kapitel 29 - leah

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LEAH

Ich war lange nicht mehr so nervös vor einer Probe, wie heute. Eigentlich habe ich mich gut eingelebt, ich verstehe mich mit allen drei Bandmitgliedern mehr oder weniger gut und ich habe keine halbe Panikattacke mehr, wenn ich zur Probe gehe, aber heute ist alles ein bisschen anders.

Dominic hat mich geküsst.

Und ich habe ihn geküsst.

Wir haben uns geküsst.

Mehrmals. Um Himmels Willen.

Meine Wangen röten sich allein bei dem Gedanken und ich spiele nervös mit meinen Händen, während ich ganz langsam auf das Garagentor zugehe und all meinen Mut zusammen nehme. Zwei Tage sind vergangen, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Ich kann kaum glauben, was passiert ist. Wie wir uns gestritten haben, ich so wütend war, dass ich ihn angeschrien und beleidigt habe, Johnny und seine Bank und wie wir uns schließlich auf der Straße geküsst haben, ich auf dem warmen Asphalt und er über mir.

Ich kann es kaum glauben. Ich weiß gar nicht, wie ich ihm gegenübertreten soll. Ich glaube nicht, dass ich seinem Blick standhalten kann.

Mittwoch morgens hat er mich zur Schule gefahren, weil ich all meine Sachen schon mit zu ihm genommen habe, und ich habe mich gefühlt wie in einem Film, als ich von seinem Motorrad gestiegen bin und den Helm abgesetzt habe. Aber jetzt ist Freitag und wir haben weder über das geredet, was passiert ist, noch irgendeine kleine Textnachricht ausgetauscht und ich bin verunsichert.

Wir sind nicht zusammen, oder? Ist man automatisch mit jemandem zusammen, sobald man sich küsst? Nein, ich glaube nicht. Außerdem glaube ich nicht, dass er das wollen würde. Meine Gedanken machen mich nur noch mehr verrückt. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich verhalten soll.

Ich atme tief durch und gehe die letzten Meter. Heute ist die letzte Schulstunde entfallen, deswegen bin ich früher da als sonst, aber Chase und Jackson sind eh immer schon vor mir in der Garage, deswegen sollte es zeitlich gut passen.

Als ich vor dem Tor stehe, höre ich schon gedämpfte Musik von drinnen und will gerade die angelehnte Tür aufdrücken, als ich plötzlich innehalte. Ich kenne das Lied, aber es ist keins von denen, die wir proben.

Mein Mund klappt auf und ohne zu zögern, trete ich durch die Tür. Die E Gitarre verstummt, Dominic, der auf dem Boden sitzt, zuckt zusammen und schaut auf.

„Fuck, Leah, du hast mich erschreckt." Sagt er, doch ich ignoriere ihn und stemme die Hände in die Hüften.

„Ich wusste es." Verkünde ich triumphierend und grinse, während sich seine Wangen kaum merklich röten. „Du bist geheimer Swiftie!"

„Vergiss es." Murmelt er, aber ich kann sehen, dass ihm die Situation peinlich ist. Es ist ein seltener Anblick und ich freue mich umso mehr darüber.

„Du bist viel früher da als sonst. Hast du geschwänzt?" Fragt er dann irritiert und ich schnappe nach Luft, ehe ich schnell den Kopf schüttele.

„Nein, natürlich nicht! Ich habe noch nie geschwänzt. Ich hatte Entfall. Und jetzt zeig mir, was du da gerade gespielt hast."

Er wirft mir einen strafenden Blick zu, nimmt jedoch die Gitarre wieder zur Hand. Ich habe meine vorherige Angst vergessen und setze mich kurzerhand vor ihm auf den Boden.

Ich finde die Tatsache, dass er Taylor Swifts Wildest Dreams auf seiner E Gitarre spielt, viel lustiger, als dass ich weiter nervös sein könnte.

Mein Grinsen wird immer breiter, während ich ihm aufmerksam zuhöre, als er beginnt. Ihm beim Spielen zuzuschauen ist immer so faszinierend. Seine Hand bewegt sich so schnell über das Griffbrett, entlockt dem Instrument die schönsten Töne, als wäre es ein Kinderspiel. Ich kann gar nicht wegschauen. Ich habe Wildest Dreams noch nie auf der E Gitarre gehört, aber es klingt überraschend gut. Wärme breitet sich in mir aus und als er schließlich aufhört, strahle ich ihn an.

ANTITHESISWhere stories live. Discover now