Kapitel 21

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Dylan

Ich denke, wir machen unsere Sache ganz gut. Madelyn ist jetzt seit knapp zwei Wochen bei uns und macht keine Anstalten mehr, irgendwohin gehen zu wollen. Sie wäre auch schön blöd, hier hat sie alles, was sie braucht und was sie will. Caden und Cody machen sich gut darin, sie um den Finger zu wickeln und auch Trevor hat sich verbessert.
Gerade beobachte ich sie, wie sie im Garten auf der Wiese sitzt und mit den Hunden spielt. Sie sieht so süß und unschuldig aus. Ihr Lächeln ist wunderschön aber vor allem ist es echt. Die Jungs haben gute Arbeit geleistet aber langsam werde ich nervös, eigentlich müsste es bald so weit sein. Bis jetzt kam noch kein Zeichen, nicht mal eine Nachricht oder sonst irgendwas. „Alles okay? Du wirkst irgendwie..." Cody hält inne, überlegt wahrscheinlich, was der passende Ausdruck wäre. „Angespannt?", fügt Trevor hinzu, welcher plötzlich hinter uns erscheint. „Ich bin nicht angespannt aber findet ihr es nicht auch komisch, dass wir noch kein Zeichen oder irgendwas in der Art erhalten haben? Von niemandem?", frage ich die beiden.
„Ehrlich gesagt ist mir das gar nicht so aufgefallen. Es sind doch erst zwei Wochen und..."
„Was Cody sagen will ist, dass es ihm nicht aufgefallen ist, weil er sich schon Hals über Kopf in die kleine Prinzessin verliebt hat.", unterbricht Trevor ihn. In meinem Hals bildet sich ein schwerer Kloß. Natürlich ist es mir nicht entgangen, wie Cody sich in ihrer Nähe verhält, aber es von einer zweiten Person zu hören, lässt es real werden. Er darf sich nicht in sie verlieben, sein Herz wird mindestens genauso brechen wie ihres, wenn nicht sogar schlimmer. Ich will ihn nicht leiden sehen, nicht nochmal. Ich will keinen von ihnen leiden sehen aber Cody ist am sensibelsten. Caden und Trevor sind schon abgehärtet, die stecken Verluste einfacher weg. Ich lege eine Hand auf Codys Schulter und sehe ihn mitfühlend an. „Du darfst dich nicht in sie verlieben, das weißt du oder?" Er nickt sofort und schaut beschämt zu Boden. „Ich gehe zu Alissa, bis später.", murmelt er, bevor er mich mit Trevor alleine lässt.
Wir stehen stumm da und beobachten Caden, der gerade zu Maddie in den Garten geht und sie von hinten mit seinen Armen umschlingt. Ich höre nicht was sie sagt aber sie lächelt ihn so schön an, dass ich Cody für einen kurzen Moment verstehen kann. Er muss sich vorerst von ihr fernhalten, bis er seine Gefühle wieder in den Griff bekommen hat und damit ihr das nicht auffällt wird es wohl Zeit für mich, aus dem Schatten zu treten. Ich habe mich schon oft mit ihr unterhalten, ihr Tipps gegeben, sie vor Trevor verteidigt und sie lag auch schon ein paar Mal weinend in meinen Armen wenn ihr alles zu viel wurde aber mehr war da nicht. Während die anderen sie mit Sex dazu gebracht haben ihnen zu vertrauen habe ich es durch meine herzliche Art geschafft, schaffen auch nicht viele.
„Ich bin eigentlich nur gekommen um dir zu sagen, dass ich die beiden Typen ausfindig gemacht habe, die diese Smileys an die Türen geschmiert haben." Trevor reißt mich aus meinen Gedanken und ich werde sofort hellhörig. „Und?"
„Nichts. Irgendwelche No Names, die nicht mal einen Instagram Account besitzen. Ich schätze sie haben sie bezahlt."
„Hmm.", mache ich bloß und richte meinen Blick wieder auf Caden und Maddie, die geradewegs auf uns zu kommen. Maddie strahlt, wie immer, Caden zwinkert uns zu.
„Wo ist Cody?", fragt sie, als sie uns erreicht haben.
„Der hat auch noch ein eigenes Leben.", brummt Trevor.
Ihre Augen werden groß, dann beginnen sie zu schimmern. „Tut mir leid, ich weiß, ich wollte nur..." Caden unterbricht sie, indem er ihr eine Hand an die Wange legt und eine ihrer Tränen auffängt. „Alles gut Maus, Trevor hat nur einen Witz gemacht." Maddie schaut unsicher zu mir, als ich ihr seine Worte mit einem Nicken bestätige sieht sie zu Trevor. Auch er nickt und ich glaube es kaum, doch ein kleines Lächeln ziert seine Lippen. „Komm her." Sie gehorcht, macht ein paar kleine Schritte auf ihn zu und lässt sich von ihm in seine Arme ziehen. „War nicht so gemeint, tut mir leid.", murmelt er in ihr Haar. Hat Trevor sich gerade bei ihr entschuldigt? Trevor? Wirklich? Was macht diese Frau mit ihnen?
„Kommst du kurz mit? Ich wollte dich noch etwas wegen der Kameras fragen." Nun ist es Caden, der mich aus meinen Gedanken holt. Trevor nickt, drückt Maddie einen Kuss auf de Stirn und flüstert ein „Bis später Prinzessin.", bevor er sich mit Caden auf den Weg nach oben macht.
Einen kurzen Moment schaue ich ihnen noch hinterher, dann drehe ich mich zu Maddie. Ich kann immer nur wieder betonen, wie wunderschön ich diese Frau finde. Wie sie da steht, in ihrem mintgrünem Sommerkleid, die Haare zu einem Dutt gebunden, leichte Sommersprossen im Gesicht verteilt. So unendlich schön.
„Lust auf einen Spaziergang?", frage ich, woraufhin sie sofort nickt. Wir schnappen uns beide Hunde und machen uns auf den Weg in den Wald, wo wir die Hunde frei laufen lassen. „Ist alles okay mit dir?" Ihre Stimme klingt besorgt.
„Mach dir um mich keine Sorgen Liebes, bei mir ist immer alles in Ordnung.", versuche ich sie zu besänftigen. Wir laufen weiterhin schweigend nebeneinander her, bis wir vor einer Bank zum Stehen kommen und Maddie sich darauf fallen lässt. Ich tue es ihr gleich. „Hat Trevor sich vorhin wirklich bei mir entschuldigt? Was ist mit dem denn los?", sprudelt es plötzlich aus ihr heraus. „Also nicht, dass es mich stört, auf keinen Fall aber es ist gewöhnungsbedürftig."
„Ich glaube, du hast ihm ein bisschen den Kopf verdreht, Schatz.", antworte ich und stupse mit meinem Zeigefinger ihre Nase an. Sie antwortet nicht, wird bloß rot und sieht mich grinsend an.
„Was ist dein größtes Geheimnis, Madelyn?", frage ich sie. Trotz meiner ruhigen Stimme zuckt sie bei der Frage merklich zusammen. Sie überlegt lange, bis sie mich wieder ansieht. „Ich habe niemanden mehr." Es ist kein Flüstern mehr, sie haucht ihre Antwort bloß. Mein mitfühlender Blick legt sich sofort auf mein Gesicht, meine Hand umschließt ihre. „Was ist mit deinen Eltern?", frage ich vorsichtig. „Meine Mom sitzt im Gefängnis seit ich zehn bin, mein Dad ist ein Jahr vorher gestorben."
„Und wo hast du all die Zeit gelebt?"
„Mein Onkel, Dads Bruder ist bei uns eingezogen, als er gerade gestorben war. Mom hatte eine Affäre mit ihm."
Ich schlucke. Ich wusste, dass ihr Dad tot ist, Cody hat es irgendwann während ihrer gemeinsamen Schulzeit herausgefunden aber das mit ihrer Mom tut mir leid.
„Und was ist deins?", fragt sie leise. Wie dumm kann man sein und sich nicht vorher auf diese Frage vorbereiten? Es ist doch klar, dass sie mich das selbe fragen wird. „Ich habe schreckliche Alpträume.", lüge ich. Wobei, ganz gelogen ist es nicht. Früher hatte ich wirklich keine ruhige Nacht, aber die Zeiten sind längst Geschichte. Maddie nickt verständnisvoll. „Darf ich fragen, wieso?"
„Es gab eine sehr traumatische Nacht in meiner Jugend und seitdem habe ich nie wieder ruhig geschlafen."

Our Girl - wir brauchen dichWhere stories live. Discover now