbreche ihren Gefühlsausbruch mit einem langen intensiven Kuss. Es ist süß, wie schuldig sie sich fühlt, obwohl sie keinen Grund dazu hat. Cody muss ihr ganz schön ins Gewissen geredet haben, während Trevor und ich unterwegs waren. „Wofür war der?", haucht sie, als ich mich von ihr löse. „Ich küsse dich einfach gerne." Sie lächelt und diesmal berührt es ihre Augen. „Komm her." Ich lehne mich auf der Gartenliege zurück und breite meine Arme aus, in die sie, ohne zu zögern hinein krabbelt.
Meine Finger fahren durch ihr weiches Haar, streicheln ihr über den Kopf und sie scheint es zu genießen. Ihre Atmung ist ruhig, ganz entspannt. Im Gegensatz zu gestern Morgen ist sie friedlich. „Meinst du, es war falsch?" Ihre Stimme zittert ein wenig, sie ist nervös. „Das mit uns...im Pool. Ich habe doch einen Freund, naja..." Die zittrige Stimme bricht und ich spüre warme Tränen über meine Arme kullern. „Hat es sich denn falsch angefühlt?" Ich streiche immer noch beruhigend über ihr Haar, während sie sich noch mehr an meine Brust drückt. „Nicht wirklich, nein. Erst als du es angesprochen hast habe ich angefangen darüber nachzudenken und jetzt geht es mir nicht mehr aus dem Kopf." Ein leichtes Lächeln legt sich auf meine Lippen. Sie hat sich Gedanken über meine Worte gemacht. „Theoretisch bist du ihm zwar fremdgegangen aber laut Cody hat er es nicht anders verdient. Der Typ hat keine einzelne Träne verdient. Außerdem Maddie, hat er ein einziges Mal versucht dich zu erreichen, seit du hier bist?" Natürlich hat er, sie weiß es nur nicht. „Du hast Recht." Sie wischt sich die Tränen weg und hebt ihren Kopf. „Danke, dass ihr auf mich aufpasst und mich beschützt." Oh Madelyn, wenn du wüsstest, dass du jemanden brauchst, der dich vor uns beschützt. Wortlos drücke ich ihr einen Kuss auf den Scheitel und zaubere ihr damit ein zufriedenes Lächeln auf ihre schönen Lippen.
„Sag es mir nochmal, was meinte er?" Ich verdrehe die Augen. Zum dritten Mal erkläre ich den Jungs nun, dass man mir am Telefon gesagt hat, wir sollen uns Samstag Abend an einem Treffpunkt befinden, den man mir noch per SMS mitteilen würde. „Du weißt nicht, wer es war? Keine Nummer, nichts?"
„Nein Dylan, die Nummer war unterdrückt und die Stimme verzerrt, zum dritten Mal." Er hebt entschuldigend die Hände.
„Ich hab dein Handy schon mit dem PC gekoppelt, die SMS mit der Adresse müsste direkt bei mir hier ankommen. Sobald sie da ist, werde ich die Nummer zurückverfolgen." Trevor sitzt bereits angespannt vor seinem PC und schlägt beinahe seine Finger in die Tasten. „Weiteres Problem, wer bleibt bei Maddie?" Während er weiterhin den Bildschirm anstarrt, schauen Cody, Dylan und ich uns abwechselnd an. Als wir alle nicken, steht die Entscheidung fest und die Antwort sprudelt gleichzeitig aus uns heraus. „Trevor." Zu meiner Überraschung sagt er nichts, verdreht nur die Augen und widmet sich wieder dem Bildschirm.
„Meint ihr, das geht gut? Nicht, dass wir Maddies Überreste am Ende doch von einem Stuhl im Keller abkratzen müssen." Cody grinst und auch ich muss mir ein Lachen verkneifen. Dylan hingegen sieht uns nur ernst an. „Er wird sie gut behandeln und nett sein, oder Trevor?"
„Ich werde sie höchstens bis in den Himmel und zurück in die Hölle vögeln, die Therapiestunde danach kann einer von euch übernehmen, wenn ihr wieder da seid." „Immerhin wird er sie weder ignorieren noch bis zum Suizid bringen, seht es positiv.", scherzt Cody.
„Lacht nur, hinterher wird sie euch alle nicht mehr wollen, wenn sie es einmal mit mir erlebt hat aber keine Sorge, ich teile gerne mit euch." Grinsend wendet Trevor sich wieder dem Bildschirm zu. Als ein Benachrichtigungslaut ertönt, starren wir alle gleichzeitig auf die aufleuchtende SMS und jedem einzelnen von uns bleibt die Luft weg.
20 Uhr. Granby Row, Manchester. Bringt Alissa mit und kein Wort zu niemandem.

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