kapitel 38 - dominic

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DOMINIC

„Komm, schon, bitte! Man sieht es doch eh nicht, mit der Maske auf." Leah schaut mich mit ihren großen hoffnungsvollen Augen an, ihre kleine pinke Makeup Tasche in der Hand und ich verschränke die Arme, während ich vehement den Kopf schüttele. Sie steht vor mir, schaut anklagend auf mich herab, während ich entspannt auf einem der paar Sessel des Vorbereitungsraums sitze und zu ihr hochschaue. Zumindest war ich bis gerade eben noch entspannt. Ich wollte eigentlich nochmal ein paar Lieder durchgehen, bevor das Konzert beginnt, aber sie hat andere Pläne.

„Nein. Zum dritten Mal. Vergiss es."

Sie atmet unzufrieden aus und presst die Lippen zusammen.

„Es ist doch nur Eyeliner, keine komplette Makeup Routine! Das würde so gut an dir aussehen, ich weiß es!"

Ich verdrehe die Augen. Das Konzert beginnt in einer halben Stunde, wir haben schon den Soundcheck gemacht und sitzen jetzt alle im Raum hinter der Bühne, machen unser Ding und treffen ein paar letzte Vorkehrungen, aber Leah kam plötzlich auf die brillante Idee, ihr Makeup an mir auszuprobieren.

„Komm rüber, Zwerg, und mach's bei mir. Auf meinem Schoß ist noch Platz." Schaltet sich Jackson ein und zwinkert ihr anzüglich zu, woraufhin ich ihm ohne zu zögern einen tödlichen Blick zuwerfe, ehe mir einfällt, dass ich eigentlich gar nicht eifersüchtig bin. Warum auch. Ich habe keinen Grund. Es interessiert mich nicht, ich habe keine Gefühle für-

Aber da habe ich schon ihre Taille gepackt und sie auf meinen Schoß gezogen, sodass sie mir gegenübersitzt. Sie quietscht leise auf vor Schreck und ich verbeiße mir mein Grinsen. Ich liebe es, unerwartete Dinge mit ihr zu tun, denn sie macht immer dieses süße kleine Geräusch. Wie ein Quietscheentchen. Chase und Jackson wechseln einen unauffälligen Blick, der mir nicht entgeht. Wenn sie einen Kommentar abgeben, werfe ich gleich einen von Chases Schlagzeugstöcken.

Ich bin wirklich nicht eifersüchtig. Sie kann flirten mit wem sie will. Sie kann sogar küssen, wen sie will. Würde mich nicht stören. Ich würde vielleicht eine freundliche, höfliche Unterhaltung mit dem Waschlappen führen, den sie geküsst hat, aber mehr nicht. Meine Hand zuckt und ich balle sie unauffällig zur Faust. So wichtig ist sie mir ja gar nicht.

Aber mein Gehirn stoppt mich, bevor ich mich weiter darin hineinsteigern kann, wie gleichgültig sie mir ist, denn dann denke ich an letzte Nacht und mir wird ganz warm. Und ich muss zugeben, dass ich seit ich wach bin an nichts anderes gedacht habe. Wenn ich schon nicht über sowas reden kann, muss ich wenigstens mir selbst gegenüber ehrlich sein.

Ich habe sie gefragt, ob sie meine Freundin sein will. Was zur Hölle. Und sie hat ja gesagt, aus irgendeinem Grund. Also sind wir jetzt zusammen. Ich komme noch nicht ganz mit dem Gedanken klar, was ihr hingegen total leicht zu fallen scheint. Schon den ganzen Tag ist sie so gut gelaunt, dass sie trotz des Schlafmangels und ihren Verletzungen wie ein Flummi neben mir her hüpft und ich beschwere mich nicht. Ich sehe nichts lieber als Freude in ihren Augen. Sie leuchtet beinahe, wenn sie glücklich ist. Sie ist wie der letzte Sonnenstrahl des Herbsts, warm und sanft, aber trotzdem voller Kraft.

Meine Hände umfassen ihre Taille, ich ziehe sie ein Stück näher zu mir heran und plötzlich erinnere ich mich daran, wie ich sie gestern berührt und festgehalten habe, wie mein Name aus ihrem Mund klingt und ich spüre, wie mir heiß wird. Ich räuspere mich, bevor mir ihre Nähe zu sehr zusetzt und wir gleich ein ganz anderes Problem haben, als die amüsierten Blick der Jungs. Die Tatsache, dass sie auf meinem Schoß sitzt, ist nicht gerade hilfreich.

Oh fuck. Ich kann nicht glauben, dass ich eine Freundin habe. Es ist lächerlich, wie mein Herz zu klopfen anfängt und ich bemühe mich, mein dummes Grinsen zurückzuhalten.

ANTITHESISWhere stories live. Discover now